Congo
gehandelt hatte. Sie waren durch den Menschen verwirrt, der in ihre Mitte gestürzt war, offensichtlich erwarteten sie nicht, in ihrem Revier mit Menschen in Berührung zu kommen.
Er beschloß, so lange zu warten, bis sie abzogen, und notfalls einige Stunden auf dem Rücken liegen zu bleiben. Er atmete langsam und regelmäßig und merkte, daß er schwitzte. Wahrscheinlich konnte man riechen, daß er Angst hatte. Aber wie der Mensch hatten auch Gorillas einen schlecht entwickelten Geruchssinn — jedenfalls reagierten sie nicht auf seinen Angstschweiß. Er wartete. Die Gorillas keuchten jetzt schneller, und auch die Zeichen folgten schneller aufeinander. Offenbar wollten sie feststellen, was sie tun sollten. Dann ging ein Männchen unvermittelt wieder auf die seitliche Bewegung über, schlug auf den Boden und sah Elliot an. Elliot machte keine Bewegung. In Gedanken ging er die verschiedenen Stufen des Angriffsverhaltens noch einmal durch: Knurren, Seitwärtsbewegung, mit der flachen Hand auf den Boden schlagen, Gras ausreißen, auf die Brust trommeln… Angreifen.
Das Gorillamännchen fing an, Grasbüschel auszureißen. Elliot spürte, wie sein Herz schneller schlug. Das Tier war riesig, es mochte gut und gern so viel wie ein Berggorillamann wiegen — an die hundertvierzig Kilogramm. Es richtete sich auf die Hinterbeine auf und trommelte mit den Fäusten auf seine Brust. Elliot fragte sich, was Munro dort oben wohl tat. Und dann hörte er ein Krachen, blickte auf und sah, wie Amy den Hang heruntergestürzt kam und ihren Fall bremste, indem sie sich an Zweigen und Farnen festhielt. Sie landete zu Elliots Füßen.
Die Überraschung der Gorillas hätte nicht größer sein können. Der große Gorillamann hörte auf, sich auf die Brust zu trommeln, ging auf alle viere nieder und warf Amy böse Blicke zu. Amy knurrte.
Der große Gorilla schob sich drohend an Peter Elliot heran, ohne Amy aus den Augen zu lassen. Sie beobachtete ihn regungslos. Es war eindeutig eine Kraftprobe. Er kam ohne Zögern immer näher…
Plötzlich brüllte Amy so laut, daß Elliot überrascht hochfuhr. Er hatte sie das erst ein-oder zweimal in Augenblicken äußerster Wut tun hören.
Weibchen brüllen gewöhnlich nicht, und so waren auch die’ anderen Gorillas höchst erstaunt. Amys Unterarme verkrampften sich, sie machte den Rücken steif und spannte ihre Gesichtsmuskeln an.
Sie sah dem Männchen angriffslustig in die Augen und brüllte wieder.
Das Männchen unterbrach sein Ritual und neigte den Kopf zur Seite. Es schien die Angelegenheit zu überdenken. Schließlich zog es sich zurück und schloß sich wieder dem Halbkreis grauer Affen um Elliots Kopf herum an.
Amy legte ihre Hand herausfordernd auf Elliots Bein — sie meldete Besitzansprüche an. Ein männliches Jungtier von etwa vier oder fünf Jahren stürzte impulsiv vor und entblößte seine Zähne.
Amy versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht, so daß es jammernd in die Sicherheit der Gruppe zurückkehrte.
Amy warf den anderen Gorillas böse Blicke zu.
Dann machte sie Zeichen. Fortgehen. Amy lassen. Fortgehen.
Die Gorillas reagierten nicht. Peter lieber Mensch. Aber sie schien zu merken, daß die Gorillas sie nicht verstanden, denn sie tat dann etwas Bemerkenswertes: sie seufzte und gab den gleichen keuchenden Laut von sich wie die anderen Gorillas.
Die Tiere waren verblüfft und starrten einander an.
Daß Amy sich ihrer Sprache zu bedienen schien, blieb ohne Wirkung: sie rührten sich nicht vom Fleck. Und je mehr sie seufzte, um so mehr verflog der ursprüngliche Eindruck, bis sie Amy schließlich nur noch verständnislos anstarrten.
Sie konnte sich ihnen nicht verständlich machen.
Amy trat jetzt neben Peters Kopf und begann mit Gesten der geselligen Körperpflege, zupfte an seinem Bart und an seinem Kopfhaar. Die grauen Gorillas machten rasche Zeichen. Dann begann das Männchen wieder mit seinem skandierenden Huuhuu-huu. Als Amy das hörte, wandte sie sich Peter zu und bedeutete ihm Amy zu umarmen. Er war überrascht: sie hatte das von sich aus noch nie getan.
Gewöhnlich wollte sie, daß Peter sie in die Arme nahm und kraulte.
Elliot setzte sich, und sogleich zog sie ihn an ihre Brust und drückte sein Gesicht in ihr Fell. Das Gorillamännchen hörte auf zu knurren. Die grauen Gorillas traten den Rückzug an, als hätten sie einen Fehler begangen. Jetzt ging Elliot auf, was sie tat sie behandelte ihn, als wäre er ihr Kind.
Das war klassisches Primatenverhalten in
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