Conviva Ludibundus
wollte.
So fragte ich den ersten, während er das Meer betrachtete, gehe ich fehl in der Annahme, daß Sie sehr gerne mit dem „Totalmobil 01“ die erste Reise machen würden?
Ja, sagte er, das würde ich, wenn schon Erfahrungen vorlägen.
Dies ist bei einer ersten Reise leider schwierig.
Darum würde ich gern die zweite Reise machen, sagte er. Ich besitze alle Fahrpatente für jede Art von Fortbewegung in jedem Element, aber bei einer zweiten Reise, da braucht man nur im Logbuch des Vorgängers zu blättern, dann kennt man die schwachen Stellen des Mobils.
Sie selbst zu finden würde Ihnen keinen Spaß machen?
Nein, antwortete er, ich möchte sichergehen.
Es gibt nun Schwächen, sagte ich, die erst nach einer zweiten oder dritten Fahrt zum Vorschein kommen.
Ja, sagte er, da ist aber noch was. Bei einer ersten Fahrt, da starren alle auf den Kapitän. Das würde mich sehr irritieren. Ich möchte in aller Ruhe meine Schaltungen durchführen können. Ich bin nicht Kapitän geworden, damit die ganze Welt mir mittels Fernsehen auf die Finger guckt, ich wollte einen friedlichen, stillen Job.
Da würden Sie auch keine Lust bekommen, wenn Sie Professor Mittelzwerck zu seiner Expedition mitnehmen wollte? Ich bin so gut wie sicher, er wird alle an Bord vorhandene Technik ausprobieren.
Nein, danke, da müßten erst Erfahrungen vorliegen. Oft ist es doch so, wenn ein Unternehmen dieser Art schiefgeht, schiebt man es auf den Kapitän, der technisch und auch menschlich, wie es immer heißt, versagt hat. Ich bin schon dreißig Jahre unfallfreier Kapitän, weil ich immer an meinem Grundsatz festgehalten habe, nie erster Ausprobierer sein zu wollen, mich nie vom Fernsehen präsentieren zu lassen, nie unnötigen Wind zu machen, mich nie mit Unbekanntem einzulassen. Und wie ich höre, will Mittelzwerck nach Wesen forschen, die nie jemand gesehen hat, die aber, wie er im Fernsehen sagte, Feinde der Menschheit sind. Also, wenn ich mich damit einlassen würde, wäre ich sicher am längsten Kapitän gewesen. Das fühle ich genau. Erst dieses mir noch unbekannte Totalmobil, dann diese unbekannten Wesen, das ist zuviel.
Er war ein netter, dicker Bartmann. Er lud mich zu Algenschnaps und Krabbencrackern ein, ich fand es anständig, daß er so offen seine Einstellung bekanntgab.
Mit solchem führe man sicherer als mit einem, der immer das Neueste als erster machen will, aber ich hatte leider das Neueste vor.
Natürlich konnte ich nicht alle Kapitäne, die das Lokal besuchten, ausfragen. Die meisten waren aufgeschlossen.
Zehn etwa sagten, sie täten nichts lieber, als mit „Totalmobil 01“ davonzupreschen.
Und dabei kamen Ansichten zutage: mal etwas machen, was die Enkel im Lexikon nachschlagen können, mal endlich aus der Routine raus, mal was beweisen. Aber sie waren alle schon für andere Fahrten engagiert. Einige hatten nicht die technische Befähigung, träumten jedoch von der Beherrschung des Totalmobils.
Aber es gab auch eine Anzahl, die technisch fähig waren, DiplomKapitäne aller befahrbaren Elemente, und die sich hätten frei machen können.
Es wäre für Mittelzwerck, wenn ich in diesem Lokal schon eine solche Anzahl vorfand, kein Problem, einen von diesen Kapitänen zu ermitteln, dachte ich, er brauchte dazu nur im Verkehrsbüro unserer Gesellschaft die Daten abrufen zu lassen. Da hätte er die Kapitäne mit Schulzeugnissen, Lebensläufen, kadermäßigen Einschätzungen, Auszeichnungen, Fahrten übersichtlich auf seinem Tisch. Ich war sicher, er würde den mit den meisten Einsen, dem glattesten Lebenslauf, der positivsten Einschätzung und den meisten Auszeichnungen herausfischen. Bei einem so hervorragenden Kapitän könnte ihm, falls das Unternehmen schiefginge, auch der Böswilligste nicht vorwerfen, er hätte sich bei der Auswahl leichtsinnig verhalten. Auch hätte ein solcher Kapitän, man könnte es den Daten mit einiger Geschicklichkeit ablesen, meistens hervorragende Leute, die ihn gefördert hatten, an der Hand, die würden es kaum zulassen, daß er als Teilnehmer einer mißerfolgreichen Expedition bezeichnet wurde.
Die Schwierigkeit für mich bestand darin, für Freund Mittelzwerck den Kapitän zu suchen, von dem er überzeugt sein konnte, daß er für ihn der beste wäre, der aber in Wahrheit für meine Pläne der richtige sein würde. Und ich will hier die Schwierigkeit dadurch verdeutlichen: Ich habe in meinen letzten zehn
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