Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
Vom Netzwerk:
ungewiß, aber es genügte ja allein die Tatsache. Briefe, die früher von Destandasi gekommen waren, waren unter anderen durch Inizios Hände gegangen. Und wenn sie ihrer Schwester geschrieben hatten, adressierten sie sie an Inizios Handelsposten, von wo aus sie auf irgendeine Weise Destandasi erreichten.
    Der Handelsposten war den kürzlichen Raubzügen nicht zum Opfer gefallen. Sie konnten also die Spur von hier aus aufnehmen.
    Inizio hatte die eigenartige Zwergenstatur, zu der es offenbar immer kam, wenn sich piktisches Blut mit dem der hyborischen Rassen vermischte. Im Gegensatz zu anderen Händlern von Grenzstationen war er wortkarg und unfreundlich, ja fast feindselig. Santiddio fragte sich, ob er vielleicht lieber mit Pikten Geschäfte machte oder ob er überhaupt jede Störung seiner Einsamkeit übelnahm.
    Als Santiddio ihm erklärte, wen sie suchten, starrte er sie nur finster an. Conan starrte ebenso finster zurück, woraufhin Inizio nach kurzem Zögern die Schulter zuckte und zugab: »Wenn die Briefe aus dem Wald kamen, schickte ich sie flußabwärts. Kamen sie vom Fluß, schickte ich sie in den Wald.«
    »Und wer beförderte sie aus dem und in den Wald?« erkundigte sich Santiddio geduldig.
    Inizios finsteres Gesicht wurde, wenn möglich, noch finsterer. »Eine Eule«, erwiderte er.
    »Eine Eule?«
    »Genau. Eine verdammt große Eule.«
    »Du meinst, so etwas wie eine Brieftaube?«
    »So ähnlich. Fliegt des Nachts und klopft mit den Flügeln an die Tür. Der Brief ist an ihrem Bein befestigt.«
    »Und sie kommt auch, um Briefe an ihre Herrin abzuholen. Woher weiß sie denn, wenn es soweit ist?«
    »Ich will keinen Ärger – mit nichts und niemandem!«
    »Dann antworte, wenn man dich fragt«, riet ihm Conan.
    »Cimmerischer Piktentöter!« knurrte Inizio. »Ich hab' keine Angst vor dir! Ich hab' keine Angst vor den Soldaten. Ich hab' keine Angst vor den Pikten! Ich will keinen Ärger!«
    »Schreib deiner Schwester einen Brief, Santiddio«, schlug Conan vor. »Schreib ihr, daß du hier bist und warum. Bitte sie, uns zu treffen oder uns einen Führer zu schicken. Inizio wird dafür sorgen, daß sie ihn erhält, weil wir so lange bei ihm warten, bis wir ihre Antwort bekommen.«
    Um Mitternacht schlugen Flügel an die Tür des Handelspostens. Inizio öffnete sie, und eine große Eule flog in den Raum. Conan, der fast jede Vogel- oder Tierart kannte, die es hier gab, hatte noch nie eine Eule wie diese gesehen. Der schwarzgefiederte Vogel betrachtete sie mit finsterem Blick, ähnlich wie Inizio, während der Händler ihm den Brief an ein Bein band. Dann verschwand die Eule mit fast lautlosem Flügelschlag durch die Tür und in der Nacht.
    Sie erfuhren nie, wie Inizio die Eule gerufen hatte.
    Conan schärfte nachdenklich seine Schwertklinge, als ein Wolf aus der Düsternis auftauchte und zielbewußt auf Santiddio zurannte. Aufgrund seiner Ruhe und Selbstsicherheit war Conans erster Gedanke, daß es sich um eine Art Haustier des Halbbluts handelte. Doch als der Wolf seine gelben Augen dem Cimmerier zuwandte, erkannte Conan sofort, daß er nie gezähmt worden war. Hinter ihm hörte er den Händler hastig die Tür zuschlagen und verriegeln.
    Eine Schlinge hing um den kräftigen Hals des Wolfes, und an dem Strickende war ein Brief befestigt.
    Santiddio las ihn zuerst allein, dann laut für Conan:
     
    »Mein Bruder. Ich habe den Schwur abgelegt, diesen herrlichen Hain nie mehr zu verlassen. Wenn du glaubst, mich sehen zu müssen, dann wird mein Bote dich führen. Aber ich warne dich, du wirst ein Gebiet betreten, wo die alten Götter mehr als nur Erinnerung sind. Ich rate dir, kehr in die Welt zurück, in die du gehörst.
    Destandasi«
     
    »Was sollen wir tun?« fragte Santiddio, der immer noch über die Botschaft nachdachte. »Folgen wir dem zahmen Wolf meiner Schwester?«
    »Wir folgen ihm«, bestimmte Conan. »Aber der Wolf ist nicht gezähmt.«
    Sie verließen die Lichtung, und schon einen Augenblick später war der Handelsposten und alles, was an Menschenwerk erinnerte, hinter einem dunklen Wall hoher Bäume verschwunden.
    Nach einer Meile hatte die Dunkelheit sich so vertieft, daß keiner der beiden Männer den Pfad mehr sehen konnte, dem sie folgten – wenn es tatsächlich einen Weg zwischen den schwarzen Säulen der Bäume gab. Santiddios Hand ruhte leicht auf dem Nacken des Wolfes und verließ sich darauf, daß das Tier sie führte. Conan hatte den Schwertgriff fest umklammert. Er lauschte unsicher den

Weitere Kostenlose Bücher