Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
er Graf Syzambry gedient hatte, aber er betete, dass diese Bestrafung nicht heute Nacht erfolgte.
»Wohlan denn«, sagte er zu Marr. »Du übernimmst die Führung. Rainha, gib Acht auf Marr. Wylla führt uns weiter, wenn nötig. Prinzessin, Ihr sorgt Euch nur um Euer Söhnlein. Ich bilde die Nachhut.«
Wie leicht war es, Befehle zu erteilen, statt sie zu empfangen. Aybas war sicher, wenn er diese Nacht überlebte, würde er einen hervorragenden Hauptmann im Heer des Grenzreichs abgeben.
Der Damm zeichnete sich vor dem Sternenhimmel ab, zehnmal so groß wie Conan. Der Cimmerier musterte die Oberfläche. Keine Treppe, doch genügend Hand- und Fußhalte, um schnell hinaufzuklettern.
»Bei Erliks Bart, wie haben die Pougoi so viele Hände herbeigeschafft, um das zu bauen?«
»Die Sternen-Brüder haben ihr Tier gefunden«, antwortete Thyrin. »Das vermittelte ihnen das Wissen, mit dem sie die Steine des Damms auftürmten, und das weitere Wissen, wie man die Steine zusammenfügt.«
So viel Magie in der Nähe ließ die Nacht noch kälter erscheinen. Conan legte die Rechte auf den Schwertknauf und genoss die Beruhigung, die ehrlicher Stahl ausströmte.
»Man sagt auch, das Scheusal habe beim Bau mitgewirkt«, fuhr Thyrin fort. »Aber das ist ein Ammenmärchen. Außer den Sternen-Brüdern war niemand beim Bau des Dammes dabei ... zumindest niemand, der lange genug lebte, um zu berichten, was er sah.«
»Zauberer lieben es, ihre Geheimnisse mit ins Grab zu nehmen«, sagte Conan. »Selbst wenn das kein Gesetz in der Magie ist, benehmen sich alle so, als sei es eines.«
In ihrem Versteck hinter dem Schweinestall versanken die Männer in Schweigen. Die Schweine waren wach und grunzten. Diese Geräusche übertönten jeden anderen Laut.
Conan hoffte, sie müssten nicht zu lange auf die Prinzessin und ihre Befreier warten. Sie befanden sich in einem Wettlauf mit den Kriegern, den Sternen-Brüdern und dem Ungeheuer. Alle wollten den Sieg – denn dieser bedeutete für jeden das Leben.
Die dicken Nebelschwaden über dem Damm wirbelten umher. Conan hörte die Wellen gegen den Damm schlagen. Dann glaubte er, im Nebel etwas zu sehen. Eine Täuschung? Oder war es ein Fangarm?
Wenn es ein Fangarm war, dann war dieser so lang wie ein kleines Boot und so dick wie ein Mann. An der gesamten Länge schienen sich saugende Mäuler zu befinden.
Dunkelheit verbarg Aybas' Schar auf dem Großteil des Wegs zum Damm. Sie brauchten nicht sonderlich leise zu sein, da die Talwände von den Trommelwirbeln, den Trompetenstößen und den Schreien der Pougoi widerhallten. Eine ganze Viehherde hätte unbehelligt durchs Tal laufen können.
Aybas quälte eine neue Sorge. Hinter dem Damm lag der See, groß genug, um das gesamte Tal zu überfluten, falls der Damm brach. Er hatte ein lautes Knacken gehört, das nicht von Magie herrührte.
Er eilte vorwärts, um mit Marr zu sprechen. Dabei überholte er Chienna. Die Prinzessin schritt wild entschlossen dahin. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Sie war zwar nicht wie Wylla für das Leben in den Bergen geboren, aber sie würde heute Nacht keine Last sein!
Als er Marr erreichte, hatte dieser gerade die Pfeifen an die Lippen gesetzt. Im Lärm des Tals verklangen die Töne ungehört, doch Aybas spürte, wie sich seine Haare wie die Stacheln eines Igels aufstellten.
Der Pfeifer führte sie zum Fuß des Damms. Dort tauchten zwei Riesen aus der Dunkelheit auf. Es waren Conan und Thyrin.
Mit einem leisen Freudenschrei warf Wylla sich ihrem Vater in die Arme. Rainha sah aus, als wolle sie das Gleiche mit dem Cimmerier tun, doch dieser blickte so kalt drein wie Crom, der Gott des eisigen Nordens.
»Mit Begrüßungen sollten wir warten, bis wir in Sicherheit sind«, sagte er. »Wir haben unterwegs keine Krieger gesehen. Was ist mit euch?«
Aybas und Rainha schüttelten den Kopf. Conan atmete erleichtert auf.
»Freund Marr, wenn du das Ungeheuer zähmen kannst, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, es zu beweisen. Rainha, du bleibst bei Thyrin und mir.«
Aybas wollte protestieren, dass ihm die Last aufgebürdet wurde, Chienna in Sicherheit zu bringen, falls die Nachhut dem Ungeheuer zum Opfer fiel. Er fühlte sich dieser Aufgabe nicht gewachsen.
Aber Aybas hatte dem Cimmerier einen Eid geleistet, und dieser vertraute ihm. Aybas hatte vieles im Leben verraten, doch nicht dieses Vertrauen. Der Cimmerier konnte in dieser Hinsicht vielen, denen Aybas gedient hatte, eine Lektion erteilen, wie man im
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