Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Schwertmeister wurden von Sadithas Tempeltänzerinnen unterhalten, alles unter den gestrengen Blicken der Königin Regula. Die jungen Frauen wirbelten zu den Klängen der Musikanten umher. Ihre fast akrobatischen, ja gewagten Sprünge muteten in der Nähe des heiligen Tempels etwas seltsam an. Anschließend führte Sharla ein so verblüffendes Solo vor, dass es die Schamröte in das Antlitz des Königs von Sark trieb. König Semiarchos und seine Gemahlin lachten über seine Scheu.
Dann endete Sharlas Tanz. »Also, wahrlich, ihr Qjarer seid offene und von Natur aus gute Menschen. Ihr habt auch keine übertriebene Angst, einen Fremden durch irgendeine Kleinigkeit zu beleidigen. Es wird mir eine ausgesprochene Freude sein, mit euch in Zukunft zu verhandeln. Das sehe ich jetzt schon. Ich hoffe, ihr gebt mir Gelegenheit, mich für dieses unterhaltsame Vergnügen durch eine ähnliche Vorführung erkenntlich zu zeigen. Meine Wesire haben mir erklärt, dass der rituelle Tanz in eurer Stadt eine hoch geschätzte Form des Ausdrucks sei, und so ist es auch in meiner Stadt Sark. Deshalb, meine Freunde, werden jetzt meine Tänzer und Tänzerinnen in einem Tanz die heilige Weissagung der Heirat Votanthas vorführen.«
Seine Tänzer und Tänzerinnen hatten sich zu beiden Seiten des Raums aufgestellt. Sobald der König in die Hände klatschte, begannen sie mit ihrer Vorführung. Man hörte nur das Scharren ihrer Sandalen auf dem glatten Steinboden. Ein Paar, ein junger Mann und eine junge Frau, hatten sich von der Garde Schwerter ausgeborgt. Zaius hatte zwar dagegen protestiert, doch König Semiarchos hatte es persönlich gebilligt. Die beiden schlanken Gestalten sprangen und wanden sich, um einen heftigen Zweikampf nachzuspielen.
Es war ein atemberaubendes Spektakel, das mit einem triumphierenden Hochzeitsmarsch und einem lebenden Bild endete. Der schöne junge Mann und die schöne junge Frau, die so geschickt mit den Schwertern gekämpft hatten, vereinigten sich auf einem Altar, den Tänzer und Tänzerinnen bildeten. Die restlichen Mitglieder der Tempeltänzer beteten die beiden in ihrer hochzeitlichen Umarmung an. Alle Zuschauer, vor allem auch die königlichen, waren hellauf begeistert.
Königin Regula vermochte die Tränen nicht zurückzuhalten. »Wunderschön ... wirklich wunderschön!«, stieß sie hervor. »Doch sage mir, König Anaximander, wie kannst du deine Künstler zu einem so vollkommenen Tanz ausbilden, in dem sie ohne jegliches Zaudern die Klingen wirbeln lassen, obgleich sie dabei das Wagnis eingehen, verwundet zu werden? Gewiss könnte ich viel von dir lernen. Nie ist es mir gelungen, dass meine Tänzer und Tänzerinnen unsere Göttin mit derartiger Genauigkeit ehren. Ich flehe dich an, verrate mir dein Geheimnis.«
Anaximander lächelte etwas hochmütig. »Teure Königin, wahrscheinlich rührt es von der Tatsache her, dass sie wissen, dass ihr König ein scharfes Auge für Einzelheiten hat und dass ich oft zuschaue und mir das Ergebnis sehr am Herzen liegt«, erklärte er. »Schließlich ist dieser rituelle Tanz von ungeheurer Bedeutung bei der Verehrung unseres Gottes Votantha.«
»Erkläre mir bitte die genaue Bedeutung, König«, sagte Regula. »Ich nehme an, dass der junge Held euer Gott Votantha ist, doch wer sind seine Feinde und wer die Schwertjungfrau, die er zur Gemahlin nimmt?«
»Ich vermag deine Fragen nicht genau zu beantworten«, sagte Anaximander. »Wie ich bereits sagte, ist es ein prophetischer Tanz. Er erzählt zukünftige Ereignisse bei den Göttern, nicht unbedingt auf dieser Erde. Doch falls du meine Vermutung hören willst ...«
»Saditha, unsere Göttin, ist eine Kriegerin«, warf König Semiarchos ein. »Laut unserer Tradition hat sie keinen Gefährten, dennoch ist sie eine Göttin der Familie und Fruchtbarkeit. Das lässt darauf schließen, dass es irgendwann und irgendwo einen Mann gegeben hat – einen Gott, nehme ich an. Mit Sicherheit kein gewöhnlicher Sterblicher.«
»Das entspricht haargenau meinen Überlegungen«, sagte Anaximander und nahm auf dem mit Blattgold überzogenen Sessel Platz. »Vielleicht wird sich ja die Prophezeiung noch zu unseren Lebzeiten erfüllen.«
»Du meinst, dass unsere Saditha deinen Votantha heiratet und damit das Bündnis zwischen unseren beiden Städten im Reich der Götter festigt? Was für ein inspirierender Gedanke!« Königin Regula warf einen Blick auf den muskulösen jungen Tänzer mit der olivfarbenen Haut, welcher den das Schwert
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