Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
das starke Getränk. Ihr müsst wissen, dass es für sie das erste Mal war, da wir es ihr bisher nicht gestattet haben, so etwas zu trinken. Aber ich bin sicher, bis heute Abend geht es ihr wieder gut.«
»Wie auch immer«, sagte Anaximander. »Es ist ein wahrer Segen für euch, eine so empfindsame, schöne Tochter zu haben. Gewiss liebt ihr sie sehr und könnt es kaum erwarten, dass sie euch in den zukünftigen Jahren viel Freude schenken wird. Ich bete zum großen Votantha, dass er euch alles gewähre, was ihr so überreich verdient.«
Nachdem Prinzessin einen Heiltrank eingenommen hatte, schlief sie den gesamten Nachmittag in ihrem Gemach. Als sie schließlich erwachte, sah sie durch das Fenster die Umrisse eines Hünen, der draußen in der Abenddämmerung stand.
»Conan«, stieß sie überrascht hervor und hob den Kopf. Benommen blickte sie ihn an. »Wie kommst du hierher?«
»Seit ich bei dem Überfall auf die Stadt herausgefunden habe, wie leicht man über die Stadtmauer kommt, vermochte ich mich nur mit Mühe fern zu halten.« Er spähte umher und war bereit, jederzeit die Flucht anzutreten. »Ich habe gespürt, dass irgendetwas mit dir nicht in Ordnung war. Und jetzt finde ich dich hier tief schlafend, obgleich es noch nicht dunkel ist. Wahrscheinlich hat man dir ein Rauschmittel gegeben. Was ist geschehen, Mädchen?«
»Ach, nichts, Conan ... nur die Belastung der königlichen Geburt und die Mühen, einen ausländischen König unterhalten zu müssen und ...«
»Du hast wieder Narcinthe getrunken, nicht wahr?« unterbrach sie der Cimmerier. »Das sehe ich daran, wie deine Augen unstet umherschweifen.« Er trat an ihr Bett. »Was ist mit der Tür? Kann man sie verschließen?«, fragte er. »Ich möchte es nur wissen, weil ich um deine Sicherheit besorgt bin.«
»Sei unbesorgt. Keiner tritt ein, ohne zuvor zu klopfen. Ich brauche niemanden einzulassen.« Sie glitt etwas beiseite und winkte Conan. »Komm her und setz dich zu mir, wenn du hier bist, um mich zu trösten. Allerdings ist es seltsam, von einem gigantischen Krieger getröstet zu werden, der nur Helm und Beinschienen trägt. Was ist mit dem goldenen Schwert um deine Mitte? Ist das echt oder ist es Teil einer Vision?«
»So töricht bin ich nicht, mich in einen Königspalast zu schleichen, ohne mein Ilbarsi-Schwert mitzunehmen. Doch es ist keine schimmernde Zierde.« Conan kniete neben das Bett, um schamhaft seine Blöße zu verbergen. »Nun, Kleine, haben deine Visionen über die Zukunft dich so erschreckt?«
»Oh, Conan, es war grauenvoll!«, sagte sie, als würde sie sich soeben erinnern. »Ich sah den fremden Gast meiner Eltern – Axander oder so ähnlich heißt er. Seine Gesichtszüge waren überaus seltsam. Plötzlich bildeten sich tiefe Runzeln. Sein Kopf wurde zu einem verbrannten Schädel, an dem verkohlte Fleischfetzen hingen. Es war entsetzlich. Ich fürchte, dass sich Grauenvolles ereignen wird.« Sie seufzte.
»Nun, diese Prophezeiung ist leicht zu erklären«, versicherte ihr Conan und strich ihr übers Haar. »Vielleicht geht sein Zelt auf dem Heimweg in Flammen auf. Ich will wissen, was mit Zaius ist? Wegen des bevorstehenden Zweikampfs muss ich ihn im Auge behalten. Hast du ihn in einer Vision gesehen? Und was ist mit deinen Eltern?«
»Hör auf, Conan. Ich flehe dich an! Ich vermochte nur den königlichen Besucher zu sehen. Alles andere war verschwommen und ... ich hatte Angst, hinzuschauen. Deshalb habe ich auch das Bewusstsein verloren.« Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte leise.
»Schon gut, ich bin ja da, Mädchen!« Conan schob sich aufs Bett und legte den Arm um die Prinzessin. Sie schmiegte sich an ihn und lehnte – immer noch schluchzend – den Kopf an seine breite Brust.
Er gab sich große Mühe, die Prinzessin gebührend zu trösten. Das nahm sehr viel Zeit in Anspruch und währte bis in den späten Abend. Zweimal klopfte jemand schüchtern an die Tür, doch Afriandra war erstaunlich geistesgegenwärtig und erteilte laut und barsch Befehle, worauf sich die Störenfriede sogleich zurückzogen. Afriandra gab sich sogleich wieder den atemberaubenden Tröstungen des Cimmeriers hin, als wäre nichts geschehen.
Doch schließlich rollte sie auf die Seite und zündete die Öllampe auf dem Tisch neben dem Bett an. Das Licht tauchte das Schlafgemach in schwaches, waberndes Gold. In diesem schimmernden Licht wirkte das Bett wie eine Insel im Meer, auf der sich die beiden Menschen wie ermüdete Schwimmer
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