Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
Vom Netzwerk:
Lauten, die ihnen durch den dunklen Wald folgten. Er wußte zwar, daß er bei diesem nächtlichen Ausflug die Pikten nicht zu befürchten brauchte, aber das war keine große Beruhigung für ihn.
    Sie befanden sich allein mitten in einem Wald, der schon alt gewesen war, als Conans Vorväter in Höhlen gehaust und über dem Geheimnis des Feuers gebrütet hatten. Die Piktische Wildnis war ein wegloser Ozean aus Wald und Gebirge. Nie hatte ein Angehöriger der weißen Rasse sie je überquert, selbst die wilden Pikten waren in manche Gebiete des Waldrands noch nie eingedrungen. Zeit und Entfernung wurden bedeutungslose Begriffe – denn sie waren von Menschen geprägt –, während sie immer weiter zwischen Stämmen dahinstapften, die zehn Männer mit ausgestreckten Armen kaum umringen könnten, auf einem Teppich aus Moos und verrottetem Laub, der ihre Schritte verschluckte. Ohne den Wolf als ihren Führer wären sie zwei arme im Nichts schwebende Seelen gewesen.
    ›Ein Gebiet, wo die alten Götter mehr als nur Erinnerung sind‹, hatte Destandasi sie gewarnt. Als sie durch diesen Wald der Urzeit schritten, wurde Conan bewußt, daß die Bäume hier so alt wie das Gestein unter ihren Wurzeln waren. Es war ein ehrfurchterregendes Gefühl, wenn etwas Lebendes das unvorstellbare Alter der Erde selbst ausstrahlte.
    Plötzlich war durch die Bäume vor ihnen ein schwacher Lichtschimmer zu erkennen. Nie zuvor hatte Conan das Morgengrauen mit größerer Freude begrüßt.
    Es war nur eine kleine Lichtung, doch nach dem schier angsteinflößenden langen Marsch durch den unermeßlichen Wald erschien sie den beiden Männern wie eine freundliche Insel. Eine Frau erwartete sie dort. Einen langen Augenblick sah Conan nur sie.
    Des öfteren während ihrer langen Kanufahrt hatte er darüber nachgedacht, wie der ihm noch unbekannte Drilling wohl aussehen mochte. Unnahbar, hatte Mordermi Destandasi beschrieben, mit den Zügen von Bruder und Schwester. Und so hatte der Cimmerier sich eine Art überschlanke Sandokazi mit dem kalten, abweisenden Blick einer jungfräulichen Königin vorgestellt. Die Destandasi, die sie hier in diesem so abgelegenen Wald begrüßte, hatte er nicht erwartet.
    Merkwürdigerweise erinnerte sie ihn sowohl an Sandokazi als auch an Santiddio. Destandasi war groß, mit aufrechter Haltung, weder dünn noch üppig. Ihr Gesicht mit dem dunklen Teint und den leuchtenden Augen, deren dunkle Pupillen größer als üblich waren, ähnelten Sandokazi sehr. Auch sie hatte das eckige Kinn und die schmale hohe Nase, aber während Sandokazis Lächeln schelmisch war, war ihres verbittert. Ihre Schultern waren gerade und breit, fast wie die eines Mannes, ihre Brüste klein und hoch, ihre Hüften schmal – im Gegensatz zu den großzügigen Rundungen ihrer Schwester. Ihrer Figur nach mochte sie eine um ein paar Jahre jüngere Schwester Sandokazis sein, doch ihr Gesicht ließ sie um etwa genauso viele Jahre älter erscheinen. Ihr schwarzes Haar glänzte seidig, und sie trug es so, daß es an einer Seite wie ein Wasserfall über den Busen bis zur Taille wallte. Ihr Gewand war aus einem dunkelgrünen Stoff; an den Schultern gebunden, fiel es gerade bis zu den nackten Waden. Nur eine scharlachfarbige Kordel um die Taille lockerte es auf. Trotz der nächtlichen Kühle war Destandasi barfüßig.
    Sie erschien Conan wie eine Elfe oder eine jungfräuliche Baumnymphe. Als er endlich seinen Blick von ihr wandte und sich näher auf der Lichtung umsah, fand er, daß sein erster Eindruck gar nicht so falsch gewesen war. Am Rand der Lichtung kauerte – so zumindest sah es aus – eine gewaltige, über alle Maßen alte Ulme. Ihr Stamm hätte selbst von zehn Männern mit ausgestreckten Armen nicht umringt werden können. Und wie es manchmal bei Bäumen dieses Alters vorkommt, war ihr Stamm hohl. Eine Lücke zwischen zwei großen Wurzelstrebepfeilern bildete die Türöffnung. Löcher, wo das Holz aus den Narben abgebrochener Äste gefault war, wurden zu Fenstern. Wie eine Waldnymphe lebte Destandasi in einem Baum. Eine kleine Quelle sprudelte etwa in der Mitte der Lichtung aus dem Boden. Ein Feuer brannte auf Steinplatten unweit der Wurzeln der hohlen Ulme, und Lampenlicht schimmerte aus Tür und Fensteröffnungen.
    Conan hatte das Gefühl, daß Bruder und Schwester sich zurückhaltender umarmten, als es unter den Umständen zu erwarten gewesen wäre. »Willkommen in meinem Heim, Bruder«, grüßte Destandasi ihn förmlich.
    »Destandasi, das ist

Weitere Kostenlose Bücher