Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Dankbarkeit essen«, murmelte Conan vor sich hin. »Aber wahrscheinlich würde eine Hungersnot durch eine Dürre verursacht werden und dann wären die Flüsse nur noch spärliche Rinnsale.« Er knotete das andere Ende der Schnur um einen Ankerstein am Ufer. »Man muss sie in den Zeiten der Fülle genießen.«
»Da kommt jemand«, verkündete Inos mit ihrer Piepsstimme. Sie beobachtete eine Bewegung flussaufwärts. Auch alle anderen wandten die Augen in diese Richtung. Durch das Gebüsch näherte sich ihnen eine lange Stange mit einem Metalldorn an der Spitze. Das Rauschen des Flusses hatte bis jetzt jeden Laut übertönt, den der Mann bei seiner Annäherung verursacht hatte.
»Ho, wer da?«, rief Conan. Ein Mann trat dicht vor ihm aus dem Gebüsch. Es war ein Sohn der Wüste. Sein glatt rasiertes Gesicht war von der Sonne tief gebräunt, das schwarze Kraushaar kurz geschnitten. Um den staubigen Burnus trug er einen Gürtel, an dem ein blanker Säbel hing. Die Kapuze hatte er nach hinten auf den Stiernacken geschoben. Die Stange war ein schlanker mannshoher Speer, dessen Spitze in einen langen geschwungenen Dorn auslief.
Verblüfft blieb der Mann vor der kleinen Schar stehen und grinste leicht dümmlich, wobei man seine starken gelbfleckigen Zähne sah.
»Willkommen, Fremder! Sei gegrüßt!«, rief Conan freundlich mit dem Dialekt der südlichen Wüste. »Komm her und teile unser Mahl und ...« Blitzschnell zog er seinen Ilbarsi-Dolch aus dem Boden, wohin er ihn gesteckt hatte, und schleuderte ihn durch die Luft. »... unsere Gastfreundschaft.«
Die Klinge bohrte sich ins Brustbein des Fremden, knapp unterhalb der Kehle. Der Fremde griff nach seinem Säbel, doch die Bewegung blieb nur ein krampfartiges Zucken. Dann sank er auf die Knie. Ein dunkler Blutstrom ergoss sich aus dem Mund, ehe er auf den Rücken fiel. Sein Speer landete in der kalten Asche der Feuerstelle.
»Wa... warum hast du ihn getötet?«, fragte Inos mit verängstigter Stimme. »Wollte er unseren Fisch stehlen?«
»Auf, auf, Kinder!«, befahl Conan und nahm den langen Speer auf. »Bei allen Göttern und Göttinnen, das ist kein Fischspeer! Der ist dazu gemacht, um eure Stadtwachen aufzuspießen und wie Fische von der Mauer zu holen! Auf jetzt! Folgt mir! Und bleibt dicht hinter mir. Alle!«
Conan hob noch schnell sein Schwert auf, nahm die kleine Inos unter den Arm und lief los. Den Speer des Nomaden hielt er in der linken Hand. Er war sicher, dass die Kinder mit ihm Schritt halten würden. Er irrte sich nicht, da in diesem Augenblick Ezrels Stimme dicht hinter ihm ertönte.
»Conan, das ist nicht der Weg zum Stadttor!«
»Wir haben nicht genug Zeit, um das Zolltor zu erreichen«, rief Conan zurück. »Gewiss sammeln sich schon seine räuberischen Kumpane.«
»Und das Nordtor?«
»Zu weit!«, erklärte der Cimmerier. »Folgt mir, wir brauchen kein Tor.«
Die Kinder blieben ihm dicht auf den Fersen. Jabed und Felidamon hielten sich an den Händen. Vor ihnen erhob sich die hohe glatte Stadtmauer. Das einzige Lebenszeichen war ein Gesicht unter einem Helm, das herabschaute und ihr Nahen mit plötzlichem Interesse beobachtete. Als Conan den misstrauischen Blick sah, rief er hinauf: »Rufe die Reserve herbei, du dämlicher Angeber! Eure Stadt wird angegriffen!«
An der Mauer hob der Cimmerier den Speer in die Höhe. Dieser war lang genug, um den Dorn über den äußeren Rand des Wehrgangs zu haken. Conan packte Inos bei den kurzen Hosen und hob sie zum Speerschaft hoch. Als Nächsten griff er sich Jabed, damit dieser das kleinere Kind antrieb. »Los, ihr beiden, klettert hinauf!«, befahl er. »Ich weiß, dass ihr das könnt. Ich habe gesehen, wie ihr die Palmen hinaufgeflitzt seid.«
Er hielt den Speerschaft unten mit zwei Händen und schaute zu, wie die beiden Kinder oben vom Wachhabenden auf den Wehrgang gezogen wurden. Dann schob er Felidamon hinauf. Obgleich sie ein Mädchen war, so kletterte sie so schnell und geschickt wie jeder Junge hinauf. Als Letzter kam Ezrel an die Reihe. Der große Junge hatte bereits einen Fuß auf Conans gebeugtes Knie gestellt, als er innehielt. »Geh du zuerst!«, sagte er. »Für dich ist es leichter, den Speer von oben her zu halten. Dann klettere ich hinauf.«
»Nein, Junge.« Der Cimmerier schüttelte ungeduldig die blauschwarze Mähne. »Der Haken wird nie und nimmer mein Gewicht tragen – vielleicht nicht einmal deins, wenn ich den Speer nicht von unten stütze. So, los jetzt!« Er deutete mit dem
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