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Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene

Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene

Titel: Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
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»dass diese Wüste der Ursprung von allem Mystischem und Heiligen ist? Ein Pilger kommt her, um die harte, nackte Wirklichkeit zu sehen ... doch muss er feststellen, dass diese Wirklichkeit mehr Masken trägt als eine Horde corinthischer Vermummter. Die östliche Wüste ist das Land der Fata Morganen, der Halluzinationen, der Sternschnuppen und der Fieberträume. Nahrung ist spärlich und was man hier findet – Wurzeln, Pilze und Kaktusblüten –, vergiftet den Verstand und eröffnet grauenvolle innere Visionen.« Solon aß beim Sprechen weiter, wodurch er nur schwer zu verstehen war.
    »Und dennoch«, fuhr er fort, »weiß der wahre Mystiker, dass es keine stärkeren Drogen gibt, um Dämonen und Visionen heraufzubeschwören, als Schmerzen, Erschöpfung und Hunger. Und Votantha weiß, dass dieser Ort einen fast unerschöpflichen Vorrat aller dreier Dinge bietet! Hier in der Wüste wirkt die Leere wie ein Aufruf für die Dämonen, die im Innersten einer Menschenseele lauern.« Solon hatte sämtliche Köstlichkeiten verspeist, ohne dem Gast etwas anzubieten. Jetzt wischte er sich mit dem golddurchwirkten Tuch, in welches das Päckchen gehüllt gewesen war, die Lippen ab. »Hier in diesen trostlosen Höhlen liegen die Knochen und Gedärme der Erde offen da und zeigen ihren wahren, ungezähmten Charakter. Komm, folge mir.« Er winkte Khumanos und schritt gebückt voran in die dunkle Höhle.
    Die Augen des Hohenpriesters waren immer noch von der Sonne geblendet, sodass es ihm schwer fiel, den Weg zu erkennen. Mehrmals stieß er sich den Kopf an Vorsprüngen der ohnehin niedrigen Decke. Nur langsam gewöhnte er sich an die Dunkelheit und sah, dass die Vorsprünge bleiche Knochen, hart wie Fels, waren, die in die weicheren Sandsteinwände eingebettet waren. Vielleicht hatte man den Sandstein auch weggekratzt, um die Höhle zu vergrößern und die Knochen deutlicher zu machen.
    Solon ging tiefer in die Höhle, die allmählich auch Khumanos erlaubte, aufrecht zu gehen. Seltsame Skelettteile ragten aus den Wänden hervor. Fische, die Schlangen glichen, Vögel mit Echsen gepaart und andere Geschöpfe, die Khumanos noch nie gesehen und von denen er auch nie gehört hatte. Alles wirkte wie ein Albtraum und besonders gespenstisch im rötlichen Schein der Abendsonne, die in den Höhleneingang schien. Allmählich nahm der Hohepriester weitere Einzelheiten wahr. Der Einsiedler hatte das fettige, golddurchwirkte Tuch um den nahezu kahlen Schädel gewickelt und unter dem Kinn verknotet. Er erklärte dem Besucher die Wunder der Höhle.
    »Wie du sehen kannst, diente dieser Berg einst der Bestattung der Drachen – falls nicht eine Lawine oder Sintflut diese Ungeheuer hier ausrottete.« Stolz zeigte er auf die Knochen an der Decke, die einem Balkon glichen. Gekrümmte Zehen- und Fingerknochen, Rippen und Wirbel führten zu einem riesigen Kopf mit scharfen Fängen, der am Ende einer Wand hing. Aus dem Boden der Höhle ragte ein messerscharfer Hauer hervor, umgeben von kleineren scharfen Zähnen. Es war das Skelett eines riesigen Fisches mit langem Kopf, dessen Bauchhöhle den Raum bildete, in dem die beiden standen. »Diese Ungeheuer pflegten einst die Wüste zu bevölkern«, erklärte der Weise. »Und wer weiß, vielleicht werden die Götter sie irgendwann wieder ins Leben zurückrufen.«
    Solon deutete auf Knochen, die als Schaufeln und Spitzhacken dienten. »Mit diesen Werkzeugen habe ich die Höhle vergrößert und die kunstvollen Arbeiten der Götter bloß gelegt. Und hier ruht die Quelle meiner Kraft und meine Belohnung für die schwere Arbeit.«
    Er winkte Khumanos zu einer Nische und schob den schmutzigen Fetzen beiseite, der als Vorhang diente. Dahinter befand sich eine natürliche Wasserquelle. Von einem weißen Knochen in der Decke tropfte Wasser langsam in eine Schale, die aus einem hohlen Schädel eines Ungeheuers bestand. Der alte Einsiedler schöpfte mit der hohlen Hand Wasser daraus und trank es geräuschvoll. Dann bedeutete er Khumanos gastfreundlich, den winzigen Rest aus dem Schädel zu trinken. Doch der Hohepriester lehnte höflich ab und trat einige Schritte zurück.
    »Ehrwürdiger«, sagte er. »Ich bin zu deinem heiligen Schrein gekommen, um von deinem Born der Weisheit zu trinken, nicht von deinem spärlichen Wasser. Unser großer Gott Votantha hat mich durch die Vision König Anaximanders vor eine gewaltige Aufgabe gestellt ... doch weiß ich nicht, ob ich die Entschlusskraft besitze, sie

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