Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Beweis dafür, wie zerbrechlich und billig sogar das Leben eines der geachtetsten Menschen auf dieser Erde ist.«
»Und mit seiner Weisheit reichte er auch die Phantom-Klinge des Onothimantos an dich weiter.« Anaximander lehnte sich gegen das weiche Rückenpolster der Sänfte. »Ich warne dich, Priester, lasse jeglichen Gedanken fahren, diese Klinge je gegen meine ätherische Seele oder meinen Körper zu erheben.« Er zog mit der Rechten den Ausschnitt seines Gewandes leicht nach unten, sodass man den Kragen des silbernen Kettenhemdes sah, das er unter der feinen Seide trug. »Solltest du es dennoch wagen, lernst du eine Lektion, wie billig ein noch kostbareres Leben ist ... nämlich dein eigenes.«
»O nein, Hoheit. Das würde ich nie und nimmer tun.« Khumanos sprach erstaunlicherweise ohne jegliche Spur von Angst vor der Drohung seines Herrschers. »Ich würde diesen magischen Gegenstand nur gegen jemanden einsetzen, dessen Gedanken oder Leidenschaften danach trachteten, den Willen unseres Herrn Votantha zu behindern. Bis jetzt jedoch ist Euer rachsüchtiger Wille die treibende Kraft in dieser Mission zur größeren Ehre und Ruhm unseres Gottes – ja, in der Tat die Quelle. Solange es so bleibt, Hoheit, ist Eure Seele die Letzte, die ich auslöschen würde.«
»Dann bist du weise, Priester, und überaus geeignet, mir und unserem göttlichen Herrn fürderhin zu dienen.« Anaximander klatschte laut in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Reiter neben der Sänfte zu erregen. »Reite nun weiter und sorge dafür, dass die Karawanen im Norden ihr Ziel erreichen. Ich werde die Meldung über die erfolgreich abgeschlossene Mission und dein eigenes ruhmreiches Opfer mit Ungeduld erwarten.«
K APITEL 10
Vor der Göttin
Conan hatte den Eindruck, dass ganz Qjara an diesem strahlend schönen Morgen zur Agora gepilgert war, um den Tempel-Zweikampf zwischen Zaius und ihm zu sehen. Er wusste natürlich, dass es Ausnahmen gab – die Wachen auf der äußeren Stadtmauer und die Bauern, die an den Schaufelrädern und Ziehbrunnen arbeiteten, um ihre Felder zu bewässern, damit die unerbittliche Sonne ihre Ernte nicht verdorren ließ. Doch gewiss schweiften auch deren Gedanken zu den Säulen vor Sadithas Tempel und zu dem Kampf zwischen dem Helden ihrer Stadt und dem Herausforderer aus einem fremden Land.
Höchstwahrscheinlich war auch ihr Geld hier und steckte in den Börsen der listigen Buchmacher, die sich deutlich erkennbar durch die Menge schoben. Diese bärtigen Shemiten betrieben ihr Geschäft ganz offen, während die Sonne zum Zenit emporstieg. Die Zufriedenheit, die sie ausstrahlten, zeigte Conan an, dass die Einsätze feststanden und niemand für den jetzigen Helden des Tempels eine ernsthafte Gefahr voraussah.
Inmitten der Zuschauermenge saßen die Königin und der König von Qjara unter einem farbenprächtigen gewebten Baldachin, der mit langen Stangen aufgestellt war, vor dem Tor zum Palast. Zwischen ihnen saß stumm Prinzessin Afriandra. Der beflissene Hofstaat drängte sich hinter den Majestäten und plauderte angeregt. Obgleich die Prinzessin lieblicher als je zuvor gekleidet und frisiert war, sah Conan sofort, wie blass und hohläugig sie war, als hätte sie die Nacht schlaflos zugebracht.
An den Seiten der Agora hatte man Gerüste mit Brettern errichtet, damit die Masse der Qjarer, die auf dem Platz selbst keinen Platz mehr fanden, alles gut sehen konnten. In der Mitte kennzeichneten Stangen die Bahn des Zweikampfs. Die Gerüste wirkten recht wackelig. Da die Zuschauer in der vordersten Reihe nicht knien oder sitzen wollten, mussten die hinter ihnen auf den schmalen Planken stehen und sich auf die Schultern ihrer Mitbürger stützen, um einigermaßen sicheren Halt zu haben. Die beste Sicht hatte man wohl von der mit Efeu bewachsenen Mauer zum Tempelviertel. Conan erspähte zwischen anderen jungen Burschen, die das Hinaufklettern gewagt hatten, Ezrel und die drei anderen Kinder, die ihn so oft im Lager außerhalb der Stadt besucht hatten. Seit dem Angriff der Nomaden aus der Wüste hatte er sie kaum noch zu Gesicht bekommen.
Trotz seines kürzlich erworbenen Ruhms gab es nur wenige Zuschauer, die der Cimmerier wahrhaft als Freunde bezeichnen konnte. Jetzt stand er inmitten dieser kleinen Gruppe am Rand der Arena. Es waren der Wirt Anax, Babeth und einige ihrer Freundinnen aus der Schenke, ferner eine Hand voll Diener und Gaukler aus dem Karawanenviertel.
Die Tänzerin Sharla befand sich
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