Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
Rückendeckung. Einer der geflohenen Räuber tauchte mit wiedergefundenem Mut aus den Büschen auf, vielleicht erhoffte er sich aber nur leichte Beute.
Ob aus Mut oder Habgier, seine Rückkehr in den Kampf bescherte ihm nur einen schnellen Tod. Conan war auf den Sprung des Räubers vorbereitet. Wie ein Stein aus einem Katapult schoss sein Stiefel in die Höhe und traf den Mann mitten im Sprung. Der krümmte sich und stieß einen Laut aus, der halb Röcheln, halb Schreien war. Als er zu Boden fiel, schlug Conans Schwert zu.
Danach folgte der Kampf dem üblichen Muster: Verwirrendes Blitzen der Klingen, Waffenklirren, Männer brüllten und schrien, Leiber krümmten sich oder lagen reglos auf der Erde. Conan hatte den Eindruck, viel mehr Gegner zu haben, als die Räuber hätten aufbieten können. Einen Augenblick lang lief es ihm eiskalt über den Rücken, als er meinte, dass neue Räuber dem Boden entstiegen oder dass die Erschlagenen wieder zum Leben erwachten.
Doch gleich darauf erkannte er, dass die Fülle der Räuber daher rührte, dass diese an ihm vorbei zu fliehen versuchten. Rainha oder ein anderer mit scharfem Verstand hatte den Spalt versperrt und damit den Rückweg für jeden Feind, der hindurchgelaufen war. Jetzt war der Felsspalt, den die Räuber zu ihrem Vorteil einsetzen wollten, ihr Untergang. Ihr einziger Gedanke war nur noch: Flucht! Doch dabei mussten sie an dem hünenhaften Cimmerier vorbei.
Diesem fiel damit das Werk eines Schlächters zu. Als er sein Werk beendet hatte, erwachte er wie aus einem Traum. Von Kopf bis zu den Stiefeln mit Blut getränkt, stand er auf dem Pfad. Auch seine Waffen trieften von Blut. Der Boden um ihn herum glich einem Mosaik aus Blut und Leichen.
Als die Kampfeslust schwand, bemerkte er, dass die überlebenden Karawanenwächter sich von ihm entfernt hielten. Ein Bogenschütze hatte die Sehne nicht vom Bogen genommen, allerdings auch keinen Pfeil aufgelegt. Ein anderer, ein bärtiger Mann mit dunklem Gesicht, machte immer wieder in Richtung des Cimmeriers das Zeichen gegen den bösen Blick.
»Rainha!«, rief Conan. Der Name ertönte wie das Quaken eines Riesenfrosches. Da wurde dem Cimmerier klar, dass er offenbar wie ein Aesir-Berserker gekämpft hatte. Kein Wunder, dass die, denen er zu Hilfe gekommen war, ihn so misstrauisch beäugten.
»Rainha!« Diesmal klang der Name, als habe ihn eine menschliche Stimme ausgestoßen. Die Wächter starrten ihn weiterhin an. Die Trägerin des Namens erkannte ebenfalls, dass ein Mensch gerufen hatte. Auch ihr Gesicht mit den Sommersprossen zeigte unter dem Helm blutige Spuren. Sie runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach.
Conan lachte lauthals. Er konnte beinahe ihre Gedanken hören. »Wo auf meinen Reisen bin ich diesem riesigen Berserker begegnet, der meinen Namen ruft, als seien wir alte Freunde?«
»Rainha aus Bossonien«, sagte Conan ruhiger. »Ich bin Conan der Cimmerier. Das beschwöre ich bei den Göttern meines Volkes und bei allem, bei dem ich deinem Willen nach schwören soll.«
Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass damit sämtliche Fragen beantwortet waren, wer er sei ... und er bezweifelte, dass ihr viel daran lag, diese Angelegenheit in hellem Tageslicht vor ihren Männern zu besprechen.
Rainhas Stirn glättete sich. Noch bebten ihre Lippen, ehe sie sich zu einem Lächeln formten. Mit einer geschmeidigen Bewegung steckte sie das Schwert in die Scheide, glitt aus dem Sattel und schritt über den blutigen Boden dem Cimmerier entgegen.
»Conan?« Ihre Stimme klang gleichzeitig entzückt und fragend.
»Meines Wissens habe ich keinen Zwillingsbruder, und kein Zauberer hat je ein Trugbild von mir gefertigt. Glaub mir, Rainha, ich bin es.«
»O Mitra!«
Einen Augenblick lang glaubte Conan, Rainha würde ohnmächtig. Schnell hob er die Hand, um sie vor dieser Peinlichkeit zu bewahren. Zweifellos würde diese Schwäche sie den Gehorsam ihrer Männer kosten. Ohne den Kampfschleier vor den Augen musterte er Rainhas Schar. Das waren gestandene Mannen, die nicht ohne weiteres Befehle von einer Frau entgegennahmen. Nein, richtiger gesagt: nicht die Befehle der meisten Frauen.
Doch Rainha gehörte nicht zu den meisten Frauen. Conan war kaum überrascht, sie mit einer eigenen Schar Karawanenwächter zu sehen, kaum zwei Jahre, nachdem sie Turan als einfache Wachsoldatin verlassen hatte.
Doch überrascht war er, dass sich ihre Wege ausgerechnet hier, in dieser trostlosen Wildnis kreuzten, die sich Grenzreich
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