Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
»Eine schwer wiegende Schwäche, doch verständlich. Hier habe ich etwas, das deine Qualen lindern wird.«
»Du ... hast etwas, um mich davon zu befreien?« Khumanos betrachtete den Alten mit tränenfeuchten Augen.
»Das habe ich in der Tat.« Solon holte einen heiligen Gegenstand hervor, der aus der Ferne einem kurzen, stumpfen Dolch glich. »Diese Klinge vermag es, die schmerzlichen Bande der Jugend und die deiner unstillbaren Sehnsüchte zu zerschneiden.«
Der alte Einsiedler kroch vorwärts. Khumanos erkannte, dass die Klinge einst wohl ein Kurzschwert gewesen war, das nahe dem schweren Bronzegriff abgebrochen war. Die verbliebene Klinge war stumpf und wies viele Scharten auf. Solon hielt sie so, als wäre sie noch eine vollständige Waffe.
»Und was willst du damit tun?« fragte Khumanos ängstlich.
»Das hier ist das legendäre Schwert von Onothimantos, dem man einen geheimnisvollen Zauber zuschreibt. Kennst du seine Kraft?«
»Nein.« In Khumanos stieg Panik auf. Unwillkürlich wich er zurück. »Wozu dient es?«
»Das ist im Grunde sehr einfach. Es wird deine jugendliche Seele töten und dich von ihren Qualen erlösen.« Solon stand zwischen Khumanos und dem Höhleneingang. »Keine Angst, es wird dir für lange Zeit große Erleichterung bescheren. Dein Geist und dein Körper sind dann frei für das Werk, das vor dir liegt.«
»Was? Du willst einen Teil von mir ... töten? Aber wie kann das geschehen? Wird es wehtun?« Der Hohepriester war offensichtlich nicht bereit, sich so schnell einem magischen Ritus zu unterziehen. Nervös wich er vor dem Einsiedler zurück.
»Alles ist möglich, solange du an Votantha glaubst«, erklärte Solon mit tückischem Grinsen und schlug just in diesem Augenblick zu. »Und alles ist die Schmerzen wert!«
Der junge Khumanos hatte erwartet, mit der verbliebenen stumpfen Klinge des einstigen Schwerts verwundet zu werden. Doch warf er sich nicht schnell genug zurück, um dem Schlag des Einsiedlers zu entgehen. Der alte Solon machte einen verblüffend behänden Satz, gleich dem eines Degenfechters, und schlug nicht mit der stumpfen Spitze, sondern mit der Klinge zu, als hätte diese noch die volle Länge. Dem jungen Priester traten die Augen aus den Höhlen. Der Schmerz war grauenvoll, da er spürte, wie ein unsichtbares Langschwert seinen Körper durchbohrte.
Die Geisterklinge traf ihn genau ins Herz, den Sitz seiner Gefühle. Mit einer geschickten Drehung zertrennte sie sämtliche innewohnenden edlen Bestrebungen nach Höherem. Alle irdischen Leidenschaften schrien in seiner Brust vor Schmerz auf. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, weil die Qualen fast unerträglich waren. Als die stumpfe Klinge gegen seine Brust prallte, ohne eine sichtbare Wunde zu hinterlassen, war seine Seele bereits tot.
»Jetzt verstehe ich«, erklärte der Hohepriester Khumanos seinem Angreifer eiskalt und wischte den Rost von seiner Tunika. »Du hattest Recht. Jetzt ist alles viel klarer.« Er sank vor Solon auf die Knie. »Doch nun musst du mich lehren, wie ich den Weg öffnen kann.«
Solon legte die Zauberwaffe neben sich und nahm wieder mit untergeschlagenen Beinen Platz. Dann erklärte er dem Priester sorgfältig sämtliche Einzelheiten über die zu ergreifenden Schritte. Während er sprach, verging viel Zeit. Schon verblasste das Tageslicht draußen. Im Sonnenuntergang schimmerte das gesamte Tal golden und karmesinrot, sodass es in der Tat einem feurigen Kessel glich. Solon musste in der Höhle eine Lampe aus einem Schildkrötenpanzer entzünden, die mit Schildkrötenöl gefüllt war, damit sein Schüler die Zeichnungen erkennen konnte, die er in den Sand gekratzt hatte. Im flackernden Schein der Lampe schienen die Schatten der hervorragenden Knochen an den roten Wänden der Höhle zu tanzen.
»So muss es ausgeführt werden. Nur so! Solltest du auch nur den kleinsten Fehler begehen, wird der Zorn des Gottes auf dich fallen und dich so strafen, wie du es nicht einmal in deinen Träumen erahnen kannst.« Solon verwischte sorgfältig die letzten Zeichnungen vom Höhlenboden. »Das Götzenbild ist der Schlüssel.«
»Ich habe verstanden«, sagte Khumanos und erhob sich. »Wie bist du, Solon, zum Bewahrer dieses zeitlosen Wissens geworden?«
»Ich war in Sark ein Priester und jünger als du, als unser Gott die Stadt Ib heimsuchte. Ich war nicht der Hohepriester, er wurde geopfert. Aber ich war sein Helfer. Mich hatte er als Späher ausgesandt, um die Stadt aus der Ferne zu
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