Congo
mit Captain Munro zusammen!« sagte er, als erkläre das alles. Dann ging er davon, um das Beladen zu beaufsichtigen.
»Sind Sie sicher, daß wir keine Waffen schmuggeln?« erkundigte sich Elliot, als sie allein waren.
»Wir sind hinter etwas viel Wichtigerem her«, sagte Karen Ross. Sie packte Teile der Ausrüstung um, arbeitete rasch und konzentriert. Elliot fragte, ob er helfen könne, doch sie schüttelte den Kopf. »Das muß ich selber machen. Wir müssen zusehen, daß wir mit achtzehn Kilogramm pro Person auskommen.«
»Achtzehn Kilo? Für alles?«
»So viel erlaubt die Computer-Berechnung.
Munro hat Kahega und acht weitere Helfer vom Stamm der Kikuyu mitgebracht. Mit uns dreien macht das insgesamt zwölf Leute. Dazu Amy — auch sie bekommt ihre achtzehn Kilogramm. Und insgesamt sind das immerhin gut zweihundertdreißig.« Ross wog weiterhin Rationen und abgepackte Vorräte ab.
Die Angaben ließen Elliot Schlimmes befürchten.
Die Expedition nahm offensichtlich eine neue Wendung, ging noch größeren Gefahren entgegen.
Seinem Wunsch, nicht länger mitzumachen, stand die Erinnerung an das Videobild entgegen, das ihm ein großes graues Wesen gezeigt hatte, von dem er insgeheim annahm, daß es sich um ein bisher nicht bekanntes Tier handelte, eine neue Art. Eine solche Entdeckung war es schon wert, daß man Gefahren auf sich nahm. Er sah nachdenklich aus dem Fenster auf die Träger: »Und das sind also Kikuyu?«
»Ja«, sagte Karen Ross. »Es sind gute Träger, auch wenn sie unaufhörlich plappern, wie alle Angehörigen dieses Bantustamms. Es sind übrigens lauter Brüder, also seien Sie vorsichtig, was Sie sagen. Ich hoffe nur, daß Munro ihnen nicht zuviel erzählen mußte.«
»Den Kikuyu?«
»Nein, den Leuten vom NCNA.«
»NCNA?« wiederholte Elliot.
»Das sind die Chinesen. Sie sind ebenfalls an Computern und Elektronik interessiert«, sagte Karen Ross. »Munro mußte ihnen etwas verraten, als Gegengabe für die Ratschläge, die sie ihm geben.«
Sie wies aus dem Fenster, und Elliot sah hinaus.
Tatsächlich stand Munro dort im Schatten einer Tragfläche der 747 und sprach mit vier Chinesen.
»Hier«, sagte Karen Ross, »verstauen Sie die da in der Ecke.« Sie zeigte auf drei große Styroporpackungen mit dem Aufdruck AMERICAN SPORT DIVERS, LAKE ELSINORE, CALIF.
»Wozu brauchen wir eine Sporttaucher-Ausrüstung?
Arbeiten wir etwa unter Wasser?« fragte Elliot verwirrt. Aber Karen Ross hörte ihm nicht zu. »Ich würde nur zu gern wissen, was er ihnen erzählt«, sagte sie und warf einen Blick aus dem Fenster. Wie sich später herausstellte, hätte Karen Ross sich deswegen keine Sorgen zu machen brauchen, denn Munro hatte die Chinesen mit etwas bezahlt, das ihnen wertvoller erschien als Angaben über Elektronik.
Die Fokker hob um 14 Uhr 24 von der Startbahn in Nairobi ab, drei Minuten früher, als die neue Zeitprojektion vorsah.
In den sechzehn Stunden nach der Wiederauffindung Amys legte die ERTS-Expedition neunhundert Kilometer zurück und überquerte dabei die Grenzen von vier Ländern — Kenia, Tansania, Ruanda und Zaire. Damit waren sie von Nairobi bis zum Balakundawald am Rand des Regenwaldes im Kongo-Becken gelangt — ein Schachzug, wie er ihnen ohne die Hilfe Dritter nicht möglich gewesen wäre. Munro sagte, er habe »Freunde in niedriger Position«, was in diesem Fall bedeutete, daß er sich an den chinesischen Geheimdienst in Tansania gewandt hatte. Die Chinesen waren seit Beginn der sechziger Jahre in Afrika tätig gewesen. Damals hatten sie mit ihrem Spionagenetz versucht, den Verlauf des Bürgerkriegs im Kongo zu beeinflussen, denn China wollte Zugang zu den reichen Uranvorkommen des Kongo haben. Dirigiert wurden die Unternehmungen von der Bank of China oder, häufiger, vom Pressedienst des neuen China, der New China News Agency. Als Munro von 1963 bis 1968 im Waffengeschäft tätig gewesen war, hatte er mit einigen der »Kriegskorrespondenten« der NCNA zu tun gehabt, und er hatte die Kontakte nie ganz abreißen lassen.
Die Chinesen hatten sich in beträchtlichem Maße finanziell in Afrika engagiert. Gegen Ende der sechziger Jahre ging über die Hälfte der zwei Milliarden Dollar, die China an Auslandshilfe aufbrachte, an afrikanische Länder. Ein ähnlich hoher Betrag wurde insgeheim zugeschossen. 1973 beklagte sich Mao Zedong öffentlich darüber, wieviel Geld er vergeblich bei dem Versuch aufgewandt hatte, die Regierung des Präsidenten Mobutu zu stürzen.
Ursprünglich
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