Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
verspürte jedoch nur geringe Lust, ein weiteres Dutzend dieser Affenwesen zu töten, um diesen zu holen. Außerdem dürfte das Essen sie eine Zeit lang beschäftigen, da sie offensichtlich aus Hunger angegriffen hatten. Wenn diese menschenähnlichen Wesen bereit dazu waren, ihn zu verschlingen, würden sie jetzt wohl ihre Artgenossen verspeisen, die er getötet oder verwundet hatte. Das erklärte auch die gedämpften Schreie, die von den Wänden der Schlucht widerhallten.
Conan hatte noch nie eine Affenart gesehen, die diesen Scheusalen glich. Falls die Ahnen in der Tat Menschen gewesen waren, dürfte das geraume Zeit zurückliegen. Vielleicht waren es die Einwohner der Ruinenstadt in grauer Vorzeit gewesen – oder ein wilder Stamm, der diese zerstört hatte. Doch tief im Innern wusste Conan, dass derartig niedrige Lebewesen nicht imstande waren, eine derartige Stadt zu schleifen, ganz zu schweigen davon, sie zu erbauen.
Er fragte sich, welche Macht sie so zurückgebildet hatte, ihnen den menschlichen Verstand weitgehend genommen und sie zu umherhüpfenden zottigen Affen gemacht hatte. Wer hatte ihnen die grauenvollen Gesichter gegeben, wer die Hände mit den vielen Fingern? Crom allein wusste, wie ihr Körperbau ansonsten verunstaltet war. Ein böser Zauber oder vielleicht dieselbe Macht, welche die Stadt zerstört hatte.
Jetzt erstreckten sich ihre Ruinen nicht weit von ihm entfernt. Bleich schimmerten sie unter dem gestirnten Firmament. Conan wollte sich nicht zu weit vorwagen, um auf keinen Fall noch einen nächtlichen Schrecken zu wecken. Er lagerte mit dem Kamel auf einer offenen Stelle, etwas vom Bach entfernt. Dann hackte er mit dem Ilbarsi-Schwert trockene Zweige ab. Diese legte er einem Ringwall gleich um den Schlafplatz. Sollte sich jemand nähern, würde ihn das Knacken verraten. Dann legte er sich neben sein Kamel, den Kopf auf den Satteltaschen, und sank in einen unruhigen, leichten Schlaf.
K APITEL 12
Die Stadt in der Todeswüste
Conan machte sich noch vor Tagesanbruch auf den Weg. Nachdem er die Wüste in der Nähe ausgespäht hatte, schlich er sich wieder zurück zu seinem letzten Lager. Vorsichtig umkreiste er es. Doch keines dieser affenähnlichen Scheusale war mehr zu sehen, kein lebendes und kein totes. Es lagen nur einige blutige, zerkaute Fetzen seiner verlorenen Ausrüstung umher.
Als er sich jetzt in der Morgendämmerung umschaute, sah er Fährten der Affenwesen. Ein Trampelpfad, ein abgenagter Kamelknochen weiter links. Er spähte zu dem Felslabyrinth oben bei der Schlucht hinauf. Dort musste sich die Behausung der Scheusale befinden. Zwischen den umgestürzten Monolithen und Felsbrocken war es zwar nicht übermäßig bequem, doch es bot ein hervorragendes Versteck. Vielleicht beobachteten sie ihn jetzt gerade. Dieser Gedanke hielt ihn davon ab, weiter hinaufzuklettern.
Er ging zum Bach, füllte die Wasserschläuche und verstaute seine spärlichen Habseligkeiten hinten auf dem Kamel. Ein morgendlicher Sandsturm verhüllte im Osten des Tals die Sonne. Die trostlose Wüste und die Berge ringsum waren in ein kupferrötliches Licht getaucht. Dieser Schein war gespenstisch, doch Conan brach auf, um die Ruinenstadt zu besichtigen, ehe die Hitze zu stark wurde.
Auf einem mit Gestrüpp bedeckten Hügel blieb der Cimmerier stehen und schaute auf die Ruinen. Noch nie hatte er irgendwo eine tote Stadt gesehen, die dieser glich. Bei den meisten toten Städten standen außen vereinzelte Schutthügel. Daran schlossen sich besser erhaltene Ruinen an, die zu einer in der Mitte auf einem natürlichen oder von Menschenhand aufgeworfenen Hügel aufragenden Festung führten. Doch hier gab es keinerlei Erhöhung. Conan sah die alte Stadtbefestigung, eine niedrige Mauer, die einen nahezu kreisförmigen Bezirk umschloss. Die einzigen nennenswerten Schuttberge erhoben sich darin. In der Mitte fanden sich keine starken Mauern eines Palasts oder Tempels oder eines Getreidespeichers, wie man es in jeder Stadt erwarten würde, sondern nur ein ebener Platz, der so glatt war, als hätte man ihn glasiert.
Conan dachte daran, dass auch die nahe Stadt Qjara im Herzen eine gepflasterte Plaza und ein großes Karawanenviertel besaß. Vielleicht zeigte sich bei der vor ihm liegenden Stadt die Neigung, offene Räume durch Mauern einzuschließen, wo die Bewohner vielleicht in Zelten lebten, nach Art der Nomaden, oder Vieh in offenen Pferchen hielten. Das war durchaus möglich bei einem Volksstamm, der
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