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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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entwickelt worden, um mit Amy in amerikanischer Zeichensprache zu arbeiten, aber es war nicht einzusehen, warum es nicht auch mit einer vollständig neuen Sprache arbeiten können sollte. Wenn es ihnen gelang, eine Satellitenverbindung vom Kongo über Houston nach Berkeley herzustellen, konnten sie Videodaten von einem gefangenen Tier unmittelbar in das APE-Programm eingeben. APE ermöglichte eine Übersetzungsgeschwindigkeit, die der Fähigkeit jedes menschlichen Beobachters weit überlegen war.
    Das Army-Material war dazu bestimmt, feindliche Codes in Minutenschnelle zu entschlüsseln.
    Während Elliot und Karen Ross davon überzeugt waren, daß es funktionieren mußte, war Munro skeptisch und machte abfällige Bemerkungen, in denen es um Verhöre von Kriegsgefangenen ging.
    »Was haben Sie vor?« fragte er. »Wollen Sie das Tier foltern?«
    »Wir wollen es einem Situationsstreß aussetzen«, sagte Elliot, »um es zum Sprachgebrauch zu veranlassen.« Er breitete Testmaterial auf dem Boden aus: eine Banane, eine Schüssel Wasser, ein Stück Zucker, einen Stock, eine saftige Ranke und ein paar der runden Steinplatten mit Griffen. »Wenn es sein muß, jagen wir ihr einen höllischen Schreck ein.«
    »Ihr?«
    »Selbstverständlich«, sagte Elliot, während er das Narkosegewehr lud. »Ihr.«

4. Gefangennahme
    Er wollte ein Weibchen ohne Jungtier. Ein Jungtier würde die Dinge nur komplizieren.
    Er arbeitete sich durch hüfthohes Unterholz vor und kam an einen Steilabfall von etwa sechs Meter Höhe. Dort sah er einen Trupp von neun Tieren unter sich: zwei Männchen, fünf Weibchen und zwei Jungtiere. Sie zogen auf Nahrungssuche im Dschungel umher. Er beobachtete die Gruppe so lange, bis er sicher sein konnte, daß alle Weibchen die Sprache benutzten und daß keine Jungtiere im Gebüsch verborgen waren. Dann wartete er auf seine Gelegenheit.
    Die Gorillas aßen gemütlich unter den Farnen, rissen zarte Schößlinge ab und kauten sie genüßlich.
    Nach einigen Minuten entfernte sich ein Weibchen von der Gruppe, um näher am Rand des Steilabfalls, dort, wo er hockte, Nahrung zu suchen. Zwischen ihr und dem Rest der Gruppe lagen rund zehn Meter.
    Elliot nahm das Narkosegewehr in beide Hände und visierte das Weibchen an. Es stand so günstig, wie es nur stehen konnte. Er beobachtete es, zog langsam den Abzug durch — und verlor selbst den Boden unter den Füßen. Mit Donnergetöse rollte er den Hang hinab, mitten zwischen die Gorillas.
    Elliot lag bewußtlos auf dem Rücken, aber seine Brust bewegte sich und sein Arm zuckte. Munro war sicher, daß Elliot nicht ernstlich verletzt war. Nur die Gorillas machten ihm Sorgen. Die grauen Gorillas hatten Elliot fallen sehen und näherten sich ihm jetzt. Acht oder neun Tiere drängten sich um ihn, sahen ihn unbeteiligt an, machten Zeichen.
    Munro entsicherte seine Waffe.
    Elliot stöhnte, griff sich an den Kopf und schlug die Augen auf. Munro konnte erkennen, wie Elliot beim Anblick der Gorillas zusammenschrak, aber er bewegte sich nicht. Drei erwachsene Männchen hockten in seiner Nähe. Die Gefährlichkeit seiner Situation war ihm bestimmt klar. Er lag fast eine Minute bewegungslos auf dem Boden. Die Gorillas zischelten und machten sich gegenseitig Zeichen, kamen aber nicht näher. Schließlich stützte sich Elliot auf den Ellbogen, was zu einem heftigen Austausch von Zeichen führte, aber zu keinen Drohgebärden.
    Am Hang weiter oben zupfte Amy Munro am Ärmel und machte wie wild Zeichen. Munro schüttelte den Kopf: er verstand sie nicht. Wieder hob er die Waffe — Amy biß ihn ins Knie. Der Schmerz war fast unerträglich, und es kostete Munro alle Kraft, nicht laut aufzuschreien.
    Elliot lag auf dem Boden und versuchte, seinen Atem zu beherrschen. Die Gorillas waren sehr nahe so nah, daß er sie berühren und den süßlichen, muffigen Geruch riechen konnte, der ihren Leibern entströmte. Sie waren erregt, die Männchen hatten angefangen zu knurren. Sie gaben ein rhythmisch skandiertes Huu-huu-huu von sich.
    Er beschloß, langsam und bedacht auf die Füße zu kommen. Er vermutete, daß sie sich weniger bedroht fühlten, wenn er etwas Abstand zwischen sie und sich selbst bringen konnte. Doch kaum begann er sich zu bewegen, wurde ihr Knurren lauter und eines der Männchen bewegte sich im Krebsgang seitwärts, wobei es mit den flachen Händen auf den Boden schlug. Elliot legte sich sogleich wieder hin.
    Die Tiere beruhigten sich, und er kam zu dem Ergebnis, daß er richtig

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