Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
angeschossenes Tier noch ein angeschossener Mensch dort gefunden.
Steiners Aussage, einen Schuss auf dem Berg gehört zu haben, stand somit in Frage.
Kapitel 3
Die Zeit, die Steiner mit seinem Hund allein in dem kargen Raum saÃ, nutzte er, um nachzudenken. Der Einsatz vor fünfzehn Jahren hatte sein Leben entscheidend verändert. Lange hatte er sich eingeredet, dass er so besser dran war. Aber wenn er ehrlich blieb, hatte er sein Ziel verfehlt. Der Gang in das neue Gebäude der Kriminalpolizeiinspektion hatte ihm verdeutlicht, dass es ein notgedrungener Schritt gewesen war und keine freiwillige Entscheidung. Er arbeitete Tag und Nacht allein im Wald, erstellte Abschusspläne für das Wild, das in einem Jahr geschossen werden durfte, organisierte den Holzeinschlag für den Herbst, damit der BaumÂbestand des Waldes im Gleichgewicht blieb. Nichts davon entsprach seiner ursprünglichen Berufung, Menschen in Notsituationen zu helfen. Seine einzigen menschlichen Kontakte galten dem Kampf gegen die Wilderer, die seine Arbeit in Frage stellten, den Komplikationen mit den Leuten aus dem Dorf, deren Ziel es war, ihn um seinen Arbeitsplatz zu bringen, und einem Jungen mit Down-Syndrom. Die meisten Gespräche beschränkten sich auf die Monologe mit seinem Hund Moritz.
Er schaute hinab auf den Münsterländer. Sogar der Hund war ein Erinnerungsstück an den gescheiterten Einsatz. Damit hatte er so etwas wie eine Wiedergutmachung bezweckt, wobei er sich immer noch nicht sicher war für wen: für den Hund oder sich selbst?
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.« Mit diesen Worten stürmte Schnur in das Vernehmungszimmer.
Moritz setzte sich wachsam auf und behielt Schnur genau im Auge.
»Nicht schlimm.« Steiner lächelte schwach. »Ich habe die Zeit genutzt, um nachzudenken.«
»Was kam dabei heraus?«
»Dass die Vergangenheit mich wieder eingeholt hat.«
»Stimmt. Du befindest dich in einer äuÃerst unglücklichen Situation«, gab Schnur zu bedenken. »Bernd Schumacher hat dir vor fünfzehn Jahren schon einmal geschadet.«
»Und deshalb begebe ich mich auf das Niveau eines Verbrechers?«
Jürgen Schnur ging nicht auf die Bemerkung ein. »Wie wir inzwischen vom Gefängnis Lerchesflur erfahren haben, sprach er über die ganzen Jahre hinweg immer nur von Bezahlen. Was meinte er damit?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Du warst doch regelmäÃig auf dem Lerchesflur.«
Steiner bewegte sich unruhig hin und her. »Aber nicht bei Bernd Schumacher.«
»Das wissen wir auch. Die Angestellte der Gefängnisverwaltung war sehr gesprächig. Einen guten Geschmack hast du«, reagierte Schnur süffisant.
Steiner fühlte sich unbehaglich. Er wusste, dass sein Privatleben nicht mehr existierte, wenn er der einzige Verdächtige in diesem Fall bleiben würde. Er bekam jetzt schon einen Vorgeschmack auf die Scham, die dann auf ihn zukam.
»Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass du dort etwas über ihn in Erfahrung gebracht hast â ob gewollt oder ungewollt.«
Steiner rieb sich über die Glatze, sagte aber nichts.
»Du weiÃt doch selbst aus deinen Erfahrungen als Polizeibeamter, wie so etwas für einen Verdächtigen aussieht«, hakte Schnur nach.
»Ja! Das ist das Ãrgerliche. Ich wusste nichts von Bernd Schumachers Plänen. Damals bin ich nach Wallerfangen gegangen, weil ich dachte, dort bin ich weit weg und komme nie mehr mit diesem Fall in Berührung.«
»Die Absicht ist aber sehr undurchsichtig.«
»Warum?« Steiner horchte auf.
Eine Weile schwiegen sich beide an, bis Schnur endlich die Bombe platzen lieÃ: »Bernd Schumacher ist in Wallerfangen geboren und aufgewachsen. Da liegt es doch nahe, dass er hierher zurückkommt, wenn er eine Bleibe sucht.«
Steiner starrte Schnur fassungslos an.
»Wusstest du, dass sich die Menschen aus Wallerfangen schon in der Geschichte durch groÃe Verbundenheit zu ihrem Heimatort Wallerfangen ausgezeichnet haben?«, fragte Schnur in die plötzlich eingetretene Stille.
»Was soll das jetzt?«
»Das will ich dir erklären: Wallerfangen wurde bereits vor über tausend Jahren urkundlich erwähnt, trotzdem sind die ältesten Häuser des Dorfes aber gerade mal dreihundert Jahre alt. Wie geht das?«
»Keine Ahnung«, grummelte Steiner. »In Geschichte hapertâs bei
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