Congo
Zweifel.
»Können wir den Kontrast noch etwas verstärken?« fragte er Ross. »Das Bild ist so verwaschen.«
»Mal sehen«, sagte Ross und betätigte mehrere Knöpfe. »Ich finde das Bild übrigens ziemlich kontrastreich.« Sie konnte es nicht dunkler bekommen.
»Das Exemplar hier ist ziemlich grau«, sagte er.
»Gorillas sind sehr viel dunkler.«
»Also für Video ist dieser Kontrastbereich in Ordnung.«
Elliot war sicher: Das Tier war zu hell, es konnte kein Berggorilla sein. Wenn er keine neue Unterart vor sich sah, war es eine neue Art. Eine neue Spezies von Herrentieren, ein angriffslustiger grauer Menschenaffe, den man im östlichen Kongo entdeckt hatte… Er hatte sich der Expedition angeschlossen, um Amys Träume an Hand der Wirklichkeit zu überprüfen — und es war eine großartige psychologische Einsicht, die er sich da versprochen hatte — nun plötzlich war sein Ziel weit höher gesteckt. Karen Ross fragte: »Sie glauben also nicht, daß es ein Gorilla ist?«
»Es gibt Möglichkeiten, das zu prüfen«, sagte er und blickte mit gerunzelter Stirn auf den Bildschirm, während die Maschine durch die Nacht flog, immer weiter nach Osten.
2. B-8-Aufgaben
»Was soll ich tun?« fragte Tom Seamans, den Hörer zwischen Hals und Schulter geklemmt, und wälzte sich auf die Seite, um einen Blick auf seinen Wecker zu werfen. Es war drei Uhr früh. »In den Zoo gehen«, wiederholte Elliot. Seine Stimme klang verfremdet, als spreche er unter Wasser. »Peter, von wo rufst du eigentlich an?«
»Von irgendwo über dem Atlantik«, sagte Elliot.
»Wir sind auf dem Weg nach Afrika.«
»Ist wirklich alles in Ordnung?«
»Sogar in bester Ordnung«, sagte Elliot. »Aber geh bitte unbedingt gleich nach dem Aufstehen in den Zoo.«
»Und was soll ich da?«
»Mit einer Videokamera die Gorillas aufnehmen.
Sieh zu, daß sie sich bewegen, das ist für die Ausarbeitung der Merkmalsunterschiede sehr wichtig.«
»Das schreibe ich mir besser auf«, sagte Seamans. Als demjenigen, der den Computer für die Projektgruppe Amy programmierte, war es ihm nichts Neues, ungewöhnliche Aufträge zu erhalten wenn auch nicht gerade mitten in der Nacht. »Eine Unterscheidungsfunktion für welche Merkmale?«
»Wenn du schon dabei bist, sieh dir alle Filme an, die wir über Gorillas haben — beliebige Gorillas, wilde, im Zoo lebende, was auch immer. Je mehr Muster du dir ansiehst, desto besser, vorausgesetzt, die Tiere bewegen sich. Als Vergleichsbasis nimm am besten Schimpansen. Alles, was wir über Schimpansen haben. Übertrag es auf Band und untersuch es mit der Funktion.«
»Was für eine Funktion denn bloß?« gähnte Seamans. »Die, die du noch schreiben sollst«, sagte Elliot. »Ich brauche eine mehrfach variable Unterscheidungsfunktion, beruhend auf vollständigem Bildmaterial —«
»— du meinst also eine Verhaltensmuster-Erkennungsfunktion?« Seamans hatte Muster-Erkennungsfunktionen für Amys Sprachgebrauch programmiert, mit deren Hilfe man ihre Zeichen vierundzwanzig Stunden am Tag überwachen und auswerten konnte. Auf dieses Programm war er sehr stolz, es stellte auf diesem Gebiet einen beachtlichen Durchbruch dar. »Strukturiere sie, wie du es für richtig hältst«, sagte Elliot. »Auf jeden Fall brauche ich eine Funktion, die Gorillas von anderen Primaten, zum Beispiel von Schimpansen, unterscheidet. Also eine artendifferenzierende Funktion.«
»Ist das dein Ernst?« fragte Seamans. »Das ist eine B-8-Aufgabe.« Auf dem noch in den Kinderschuhen steckenden Gebiet der Computer-Programme für Mustererkennung waren sogenannte B-8-Aufgaben die schwierigsten. Ganze Forschergruppen hatten Jahre mit dem vergeblichen Versuch zugebracht, Computern den Unterschied zwischen einem »B« und einer »8« beizubringen eben weil er so ins Auge springt. Was aber das menschliche Auge sofort erkennt, ist für die Abtasteinrichtung des Computers keineswegs klar, ihr muß man das mitteilen. Es zeigte sich, daß die dafür erforderlichen Anweisungen weit schwieriger waren, als sich das jemand hätte träumen lassen, vor allem natürlich bei handschriftlichen Texten. Dann verlangte Elliot noch ein Programm, das in der Lage war, ähnliche Bilder von Gorillas und Schimpansen zu unterscheiden. Seamans konnte sich die Frage nicht verkneifen: »Wozu das denn? Das ist doch klar. Ein Gorilla ist ein Gorilla, und ein Schimpanse ist ein Schimpanse.«
»Tu es einfach«, sagte Elliot.
»Kann ich die Größe einbeziehen?« Allein auf Grundlage
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