Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
suche ich. Ich werde dir für die Arbeit einer Nacht hundertmal soviel zahlen, wie du für einen Monat bei König Samuabi bekommst.«
Conan zog einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Dann trank er ausgiebig und lehnte sich zurück.
»Und was soll ich für Euch tun?«
Der Grüne holte eine Pergamentrolle aus dem Ärmel und schob sie Conan zu. Dieser breitete sie auf dem Tisch aus.
»Das ist die genaue Karte des Herrensitzes der Lady Zelandra. Kennst du sie?«
»Sie ist eine Zauberin und möchte am Hof König Sumuabis eine hohe Stellung einnehmen, nicht wahr?« Conans Stimme klang skeptisch.
»Das ist richtig. Seit dem Tod des Hofzauberers von König Sumuabi haben sich mehrere Bewerber gemeldet, darunter auch Lady Zelandra. Ich versichere dir, daß ihr Können weit überschätzt wird.«
Der Barbar verzog das Gesicht und rutschte unruhig hin und her. Wenn die Rede auf Zauberei kam, fühlte er sich stets unwohl.
»Cimmerier«, fuhr der Mann in Samt fort, »heute abend sollst du in Lady Zelandras Haus einbrechen, sie töten und für mich eine silberne Schatulle stehlen. Ihre Schatulle ist der Zwilling von dieser hier.«
Er stellte eine kunstvoll aus Silber gearbeitete Schatulle, so groß wie zwei Männerfäuste, auf den Tisch. Im gelben Kerzenlicht schimmerte sie wunderschön.
»Aus äußerst zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, daß Zelandras Schatulle der meinen in jeder Einzelheit gleicht. Es ist lebenswichtig, daß du die Schatulle holst und zu mir bringst. Ansonsten kannst du alles im Haus mitnehmen, was dir ins Auge sticht, es gehört alles dir. Sie bewahrt die Schatulle in ihren inneren Gemächern auf, wahrscheinlich neben ihrem Bett. Ich muß sie haben.«
Während des Sprechens wurde die Stimme des Mannes in Samt lauter, und die Worte überschlugen sich fast. Danach atmete er schwer, was in dem schallgedämpften Raum gut zu hören war. Seine Hände auf dem Tisch zuckten.
Der Cimmerier richtete sich kerzengerade auf. Sein mit Muskelsträngen bepackter Arm legte sich auf die Lehne, bis die Hand über dem Griff des Breitschwerts hing.
»Trotz aller Nachforschungen scheint Ihr mich nicht zu kennen«, sagte Conan. »Ich bin kein Meuchelmörder. Ich bekriege auch keine Frauen. Für diese Aufgabe müßt Ihr Euch einen anderen suchen.«
Der Mann in Samt zuckte zusammen, als hätte der Cimmerier ihn geschlagen. Gulbandas Züge verhärteten sich zu einer Maske der Wut.
»Ich zahle gut«, stieß der Grüne mit erstickter Stimme hervor. »Einen Raum voll Gold. Du brauchst nie wieder zu arbeiten. Du wärst ein reicher Mann und könntest dich den Rest deines Lebens nach Herzenslust mit Wein, Weibern und Gesang ergötzen.«
Gulbanda ließ die Arme zu beiden Seiten sinken. Conans Hand ruhte auf dem Schwertgriff. Eine tödliche Spannung breitete sich in dem engen Raum aus, so giftig wie eine Viper.
»Sucht Euch einen anderen für diesen Auftrag«, wiederholte der Barbar.
»Du weist mich ab?« zischte der Mann unter der Kapuze. »Nun denn! Glaubst du, meine Nachforschungen beschränkten sich allein auf deine Laufbahn als Dieb? Ich weiß, wo du dich während der letzten Jahre aufgehalten hast, Amra! Es gibt in ganz Shem keine Stadt, die nicht mit Freuden den blutrünstigsten Piraten des westlichen Ozeans am Galgen aufknüpfen würde! Du wirst tun, was ich sage, oder ich werde dafür sorgen, daß du deine letzten Tage in den Händen König Sumuabis grausamen Folterschergen verbringst.«
Statt einer Antwort schleuderte Conan den Stuhl gegen die Tür und sprang gleichzeitig mit gezückter Klinge auf die beiden Männer zu. Der Grüne fiel, sprachlos vor Schreck, vom Stuhl. Gulbanda trat sofort vor ihn hin, um ihn vor dem tobenden Barbaren zu schützen. Die Klinge des Leibwächters sauste nach oben, als die des Cimmeriers nach unten zuckte. Stahl traf auf Stahl. Gulbanda taumelte beim Parieren der Wucht des schweren Breitschwerts. Der Krieger vermochte sich kaum über die unfaßbare Kraft des Gegners zu wundern, als er sich schon gegen das Feuer blitzschneller Schläge wehren mußte. Der Cimmerier schwang die schwere Klinge so leicht, als wäre sie ein schlankes Rapier, und brachte den Leibwächter in eine verzweifelte Verteidigungslage, indem er ihn gegen die Wand zurücktrieb und dort festnagelte. Gulbanda war in dem gnadenlosen Stahlsturm gefangen. Er sah, wie sich Conans Gesicht anspannte. Ihm wurde kalt bis ins Mark. Der Leibwächter blockierte die schweren Schläge des Cimmeriers und hoffte, daß die
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