Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
konnten. Doch er schwieg und widmete sich mit der in der Wüste erforderlichen Aufmerksamkeit seinen Aufgaben. Er ließ die Reiter fächerförmig ausschwärmen, um Wasserlöcher aufzuspüren, und befahl den Fußtruppen, sich nur so weit von ihnen zu entfernen, dass sie jederzeit lebendig zurückkehren konnten.
Er nahm die Route, die Khumanos ihm vorgeschlagen hatte. Der Hohepriester berief sich auf eine sehr alte und fragwürdige Karte, deren Pergament an mehreren Stellen Löcher aufwies und die durch häufiges Benutzen weitgehend unleserlich geworden war. Die am wenigsten wahrscheinlichen Schluchten erforschte der Cimmerier selbst. Zuweilen ritt er einen ganzen Tag öde Seitentäler ab. Oft stieg er vom Kamel, um hoch gelegene Aussichtspunkte aufzusuchen, von denen aus er große Teile der Wüste überschauen konnte. Bald waren seine Handrücken so schwarz wie die des Khumanos. Ständig hatte er die Lippen wegen des Sand aufwirbelnden Zephirs gespitzt und die Lider halb geschlossen. Vor seinen Augen erstreckte sich die öde Wüstenlandschaft wie ein endloses Leichentuch: voller Flecken, ausgebleicht, ausgefranst und menschenleer.
Acht Tage nach dem Verlassen Qjaras trafen sie auf die erste Gruppe. Conan saß auf einem nadelspitzen Felsvorsprung, vom immerwährenden trockenen Westwind umweht, als er in der Ferne die Schar in eine Schlucht mit roten Wänden wie eine Raupe hineinmarschieren sah. Als die ersten Reiter sie erreichten, hatten sie das Götterbild bereits tausend Schritte ins Wadi hineingeschleppt. Doch sie weigerten sich, die Arbeit zu unterbrechen, obwohl man ihnen sagte, dass sehr bald Wasser, Proviant und Helfer einträfen. Nach einer allzu kurzen Rast schleppten sie das Ungetüm schmerzlich langsam weiter durch den weichen Sand.
Für Conan war diese Plackerei schierer Wahnsinn. Doch wusste er, dass es sinnlos war, seine Kräfte damit zu vergeuden, diesen Menschen zu helfen. Sie waren in noch schlimmerem Zustand als Khumanos' Schar. Die gleichen offenen Schwären, zahnlos und mit kahlen Schädeln, ausgelaugt von Durst und Hunger.
Als der Hohepriester eintraf, drängte Conan ihn und den jungen Priester, der mit leerem Blick die Gruppe führte, das Götterbild zurückzulassen. Im Namen des Mitleids, der schlichten Menschlichkeit müssten sie das tun, forderte er unwirsch. Er hielt es für besser, die geschundenen Arbeiter auf Bahren heimzuholen, um sie wieder gesund zu pflegen. Dann konnten sie lebende Idole für die Macht und das Mitleid ihres Gottes Votantha werden.
Doch die beiden heiligen Männer schenkten ihm kein Gehör und blickten ihn mit den glanzlosen, von blindem Gehorsam zeugenden Augen echter Fanatiker an. Auch die Sklaven schienen geradezu erpicht darauf zu sein, ihre Körper erneut den grausamen Qualen vor dem Karren mit der Statue zu beugen. Conan zuckte mit den Schultern und schwieg. Mit Hilfe frischer Arme aus Qjara wurde wieder ans Werk gegangen, doch es waren nur Menschen, da Pferde oder Esel sich nicht vor den Karren mit dem Ungetüm spannen ließen. Danach setzte der zweite Teil des Götterbildes den Weg nach Norden fort, während Conan mit den anderen die Suche nach der dritten Gruppe wieder aufnahm.
Zwei Tage später fand der Cimmerier den dritten Teil des Götterbildes in einem breiten trockenen Tal, das den niedrigsten Pass durch eine nach Osten verlaufende Bergkette bildete. Der Karren stand still, da von den sechs Rädern drei gebrochen waren. Auch diese Menschen waren in erbarmungswürdigem Zustand. Hilflos lagen sie im Schatten des verhüllten Ungetüms. Etliche von ihnen waren bereits verhungert oder verdurstet. Der hartgesottene Cimmerier wagte nicht zu fragen, ob es zu Kannibalismus gekommen war.
Der Anführer, ein junger dunkelhäutiger Akolyth, erklärte, er sei zweimal fortgegangen, um nach Wasser zu suchen. Doch als er nach einem Tagesmarsch kein Wasser gefunden hatte, war er pflichtbewusst zurückgekehrt, um seinen leidenden Anhängern zu helfen. Jetzt saß er da und hielt den Kopf einer sterbenden jungen Frau im Schoß, für die das Wasser der Retter zu spät gekommen war. Conan blickte in sein ausgemergeltes Gesicht, in das die Entbehrungen tiefe Linien gezogen hatten. Unvorstellbare Qualen und körperliche Anstrengungen spiegelten sich in seinen Augen, die zwar vom Durst getrübt waren, aber dennoch Mitleidstränen hervorbrachten.
Der junge Priester war der Erste von Votanthas Anhängern, der normaler menschlicher Gefühle mächtig zu sein schien. Doch auch
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