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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Sie.«
    »Tatsächlich?«
    James Weldon war einer der Ordinarien am Institut, ein schwächlicher Mann, der jedoch zu heftigen Zornesausbrüchen neigte. »Windy« Weldon wurde in Karikaturen, die im Institut umliefen, stets mit einem in die Luft gehaltenen nassen Finger dargestellt: er war Meister darin festzustellen, aus welcher Richtung der Wind wehte. In den vergangenen Tagen war er Peter Elliot und der Projektgruppe Amy geflissentlich aus dem Weg gegangen.
    Elliot ging in sein Arbeitszimmer.
    »Na, Peter, mein Junge«, sagte Weldon herzlich und streckte Elliot die Hand entgegen. »Sie sind ja früh dran heute.« Elliot war sofort auf der Hut. »Ich wollte vor den Völkerscharen hier sein«, sagte er.
    Die Demonstranten kamen nie vor zehn, und manchmal später, je nachdem, für wann die Fernsehleute sie bestellt hatten. So wurde heutzutage nun einmal protestiert: auf Bestellung. »Sie kommen nicht mehr«, sagte Weldon lächelnd.
    Er gab Elliot die letzte Lokalausgabe des Chronicle, auf dessen Titelseite ein Text mit schwarzem Filzstift umrahmt war. Eleanor Vries war als Bezirksleiterin der Vereinigung zum Schutz der Primaten zurückgetreten. Als Grund gab sie Überlastung und wichtige private Angelegenheiten an. In einer Erklärung der Vereinigung, die von der Zentrale in New York abgegeben worden war, hieß es, man habe »Art und Gegenstand von Dr. Elliots Forschung bedauerlicherweise falsch eingeschätzt«.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Bellis Kanzlei hat Ihren Aufsatz und die öffentlichen Erklärungen von Eleanor Vries über Folterung untersucht und ist zu dem Schluß gekommen, daß die Vereinigung sich damit eine dicke Verleumdungsklage hätte zuziehen können«, sagte Weldon. »Den Liga-Leuten in New York geht der Arsch auf Grundeis. Sie werden im Laufe des Tages mit Friedensangeboten auf Sie zukommen.
    Ich persönlich hoffe, daß Sie sich verständnisvoll zeigen werden.«
    Elliot ließ sich in seinen Sessel fallen. »Und was ist mit der Fakultätssitzung in der kommenden Woche?«
    »Oh, die ist allerdings wichtig«, sagte Weldon. »Ohne Frage wird die Fakultät unethisches Verhalten seitens der Medien anprangern und eine eindeutige Ehrenerklärung für Sie abgeben. Ich bin gerade dabei, eine Erklärung meines Büros auszuarbeiten.« Welche Ironie, dachte Elliot. »Sind Sie sicher, daß Sie sich dieser Gefahr aussetzen wollen?« fragte er.
    »Ich stehe voll und ganz hinter Ihnen, das wissen Sie doch hoffentlich«, sagte Weldon. Er schritt unruhig in dem Raum auf und ab, wobei er sich Amys Malereien an den Wänden ansah. Windy hatte noch etwas auf der Seele. »Malt sie immer noch solche Bilder?« fragte er schließlich. »Ja«, sagte Elliot.
    »Und Sie wissen immer noch nicht, was sie bedeuten?« Elliot überlegte kurz. Günstigstenfalls war es voreilig, Weldon wissen zu lassen, was die Bilder nach Ansicht der Gruppe bedeuteten. »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Sind Sie sicher?« fragte Weldon mit gefurchter Stirn. »Ich glaube nämlich, jemand anders weiß es.«
    »Wieso?«
    »Es ist etwas sehr Seltsames geschehen«, sagte Weldon. »Jemand wollte Amy kaufen.«
    »Kaufen!
    Was soll das heißen?«
    »Ein Anwalt aus Los Angeles hat mich gestern angerufen und hundertfünfzigtausend Dollar für sie geboten.«
    »Das muß ein reicher Wohltäter sein«, sagte Elliot, »der Amy vor der Folter retten will.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Weldon. »Das eigentliche Angebot kommt aus Japan, von einem gewissen Morikawa, einem Mann aus der Elektronikbranche in Tokio. Ich habe das herausbekommen, als der Rechtsanwalt heute morgen wieder anrief, um sein Angebot auf zweihundertfünfzigtausend Dollar zu erhöhen.«
    »Zweihundertfünfzigtausend?« sagte Elliot. »Für Amy?« Ein Verkauf kam selbstverständlich überhaupt nicht in Frage, aber warum sollte jemand so viel Geld bieten?
    Weldon wußte eine Antwort darauf. »So viel Geld, immerhin eine Viertelmillion, kann nur aus Kreisen der Privatindustrie kommen. Vermutlich hat Morikawa über Ihre Arbeit gelesen und weiß eine Einsatzmöglichkeit für sprachfähige Primaten bei einer industriellen Aufgabe.« Windy blickte an die Zimmerdecke, ein sicheres Zeichen dafür, daß ein rhetorischer Ausbruch bevorstand. »Ich könnte mir denken, daß sich uns hier ein neues Gebiet auftut, die Ausbildung von Primaten für den Einsatz in der Industrie, in der wirklichen Welt.«
    Peter Elliot fluchte. Er hatte Amy nicht deshalb eine Sprache beigebracht, damit sie sich einen Schutzhelm

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