Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
kostbare Gewänder und strahlten große Zuversicht aus. Prinzessin Afriandra stand an ihrer Seite. Sie führte die Reihe der Priesterinnen an, die ähnlich wie sie in hauchdünne Gewänder gekleidet und mit Blumen aus den Palastgärten geschmückt waren. Die Tempelkrieger standen in voller Rüstung im Halbkreis hinter der Göttin und den hohen Herrschaften. Sie hielten sich kerzengerade und hatten die Schwerter umgeschnallt. Wie immer waren sie wachsam.
Erstaunt sah Conan, dass Afriandra nicht mehr so gehetzt dreinschaute. Sie wirkte weder beunruhigt noch ruhelos. Sie nahm ihren Platz bei der Vermählung ihrer Göttin mit feierlicher Anmut ein. Der Cimmerier glaubte in der Schar der Tempelkrieger zwei von denen zu erkennen, die ihm im Hof des Palasts aufgelauert hatten. Jetzt standen sie fest ohne mit den Wimpern zu zucken da. Kein Zeichen von Protest gegen die Zeremonie. Conan staunte über diese Sinneswandlung und fragte sich, ob die magischen Kräfte des Priesters Khumanos auch irgendwie innerhalb des Hofes von Qjara gewirkt hatten.
Der Streitwagen mit dem Götterbild schob sich über die von der Sonne gebleichten Platten der Agora. Ehrfurchtsvoll staunend machte die Menge ihm Platz. Jetzt blieb er stehen. Wahrscheinlich, weil die beiden anderen Streitwagen wieder zu spät kamen. Doch dann sah Conan über den Köpfen der Zuschauer den zweiten Statuenteil. Dieser sah im gleißenden Mittagslicht missgebildet aus, wie eine schlecht konservierte Mumie. Dann wälzten sich weitere Menschenmassen von der Marktstraße auf den großen Platz, offenbar ein Zeichen dafür, dass der dritte Streitwagen vom Alten Tor bald eintreffen würde.
Khumanos wählte diesen Augenblick, um zur Statue Sadithas zu schreiten, wo König Semiarchos und Königin Regula mit dem Hofstaat warteten. Conan begleitete den Priester und half ihm, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Der Cimmerier vermutete, dass es zu seinen Aufgaben gehörte, Khumanos und dessen Besitz innerhalb der Stadtmauern zu schützen, ehe er seinen Lohn erhielt. Andererseits benötigte der Hohepriester nicht wirklich den Schutz des Cimmeriers. Doch sollte er sehen, dass auch ein Barbar so viel Ehre besaß, dass er sich buchstabengetreu an ein Abkommen hielt. Conans Hauptaugenmerk war jedoch darauf gerichtet, seinen Arbeitgeber so lang am Leben zu halten, bis er ihm den Lohn ausgehändigt hatte.
Die beiden Männer schritten durch die Zuschauermenge bis zu dem freien Raum, den die Tempelkrieger vor den Statuen und dem königlichen Pavillon absicherten. Khumanos nickte seinen königlichen Gastgebern lediglich kurz zu und blieb nur widerwillig stehen, als Königin Regula mit ihrer Rede begann.
»Verehrter hoher Gast, Khumanos aus Sark, wir wissen den Segen wohl zu schätzen, welchen du uns bringst, diesen Schatz heiliger Traditionen aus dem Süden, ein herrliches Monument und einen kraftvollen Gatten für unsere einsame Göttin. Möge dieser neben ihr mit Weisheit und Gerechtigkeit herrschen! Wisse, o Hohepriester, wir werden diese Gabe gebührend erwidern. Wir lassen ein neues Abbild unserer Göttin anfertigen. Es wird durch die Wüste nach Süden in dein Königreich Sark gebracht werden, als ein Symbol der ewigen Einheit zwischen unseren beiden Städten ...«
»Ja, ja, großartig«, fiel Khumanos der Königin ins Wort, ohne auf den Schluss zu warten. Er trat vor und winkte den beiden anderen Teilen des Götterbilds. Der dritte Streitwagen war soeben hinter der Säulenhalle des Tempels der Saditha in Sicht gekommen. »Schnell, weiter!« rief Khumanos.
Conan blickte umher. Von den beiden Akolythen, welche die Götterbilder nach Qjara gebracht hatten, war nichts zu sehen. Zwei sarkanische Wachoffiziere führten jetzt die Streitwagen. Offenbar hatten sie den Befehl des Hohenpriesters gehört, denn sie trieben die Leute an, die Ungetüme schneller zu Khumanos zu bringen.
Regula schien in ihrer Rolle als Hohepriesterin von Khumanos' Mangel an Diplomatie verletzt zu sein. Sie beendete ihre wohlüberlegte Rede nicht, sondern schaute stumm zu, wie die drei Teile der Statue sich auf der Agora vereinigten.
»Vergiss nicht die Hüllen abzunehmen«, flüsterte Conan dem Hohenpriester ins Ohr. Er war überaus begierig, das Götterbild zu sehen. Allerdings fand er die brüske und hochmütige Art Khumanos' befremdlich.
Der Mann aus dem Süden schenkte ihm keinerlei Beachtung, sondern gab ungeduldige Handzeichen, die Teile schneller zusammenzuführen. Alle gehorchten. Aber etliche
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