Congo
wollen Sie sie finden, wenn die Entführer ihr Halsband mit der Wanze weggeworfen haben?«
»Niemand«, belehrte ihn Karen Ross, »bringt irgendwo nur eine Wanze an. Die war nur ein Köder, die sollten sie finden.« Sie wies auf die Kratzer an der Rückseite. »Kluge Burschen, sie haben die Frequenzen neu eingestellt.«
»Und wenn sie die zweite Wanze auch gefunden und weggeworfen haben?« wollte Elliot wissen.
»Das haben sie auf keinen Fall«, sagte Karen Ross. Der Hubschrauber erhob sich, und im Abwind der Rotorblätter tanzten Papier und Abfälle auf der Kippe unter ihnen durcheinander. Sie hielt das Mikrofon an die Lippen und sagte zu dem Piloten:
»Fliegen Sie zum größten Schrottplatz von Nairobi.«
Neun Minuten später hatten sie ein neues, sehr schwaches Signal aufgefangen. Es kam von einem Autofriedhof. Der Hubschrauber landete auf der Straße davor, was Dutzende von lärmenden Kindern herbeilockte. Karen Ross ging mit Elliot an rostenden Ruinen von Personen-und Lastwagen vorbei. »Sind Sie sicher, daß sie hier ist?« fragte Elliot.
»Keine Frage. Sie mußten sie mit möglichst viel Metall umgeben, das war ihre einzige Möglichkeit.«
»Warum das?«
»Um sie abzuschirmen.« Sie suchte sich um die Schrottautos herum ihren Weg und blieb oft stehen, um sich von ihrem elektronischen Kasten neue Anweisungen zu holen. Dann hörte Elliot ein Grunzen.
Es kam aus einem uralten, völlig verrosteten Mercedes-Bus. Elliot bestieg ihn durch die zerschmetterten Scheiben einer Tür. Die Gummidichtungen der Türscheibe zerbröselten unter seinen Händen. Amy lag auf dem Rücken, mit Klebeband gefesselt. Sie war benommen, gab aber kräftige Klagelaute von sich, als er die Streifen von ihrem Fell abriß.
Er fand die abgebrochene Nadelspitze in ihrer rechten Brust und zog sie mit einer Pinzette heraus.
Amy schrie auf, dann warf sie die Arme um ihn.
Elliot hörte in der Ferne das Jaulen einer Polizeisirene.
»Es ist alles gut, Amy, es ist alles gut«, sagte er, stellte sie auf die Füße und nahm sie gründlich in Augenschein. Es sah aus, als sei alles in Ordnung.
Dann fragte er: »Wo ist die zweite Wanze?«
Karen Ross grinste ihn an. »Die hat sie runtergeschluckt.« Jetzt, da Amy in Sicherheit war, spürte Elliot, wie ihn eine große Wut überkam. »Sie haben das arme Tier ein Abhörgerät schlucken lassen? Ist Ihnen eigentlich klar, daß sie ein sehr empfindliches Geschöpf ist, dessen Gesundheit ständig bedroht ist —«
»Regen Sie sich nicht auf«, sagte Karen Ross. »Erinnern Sie sich an die Vitamintabletten, die sie bekommt? Sie haben übrigens auch solche Dinger geschluckt.« Sie sah auf die Uhr. »Zweiunddreißig Minuten«, sagte sie.
»Gar nicht schlecht. Uns bleiben vierzig Minuten bis zum letzten Abflugtermin.«
8. Ausgangspunkt
Munro saß in der 747 und tastete etwas auf dem Computer ein. Er sah zu, wie Linien kreuz und quer über Karten wanderten: Zeitprojektionen und Koordinaten zur Frequenzabgleichung. Der Computer spielte verschiedene Wege durch, die die Expedition nehmen konnte, und prüfte alle zehn Sekunden eine neue Route. Nach jeder neuen Datenanpassung wurden die Ergebnisse auf dem Bildschirm gezeigt — Kosten, Nachschubschwierigkeiten, Versorgungsprobleme, Gesamtzeit von Houston und vom gegenwärtigen Ausgangspunkt (Nairobi). Sie suchten eine Lösung.
Das ist nicht wie früher, dachte Munro. Noch vor fünf Jahren peilte man die Aussichten von Expeditionen über den Daumen und verließ sich auf sein Glück. Doch inzwischen arbeiteten alle Expeditionen mit Echtzeitplanungen von Computern. Schon längst hatte Munro BASIC, TW/GESHUND und andere wichtige Programmiersprachen lernen müssen. Niemand verließ sich mehr auf sein Gefühl; die ganze Branche hatte sich gewandelt.
Gerade deswegen hatte Munro beschlossen, bei der ERTS-Expedition mitzumachen, obwohl ihre Leiterin Karen Ross dickköpfig und unerfahren war.
Die ERTS hatte eine umfassendere aktive Datei und raffiniertere Planungsprogramme als alle anderen. Er ging davon aus, daß diese Programme auf die Dauer den entscheidenden Unterschied ausmachen würden.
Außerdem arbeitete er gern mit einer kleineren Gruppe zusammen. Das Konsortium würde schon merken, wie schwerfällig eine Expedition von dreißig Personen war.
Er mußte jetzt unbedingt eine Zeitprojektion finden, mit deren Hilfe er seine Gruppe schneller ans Ziel bringen konnte. Munro drückte auf die Tasten und sah sich die aufleuchtenden Werte an. Er gab Kurse ein,
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