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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Computer-Programmen, die die Albedo genau zu messen und auch geringe Unterschiede zu berücksichtigen vermochten. Karen Ross stellte sich die Frage: Wenn es die tote Stadt wirklich gab — wie konnte sich das in der Vegetation äußern? Die Antwort dafür lag auf der Hand: in Form späten Sekundärwalds. Der unberührte Regenwald wird als Primärwald bezeichnet. Ihn meinen die meisten Menschen, wenn sie an Regenwälder denken: riesige Hartholzbäume, Mahagoni, Teak und Ebenholz, in den Stockwerken darunter Farne und Palmgewächse.
    Primärwälder sind dunkel und abweisend, lassen sich aber leicht durchqueren. Wenn aber der Mensch ursprünglichen tropischen Regenwald, also Primärwald, rodete und das Gelände später wieder sich selbst überließ, entstand ein gänzlich anderes, ein Sekundärwachstum. Die dabei vorherrschenden Pflanzen waren Weichhölzer und schnellwüchsige Bäume. Der Reichtum an Lianen, dornigen Sträuchern und Bambus machte diese Gebiete oft undurchdringlich: es war der typische Dschungel, das, was der Laie sich unter »Urwald« vorstellte.
    Aber Karen Ross ging es nicht um diese Gesichtspunkte des Sekundärwalds, sondern lediglich um seine Albedo. Da es im Sekundärwald anders geartete Pflanzen gab, mußte seine Albedo von der des Primärwalds abweichen. Sie ließ sich nach dem Alter abstufen: Da im Unterschied zu den Hartholzbäumen des Primärwalds, die ein Alter von Jahrhunderten erreichten, die Weichhölzer des Sekundärwalds nur etwa zwanzig Jahre alt wurden, mußte an die Stelle der frühen Form des Sekundärwalds eine andere und später noch eine andere Ausprägung treten. Durch Überprüfung von Gebieten, in denen sich im allgemeinen später Sekundärwald fand — wie zum Beispiel an den Ufern großer Flüsse, wo der Boden für zahlreiche menschliche Ansiedlungen gerodet worden war, die man später wieder aufgegeben hatte —, stellte sie fest, daß die Computer der ERTS tatsächlich die auftretenden geringen Unterschiede in der Reflexion messen konnten.
    Sie gab daraufhin den Auftrag, daß die ERTS-Abtastgeräte auf einer Fläche von fünfzigtausend Quadratkilometer Regenwald an den Westhängen der Virunga-Vulkane im Abstand von jeweils hundert Metern oder weniger nach Albedounterschieden von 0,03 oder darunter suchen sollten. Diese Aufgabe hätte eine aus fünfzig Luftfotografieauswertern bestehende Gruppe einunddreißig Jahre lang beschäftigt — der Computer tastete hundertneunundzwanzigtausend Satelliten und Luftaufnahmen in knapp neun Stunden ab. Und er fand die Stadt.
    Im Mai 1979 verfügte Karen Ross über ein Computer-Bild, das ein sehr altes Sekundärwald-Muster von geometrischer Gitterform zeigte. Es lag zwei Grad nördlich des Äquators, auf dreißig Grad östlicher Länge an den Westhängen des noch tätigen Vulkans Muhavura. Der Computer schätzte das Alter des Sekundärwalds auf fünf-bis achthundert Jahre.
    »Und dann haben Sie eine Expedition hingeschickt?« fragte Elliot. Karen Ross nickte.
    »Vor drei Wochen. Sie wurde von einem Südafrikaner, einem gewissen Krüger, geführt und bestätigte die Diamantenvorkommen. Als sie ihnen auf der Suche nach dem Ursprungsort nachging, fand sie die Ruinen der Stadt.«
    »Und was geschah dann?« fragte Elliot.
    Er sah sich das Videoband ein zweites Mal an.
    Auf dem Bildschirm waren die Schwarzweiß-Aufnahmen des zerstörten Lagers zu erkennen, aus dessen schwelenden Resten Rauch aufstieg, sowie mehrere Leichen mit zermalmten Schädeln. Dann fiel ein Schatten über die Leichen, die Kamera ging zurück auf Totale und zeigte den Umriß des ungestalten Schattens. Elliot gab zu, daß er wie der Schatten eines Gorillas aussah, beharrte aber: »Das können keine Gorillas gewesen sein. Gorillas sind friedliche Pflanzenfresser.«
    Sie sahen sich die Aufzeichnung zu Ende an und betrachteten anschließend das letzte vom Computer aufbereitete Bild, das deutlich den Kopf eines Gorillamannes erkennen ließ. »Da, sehen Sie selbst«, sagte Karen Ross. Elliot war nicht überzeugt. Er ließ die letzten drei Sekunden des Bildmaterials noch einmal durchlaufen und betrachtete prüfend den Kopf des Tiers. Das Bild war unscharf, geisterhaft, aber trotz allem stimmte etwas daran nicht, ohne daß er genau hätte sagen können, was. Nicht nur das Verhalten, das Karen Ross ihm geschildert hatte, war artuntypisch, sondern da war auch… Er drückte den Standbildknopf und starrte auf das Bild vor ihm.
    Behaarung und Gesicht waren grau, da gab es keinen

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