Conni-Erzählbände, Band 15: Conni und das tanzende Pony
ist der gar nicht”, meint Lars.
Conni runzelt die Augenbrauen.
„Doch, echt, ihm geht’s bloß gerade nicht gut”, meint Lars. „Gestern vorm Einschlafen haben wir ein bisschen geredet. Seine Eltern sind schon lange geschieden. Er lebt bei seinem Vater, der Tierarzt, ihr wisst schon. Und jetzt hat der ’ne Neue und Moritz ist abgemeldet. Die sind jetzt auch zusammen im Urlaub. Und Moritz haben sie hierher abgeschoben.”
„Abgeschoben?”, fragt Anna, die sich nichts Schöneres als den Ponyhof vorstellen kann. „Na, ich weiß nicht!”
„Auch wenn’s hier noch so schön ist”, meint Celina. „Wenn du plötzlich das Gefühl hast, dein Vater will dich loswerden …”
Conni nickt. „Das stelle ich mir auch nicht gerade toll vor.”
„Trotzdem muss er sich nicht wie ein Idiot benehmen!”, brummt Liska.
„Gestern Abend war er zumindest nett”, meint Lars.
„Achtung, er kommt”, zischt Anna plötzlich.
„Stößt man sich jetzt mit dem rechten oder mit dem linken Fuß ab?”, fragt Liska schnell und etwas lauter als unbedingt nötig.
„Mit beiden gleichzeitig”, antwortet Celina sofort.
„Ihr könnt wohl über gar nichts anderes reden”, meint Moritz verächtlich und geht an ihnen vorbei zum Haus.
Nach leckerem Milchreis mit Kirschen gibt es eine kleine Mittagspause. Während die Jungs mit Herrn Behrens zum Einkaufen fahren, sitzen die Mädchen draußen am Tisch und spielen Karten. Celina hat nämlich welche mit. Ganz normale Spielkarten mit Blindenschrift-Pünktchen drauf, die sie fühlen kann.
„Mau-Mau!”, ruft sie gerade und hat schon wieder gewonnen.
„Die Karten sind gezinkt – gib’s zu!”, ruft Liska.
„Nein, ehrlich”, lacht Celina. „Ich hab heute einfach Glück!”
„Guck mal”, ruft Anna dazwischen. „Das Pony ist ja niedlich!”
„Welches Pony denn?”, fragt Celina.
„Da kommt gerade ein Junge mit einem Schecken”, erklärt Conni. „Es hat eine dunkle Brust und lauter Tupfen auf weißem Fell.”
„Und eine lange zottelige Mähne”, schwärmt Liska. „Echt süß!”
Frau Behrens, die es sich nicht weit von ihnen im Liegestuhl gemütlich gemacht hat, steht auf. „Hallo, was möchtest du denn hier?”
„Mit Ihnen reden”, antwortet der Junge und grinst verlegen. „Das ist doch Ihr Ponyhof, oder?”
„Ja!” Frau Behrens geht zu ihm hinüber.
Die Mädchen am Tisch spitzen gespannt die Ohren. Doch der Junge spricht einfach zu leise. Vorerst bekommen sie nur Frau Behrens’ Antwort mit.
„Das tut mir schrecklich leid”, sagt sie und seufzt. „So ein Pferd verursacht nur Kosten. Das können wir uns einfach nicht leisten. Mit dem Reiterhof kommen wir gerade so über die Runden.”
Der Junge wird noch blasser, als er sowieso schon ist. „Verstehe”, seufzt er. „Wir können es uns eben auch nicht leisten …” Liebevoll strubbelt er seinem Pony durch die lange Mähne. „Na, dann komm, mein Lieber, wir gehen.”
Frau Behrens blickt dem Jungen lange hinterher.
„Armer Kerl”, murmelt sie, als sie schließlich in den Garten zurückkommt.
„Was wollte er denn?”, erkundigt sich Conni.
„Dass wir sein Pony hierbehalten”, sagt Frau Behrens. „Es ist alt und kann kaum noch geritten werden.”
„Und jetzt?”, fragt Conni.
„Muss es wohl zum Schlachthof”, sagt Frau Behrens leise.
„Aber das geht doch nicht!”, ruft Conni entsetzt. „Kann man da nichts machen?”
„Nein!” Frau Behrens schüttelt den Kopf. „Wenn unsere Pferde alt sind, versuchen wir sie irgendwie mit durchzubringen. Aber ein fremdes Pferd – das geht einfach nicht.”
„Wieso behält es der Junge nicht selbst?”, fragt Liska.
„Das geht wohl nicht”, meint Frau Behrens. „Er kommt vom Zirkus, da können sie es wohl auf Dauer nicht mehr mitschleppen.” Sie seufzt.
„Wo ist denn der Zirkus?”, fragt Celina.
„Am anderen Ende von Rittenfelde – auf der großen Wiese hinter der Feuerwehr”, sagt Frau Behrens.
„Dürfen wir mal hin?”, fragt Celina. „Ich war noch nie im Zirkus.”
„Wenn ihr wollt, gerne”, meint Frau Behrens. „Aber ich glaube, heute ist der letzte Tag. Guckt doch mal, an der Straßenecke hängt ein Plakat.”
Sofort laufen die Mädchen die kleine Allee hinunter.
„Tatsächlich, nur noch heute”, meint Conni.
„Dann ab in den Zirkus”, beschließt Celina.
„Glaubst du, das ist was für dich?”, fragt Conni vorsichtig. „Ich meine, das ist ja kein Theaterstück, wo man den Text hören kann. Da gibt’s
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