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Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
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unermüdlich stromaufwärts gepaddelt, ohne eine Pause zu machen, bis die Sonne den Nebel über dem Fluß vertrieben hatte. Santiddios hagere Gestalt bestand fast nur aus kräftigen Sehnen und drahtigen Muskeln, und er hielt sich für sportlich durchtrainiert. Doch lange ehe Conan anhielt, schmerzte sein Körper, als wäre er in Mordermis Folterkammer in die Streckbank gespannt worden. Der Cimmerier hatte das Kanu bis dicht ans Ufer gerudert und unter den dichten Trauerweiden versteckt, deren Äste bis zum Wasser hingen, und dafür gesorgt, daß es unter den Zweigen gut verborgen war.
    »Zu gefährlich, tagsüber weiterzurudern«, erklärte er Santiddio wie einem Kind. »Mordermi wird sich daran erinnern, daß ich nach unserer Rettung vom Galgen Rimanendos Schergen durch eine Flucht in die Piktische Wildnis entgehen wollte. Seine berittenen Patrouillen kommen am Ufer viel schneller voran, als wir mit dem Kanu flußabwärts rudern können. Des Nachts ist es viel eher möglich, unbemerkt an ihnen vorbeizukommen, solange wir uns im Mondschatten halten.«
    Santiddio streckte sich auf dem Kanuboden aus und schlief trotz seiner etwas verkrampften Haltung tief und fest. Als er erwachte, gab ihm Conan eine Handvoll Nüsse und ein paar herbstliche Früchte, die er am Ufer gesammelt hatte. Santiddio hatte nicht einmal bemerkt, daß Conan aus dem Kanu stieg und wieder zurückkehrte.
    In der zunehmenden Abenddämmerung ruderten sie weiter. Der Cimmerier paddelte jetzt langsamer, in gleichmäßigerem Rhythmus, doch jedesmal wenn Santiddio mit dem Paddel ins Wasser fuhr, durchzuckte ein glühender Schmerz jeden einzelnen Muskel. Einmal hielt Conan das Kanu an und drückte einen Finger auf die Lippen. Längere Zeit verharrten sie im Schutz eines halb aus dem Wasser ragenden Baumes, bis der Cimmerier vorsichtig weiterpaddelte.
    »Das andere Kanu«, erklärte er Santiddio später. »Hast du denn nicht gesehen, wie sie an uns vorbeigerudert sind? Mordermi sollte seinen Hunden verbieten, Rüstung zu tragen, wenn sie nicht stillsitzen können.«
    Santiddio hatte weder etwas gesehen noch gehört.
    Am nächsten Tag fing Conan mit einem an einen Stock gebundenen Dolch einen Karpfen. Sie hatten zwar von den Wachen Schwerter und Dolche mitgenommen, aber an Bogen und Köcher waren sie nicht herangekommen. Während Santiddio hungrig wie ein Wolf seinen Anteil an rohem Fisch verschlang, dachte er sich, daß der Cimmerier zweifellos auch einen Bogen und Pfeile schnitzen konnte, wenn er sie brauchen würde.
    Nach einer weiteren Nacht fast pausenlosen Paddelns kamen sie an einer verkohlten Lichtung vorbei, wo der Rauchgestank noch schwer in der Luft hing. »Viel weiter flußaufwärts brauchen wir uns keine Gedanken über Mordermis Patrouillen zu machen«, sagte Conan und lachte rauh. »Die Pikten haben ihre Plünderzüge zumindest bis hierher ausgedehnt. Ich glaube nicht, daß die Zingarier sich der Gefahr aussetzen werden, einem der Plünderertrupps in die Hände zu fallen, die sich vielleicht Zeit mit der Rückkehr lassen, weil noch nicht genügend frische Skalps an ihren Gürteln hängen.«
    Conan schob sein Paddel mit neuer Energie ins Wasser. »Von hier an«, erklärte er, »müssen wir zehnmal so vorsichtig sein.«
    Am nächsten Abend, kurz bevor sie weiter nordwärts aufbrachen, kehrte Conan von einem kleinen Ausflug in den Wald mit einem kurzen Bogen aus dunklem Holz und einem Köcher voll Pfeilen mit Feuersteinspitzen zurück. Er setzte beides vorsichtig im Kanu in unmittelbarer Reichweite ab, dann drückte er Santiddio einen Lederbeutel mit Dörrfleisch und ein paar harte Fladen aus Bucheckernmehl in die Hand.
    »Ich gab mir Mühe, ihn zu versenken, aber diese Pikten haben eine besondere Spürnase, wenn es gilt, ihre Toten aufzustöbern. Wollen wir hoffen, daß er keine Freunde in der Nähe hatte«, sagte Conan im Flüsterton. »Wir müssen zusehen, daß wie möglichst schnell eine größere Strecke zurücklegen.«
    Es gab einen Handelsposten am Schwarzen Fluß, und zwar an einem Punkt, wo angenommen wurde, daß Zingaras Grenze endete und die Piktische Wildnis begann. Da die Pikten sich jedoch noch nie an die Grenzen gehalten hatten, die von klugen Männern auf Karten eingezeichnet wurden, waren sie von keinem großen praktischen Wert. Der Handelsposten wurde von Inizio, einem Halbblut, geführt, den die Pikten gewöhnlich in Frieden ließen. Ob das an seinem Anteil piktischen Blutes lag oder an seiner Nützlichkeit als Händler, war

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