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Congo

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Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Konfliktsituationen. Bei Primaten gab es ausgeprägte Angriffshemmungen gegen Jungtiere, und diese Hemmungen wurden häufig auch von erwachsenen Tieren genutzt. Pavianmännchen beendeten oft ihren Kampf, wenn eines ein Jungtier ergriff und sich an die Brust drückte — der Anblick des Jungtiers verhinderte weitere Angriffe.
    Schimpansen kannten verfeinerte Variationen dieses Verhaltens. Wenn die Spiele Heranwachsender zu wild wurden, ergriff ein Männchen einen von ihnen und drückte ihn auf mütterliche Art an sich — eine Situation, in der sowohl »Mutter« als auch »Kind« symbolisch gemeint war. Dennoch genügte die Geste, um einen Fortgang des wilden Spiels zu unterbinden. Amy brachte nicht nur den Angriff des Männchens zum Stillstand, sie schützte Elliot auch, indem sie ihn wie ein Jungtier behandelte — falls die Gorillas ein bärtiges Jungtier von einsachtzig gelten ließen. Sie taten es.
    Sie entschwanden im Gebüsch. Amy lockerte ihre wilde Umklammerung, sah Elliot an und bedeutete ihm: Dumme Dinger. »Danke, Amy«, sagte er und gab ihr einen Kuß. Peter Amy kraulen. Amy lieber Gorilla.
    »Da hast du recht«, sagte er und kraulte sie mehrere Minuten lang, wobei sie sich fröhlich knurrend auf dem Boden hin und her wälzte.
    Um zwei Uhr nachmittags kehrten sie ins Lager zurück. Karen Ross fragte: »Haben Sie einen Gorilla?«
    »Nein«, sagte Elliot.
    »Na, macht nichts«, sagte Ross, »ich komme nämlich auch gar nicht nach Houston durch.«
    Elliot war verblüfft: »Wieder elektronische Störungen?«
    »Viel schlimmer«, sagte Karen Ross.
    Sie hatte über eine Stunde lang versucht, eine Satellitenverbindung nach Houston herzustellen. Es war ihr nicht gelungen. Jedesmal war die Verbindung innerhalb von Sekunden unterbrochen worden. Schließlich hatte sie, nachdem sie festgestellt hatte, daß es nicht an ihrer Anlage liegen konnte, das Datum geprüft. »Heute ist der 24. Juni«, sagte sie. »Mit der vorigen Kongo-Expedition hatten wir am 28. Mai Schwierigkeiten bei der Nachrichtenübermittlung, vor siebenundzwanzig Tagen«, sagte sie.
    Als Elliot es immer noch nicht verstand, sagte Munro: »Sie meint, es liegt an Sonnenflecken.«
    »Richtig«, sagte Karen Ross. »Es handelt sich um eine Störung in der Ionosphäre, die von der Sonne ausgeht.« Die meisten Störungen in der Ionosphäre der Erde — das ist die dünne Schicht ionisierter Moleküle in einer Höhe von achtzig bis vierhundert Kilometer — werden durch Erscheinungen wie beispielsweise die Sonnenflecke verursacht. Da eine Sonnenumdrehung siebenundzwanzig Tage dauert, treten solche Störungen oft etwa einen Monat später erneut auf.
    »Na schön«, sagte Elliot, »es sind also Sonnenflecken. Und wie lange dauert so etwas?«
    Karen Ross schüttelte den Kopf. »Normalerweise würde ich sagen, ein paar Stunden, höchstens einen Tag. Hier scheint es sich aber um eine ernstere Störung zu handeln, die sehr plötzlich aufgetreten ist. Vor fünf Stunden hatten wir eine hervorragende Verbindung — und jetzt haben wir überhaupt keine mehr. Irgend etwas Ungewöhnliches geht vor. Es kann glatt eine Woche dauern.«
    »Keine Verständigung, eine ganze Woche lang?
    Keine Computer-Durchläufe, gar nichts?«
    »Richtig«, sagte Karen Ross gelassen. »Von jetzt an sind wir vollständig von der Außenwelt abgeschnitten.«

5. Abgeschnitten
    Die stärkste Sonneneruption des Jahres 1979 wurde am 24. Juni vom Kitt Peak-Observatorium in der Nähe von Tucson, Arizona, aufgezeichnet und ordnungsgemäß dem Space Environment Services Center in Boulder, Colorado, gemeldet, einer Stelle für die Auswertung von Daten aus dem Weltraum.
    Zuerst schenkte man beim SESC, den einlaufenden Daten keinen Glauben: selbst nach den ungeheuren Maßstäben der Sonnenastronomie war dieser Ausbruch mit der Bezeichnung 79/06/414aa geradezu monströs. Die Ursache solcher, auch Flares genannter Ausbrüche, die mit dem Auftreten von Sonnenwind einhergehen, war unbekannt, doch wurden sie im allgemeinen mit der Sonnenfleckentätigkeit in Verbindung gebracht. In diesem Fall erschien der Ausbruch als riesiger, heller Fleck mit einem Durchmesser von sechzehntausend Kilometern, der nicht nur die Alpha-Spektrallinien des Wasserstoffs und ionisierten Kalziums beeinflußte, sondern auch das Spektrum des weißen Sonnenlichts. Ein solcher Ausbruch mit einem »kontinuierlichen Spektrum« war überaus selten. Auch konnte man beim SESC die Vorausberechnung der Folgeerscheinungen nicht glauben. Bei

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