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Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene

Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene

Titel: Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
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Bemerkung. Nur seine dunklen, hellwachen Augen hingen wie gebannt an Anaximanders Lippen.
    »Alles in allem«, fuhr der König fort, »kann man meinen Besuch als vollen Erfolg bezeichnen, sowohl im Hinblick auf die Religion als auch im diplomatischen Sinn. Du musst wissen, dass man mich in der Stadt, im Palast und selbst in den Gemächern meiner Feinde willkommen geheißen hat.« Der König lachte laut. So offen hatte er sich noch nie einem Menschen gegenüber, der unter ihm stand, geäußert. »Aus erster Hand sah ich ihre Mitleid erregenden Schwächen, welche sie für unseren Gott Votantha so verhasst machen. Die Freigebigkeit, die lockeren Sitten, die moralische Verkommenheit ... und ihre widerliche Arroganz! Vorausgesetzt, dass die Laster anderer Menschen den ihren gleichen.« Der Herrscher verzog zutiefst angewidert den Mund. »Zum Glück fordern derartige Schwächen selbst zu ihrer Ausrottung auf. Sei gewiss, Priester, ich habe in jeglicher Hinsicht, in religiöser, politischer und spiritueller, den Weg für die Ankunft unseres großen Gottes geebnet.«
    »Dann darf ich annehmen, Hoheit, dass Ihr sie als Opfer an unseren heiligen Meister für geeignet haltet?« Khumanos hatte sein Mahl beendet und legte die Melonenschalen und die leere Flasche Dattelwein beiseite.
    »Ja, in jeglicher Hinsicht! Der Reichtum und lockere Lebenswandel, die üppigen Äcker und Felder sowie ihre überladene Pracht an den Gebäuden, ganz zu schweigen von ihrer rührenden Einfältigkeit, machen sie zu den bestmöglichen Kandidaten, die man in einem Feueropfer gen Himmel schicken kann! Jede Einzelheit ist genau so, wie ich sie in jener seltenen Vision geschaut habe, die unser huldvoller Gott mir schickte.« Anaximander nickte eifrig. Er schien in der schwankenden Sänfte von einem heiligen Feuer ergriffen zu sein.
    »Ich habe sie verhöhnt, weißt du. Doch in ihrer Selbstgefälligkeit haben sie es nicht gehört.« Der König schüttelte voller Verachtung den Kopf. »Möglich, dass sie sich später einmal an meine Worte erinnern werden – dann aber mit Bitterkeit. Vielleicht auch nur in einem letzten grauenvollen Augenblick, wenn sich unsere Opfer erfüllen. Meinst du, Khumanos, dass du dafür sorgen kannst, wenn du die letzten Worte sprichst? Ich weiß, dass ich es dir nicht befehlen kann, da dich das Opfer, das du darbringen wirst, sogar meiner Reichweite entzieht. Sag, gewährst du mir diese winzig kleine Genugtuung, diesen kurzen Augenblick der Rache?« Anaximander seufzte. »Ich hoffe es, Priester, da unser Herr Votantha auf seine Weise ein freigebiger Gott ist.«
    Der Priester schaute ihn unverbindlich an. »Es ist nicht meine Aufgabe, persönliche Rache zu suchen, Hoheit. Meine Sorge gilt allein dem Ritual, dessen Schritte so ausgeführt werden sollten, dass sie den Weg erfolgreich eröffnen.«
    Der König löste sich aus seinen Tagträumen und musterte seinen Gast mit neu erwecktem Interesse. »In der Tat, Khumanos. Du hast dich verändert. Vormals schienst du mir zaghaft und zimperlich zu sein und vor allem an den schwachen, blassen Seiten unseres Gottes im Tempel Gefallen zu finden, welche wir als Beschwichtigungsmittel dem unwissenden Volk darbieten. Doch jetzt sehe ich dich erstarkt und unbeirrbar zielbewusst, endlich wie ein echter Verwalter! Körperliche Unbillen vermögen dir nichts anzuhaben, seien es deine eigenen oder die der Menschen, die minderwertiger sind als du. Ich glaube, du verdankst sehr viel Votanthas harter Hand und meiner, der ich in seinem Dienst stehe.«
    »Jawohl, Hoheit. Doch verdanke ich meinen gegenwärtigen erleuchteten Zustand auch dem dahingeschiedenen Propheten Solon. Er spielte eine entscheidende Rolle, indem er mir ... die Sinnlosigkeit der irdischen Hoffnungen und Leidenschaften, ja sogar die Vergänglichkeit des Lebens, vor Augen führte. Dieses Amulett ist ein Erinnerungsstück an seine Lehren.« Bei den letzten Worten hatte Khumanos den Lederriemen mit dem abgebrochenen rostigen Dolch über den Kopf gestreift und hielt ihn in Händen.
    »Ja, der alte Solon«, meinte der König nachdenklich. »Älter als die Berge. Und dann endete sein Leben so abrupt – gerade zur Zeit deiner frommen Pilgerfahrt, wenn ich mich recht entsinne, nicht wahr? Nur gut, dass sein uraltes Geheimwissen noch in fähige Hände überging.«
    »Ich war sogar anwesend, als er starb, Hoheit. Ein tragischer Fehltritt in seiner finsteren Höhle. Sein Dahinscheiden aus dieser Welt war für mich eine wertvolle Lektion, ein

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