Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
Krieg ein Führer war.
Marr blickte auf die Gestalt, die unter einem Busch lag. »Kann Oyzhik laufen?«
»Mit einem Fass Wein im Wanst?«, meinte Thyrin mürrisch. »Für Scherze haben wir wirklich keine Zeit.«
»Wie ihr meint«, sagte der Pfeifer und nahm sein Spiel wieder auf. Diesmal hörte Aybas die Töne. Sie waren eigenartig schrill und schienen aus weiter Ferne zu kommen.
Oyzhik wand sich, stützte sich auf Hände und Knie und stand endlich auf. Seine Augen waren geweitet, doch leer. Er bewegte sich wie eine Marionette, gelenkt von einem schlechten Puppenspieler.
Der Pfeifer hörte auf zu spielen. Oyzhik sank auf die Knie – doch nur um sich zu übergeben. Aybas trat schnell zurück, um seine Stiefel zu retten, Conan ebenfalls. Es war nicht leicht zu sagen, was den Cimmerier mehr anwiderte: der betrunkene Oyzhik oder die Magie des Pfeifers.
Gerade als Aybas dem bleichen Oyzhik auf die Beine half, verstummten Trommeln und Trompeten abrupt. Es ertönte ein triumphierender Trompetenstoß, der durchs gesamte Tal hallte. Aybas hörte Schreie. Rainha deutete in Richtung des Langhauses der Sternen-Brüder, das noch immer in Flammen stand. Dieses Feuer erleuchtete den Pfad zum Damm. Auf diesem Weg nahten viele Männer mit blitzenden Speerklingen und gezückten Schwertern heran.
»Sie haben sich versammelt!«, rief Conan. »Marr, lass Oyzhik losklettern. Rainha, Thyrin, wir bilden die Nachhut.«
Der Pfeifer sprach scharf in Oyzhiks Ohr. Dieser hob die Hand und schwankte, ehe er das Gleichgewicht fand. Doch dann kletterte er geschickt wie ein Affe die Steine und Stämme hinauf.
Chienna und Wylla folgten. Ein herausragender Ast schlitzte das Beinkleid der Prinzessin auf, doch sie kletterte unbeirrt weiter. Conan entging nicht, wie wohlgeformt Chiennas Bein war. Sie war so groß wie Rainha und in den Schultern fast ebenso breit.
Ihre Lenden waren für seinen Geschmack etwas schmal, doch für einen kleinen Mann wie Graf Syzambry würde sie eine verführerische Braut sein. Allerdings fragte sich der Cimmerier, ob der Graf die Hochzeitsnacht überleben würde.
Aybas, Wylla und der Pfeifer begannen mit dem Aufstieg. Da Marr die Pfeifen in einer Hand hielt, kam er nur langsam vorwärts. Aybas und Wylla halfen ihm hinauf.
Nachdem die Vorhut auf dem Weg war, nickte Conan Rainha zu. Sie sprang mit schussbereitem Bogen auf einen Felsbrocken. Blitzschnell sauste der Pfeil den Angreifern entgegen. Ehe er traf, flog bereits der Nächste durch die Luft.
Da umfasste Thyrins Riesenpranke Rainhas Schulter. Der Cimmerier griff zum Schwert, doch Thyrin schüttelte den Kopf.
»Verzeiht mir, Herrin Rainha, Hauptmann Conan. Aber das sind meine Leute. Etliche Krieger habe ich selbst in die Schlacht geführt. Wenn die Sternen-Brüder sie in die Irre geleitet haben, kann ich sie vielleicht wieder auf den rechten Weg bringen.«
»Und vielleicht geben Stuten Wein statt Milch«, fuhr Rainha ihn an. »Los, gehen wir.«
»Sprich zu ihnen, Thyrin«, sagte Conan. »Aber beeile dich.«
Thyrin wölbte die Hände vor dem Mund. Verglichen mit seiner Donnerstimme klangen Trommeln und Trompeten wie Gesäusel.
»Krieger der Pougoi! Wir wollen heute Nacht euch und euren Familien kein Leid zufügen, nur den üblen Machenschaften des Grafen Syzambry ein Ende bereiten. Alles, was dazu erforderlich ist, werden wir tun, mehr nicht. Geht zurück in eure Häuser und bewacht sie. Und lasst uns die Ehre des Stammes wiederherstellen.«
Die Männer liefen langsamer. Thyrin zählte mit donnernder Stimme Graf Syzambrys Schandtaten auf. Er wies sie auch auf die Schmach hin, welche die Pougoi auf sich geladen hatten, indem sie sein Gold annahmen. Er erwähnte nicht Marr den Pfeifer, die Sternen-Brüder oder jemand anderen.
Inzwischen kroch die Linie wie eine Schlange mit gebrochenem Rückgrat dahin. Etliche Krieger blieben stehen. Einige schienen miteinander zu streiten.
Auch Conan hatte den Bogen gespannt und den Pfeil auf die Sehne gelegt. Falls Thyrins Bemühungen scheiterten, konnten er und Rainha in rascher Folge je zehn Pfeile abschießen.
Plötzlich ertönte Geschrei von den Kriegern. Zwei rangen miteinander. Etliche lagen auf der Erde. Stahl blitzte auf. Jemand schleuderte einen Speer. Ein gurgelnder Schrei wurde laut.
Thyrin schlug Conan und Rainha auf die Schulter. »Lebt wohl, falls wir uns nicht wiedersehen«, sagte er.
Conan nickte. »Bring so viele Männer wie du um dich scharen kannst zu einem toten Bären bei einer vielwurzeligen
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