Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
jetzt schon?« Dann wischte er mit einem Taschentuch das geronnene Blut von seiner Säbelspitze.
Zaius ließ sogleich ein halbes Dutzend seiner Tempelkrieger antreten und befahl ihnen barsch, auf dem Wehrgang zurückzumarschieren. Die beiden Stadtwachen neben Conan folgten der Schar, allerdings nicht im Stechschritt. »Komm auch mit, Fremdling«, rief ihm einer zu. »Schließlich bist du einer der beiden Helden des heutigen Tages.«
»Wohin? Zum Palast?«, fragte Conan und ging widerstrebend mit. »Ist es nicht zu früh, die Stadtmauer zu verlassen? Was ist, wenn die Nomaden nochmals angreifen?«
»Die neue Wache übernimmt unseren Platz«, erklärte der Soldat. »Sollten sie uns brauchen, werden sie rufen. Keine Angst, die Söhne der Wüste greifen nur sehr selten mehr als einmal am Tag an.«
»Ja, ein Nomadenüberfall jedes Jahr ist ein wahres Vergnügen«, meinte sein Kamerad. »Das hält uns in Übung – abgesehen natürlich von denen, die den Angriff nicht überleben«, fügte er hinzu und lehnte sich auf die Seite, um auf das halbe Dutzend toter Qjarer zu blicken, die unten an der Mauer lagen.
»Sie greifen die Stadt wirklich nur so selten an?« Der Cimmerier schritt schnellen Schritts weiter.
»In manchen Jahren ist es schlimmer als in anderen«, antwortete der redselige Wachsoldat. »In den Ländern im Süden herrscht eine schreckliche Dürre. Für manche Stämme ist es schwer zu überleben. Die Nomaden heute waren hauptsächlich Khifaren, Khadaren und Azilis. Das sieht man an der Befiederung der Pfeile. Sie greifen Städte aus schierer Verzweiflung an. Entweder machen sie große Beute oder sie kehren mit Kamelen ohne Reiter zurück.« Er lachte. »Weniger Mäuler zu stopfen. So oder so hilft es ihnen zu überleben.«
Während Conan mit den beiden Wachen hinter den Tempelkriegern marschierte, liefen die Bewohner der Stadt unten an der Mauer in dieselbe Richtung und jubelten ohne Unterlass. Die Rampen nach unten waren von den Ersatzleuten und den Helfern für die verwundeten Soldaten verstopft. Die Helden stiegen nicht nach unten, sondern marschierten oben auf dem Wehrgang der Mauer weiter.
Schon bald lösten sie sich von der Menge, da diese durch das Tor das Tempelviertel betrat. Dessen innere Mauer war nahezu so hoch wie die äußere Stadtmauer, allerdings weniger massiv. Dahinter bot sich Conan ein Anblick, der ihm bisher versagt geblieben war. Obstbäume und Lustgärten umgaben die hohen Säulen des Tempels und des königlichen Palastes.
Sadithas Tänzerinnen und die Schar der Anhänger liefen durch die Gärten. Doch die Tempelkrieger und Conan bogen auf einen erhöhten Weg ein, eine Art Damm, der durch das Gelände um den Tempel herum direkt zur Zitadelle führte. Sie schritten durch einen Torbogen, der gleichermaßen befestigt war wie die Stadttore. Auf dem großen inneren Hof erwartete sie eine jubelnde Menge. In der Mitte des Hofs stand auf einem Podest die königliche Familie Qjaras.
Alle drei trugen glänzende Zeremonienrüstungen. Symbolisch sollte das darauf verweisen, dass sie den Überfall erfolgreich abgewehrt hatten, wenngleich auch nicht eigenhändig. Afriandra lenkte Conans Blick über den Hof hinweg auf sich. Trotz ihrer Rüstung wirkte sie wie eine verwöhnte Prinzessin, die sie auch war. Hinter ihr standen die königlichen Eltern, König Semiarchos und Königin Regula.
»Bürger, Krieger und treue Anhänger Sadithas!«, begann der König seine Rede, sobald Zaius' Tempelkrieger sich in einer Reihe vor ihm aufgestellt hatten. »Der barbarische Angriff wurde niedergeschlagen, wie so viele zuvor.« Semiarchos war groß und von einer durchaus beeindruckenden Gestalt, obgleich sein Haar unter der schmalen Krone mit Sternen auf den Zacken weiß war. Er trug einen langen weißen Bart, dessen Locken sich auf dem ziselierten silbernen Brustharnisch kräuselten. »Der Bericht über den Verlauf der Schlacht und die Ruhmestaten der Helden wurden bereits für die Göttin gesungen. Unsere Verwundeten und Toten – Dank sei Saditha, dass es so wenige sind – werden eingesammelt und gesegnet. Auf der Stadtmauer sind dreifache Wachen postiert, falls neue Gefahren nahen sollten.
Wie es am Abend einer Schlacht Sitte ist, steht jedem Bürger, der sich dem Feind gestellt hat, eine besondere Wohltat von Qjaras König zu. Auf meinen Befehl hin werden diese Wohltaten jetzt unter euch verteilt. Für die Verwundeten und Toten erhalten die Witwen und Frauen die Ehrengabe.«
Während seiner letzten
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