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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Jahren nicht so viel Algenschnaps und so viel Krabbencracker zu mir genommen wie während der drei Tage, die ich in Quallnik kapitäneprüfend zubrachte.
      Um einigermaßen diesen Konsum zu zügeln, zumal mir Krabbencracker widerwärtig waren, denn sie bestanden aus Mehl und Schweineschmalz, und der Verdacht, ein künstliches Krabbenaroma sei ihnen beigefügt, lag nahe, also um die Runden einigermaßen gut erhalten durchzustehen, konzentrierte ich mich vor allem auf zwei Fragen.
      Erstens, in welchem Verhältnis stand der Kapitän zu dem „Totalmobil 01“, zweitens, wie dachte er über unbekannte Wesen im allgemeinen und über den sogenannten Muschelräuber im besonderen.
      Also, sagte der kräftige, rothaarige, fast totale Kapitän, der sehr gute Papiere hatte, das ist doch kein Problem, so ein Totalmobil zu steuern. Da haben wir den Schaltplan, die Gerätekataloge, man sieht sich das mal an, und alle Geräte, das kann ich Ihnen aus Erfahrung sagen, kommen nie zur Ausfahrt. Und wenn sie, vielleicht überprüfungshalber, mal ausgefahren werden, werden längst nicht alle jemals benutzt. Die Praxis zeigt, man beschränkt sich immer auf einige Manöver, die meisten Geräte sind Extras, die dasein müssen, damit das Ding den Namen Totalmobil erhalten kann. Wer wird mit solchem großen Ding zum Beispiel tauchen wollen? Und wozu? Und auf dem Land fahren, das kommt ja nur beim Start in Frage und bei der Landung. Nun, und die Meerquirle und besen, die da im Fernsehen vorgeführt wurden, die machen zwar viel Schaum, aber man braucht sie nicht. Die sind zur Schau da. Es rauscht so schön, wenn das Mobil schaumbildend durch die Meere rast. Aber wenn Fernsehen nicht dabei ist, stellt man die Dinger ab. Ja, und das Forschungsgerümpel, die Meßdinger und was da alles mitgenommen wird, da bin ich sicher, wird auch nur teilweise gebraucht. Und die Beobachtungsschirme in der Kapitänskabine sind bis auf einen, auf dem sich nämlich der Kurs abzeichnet, die meiste Zeit erblindet. Also, es wird viel Wind um das Totalmobil gemacht, viel Schaum, das Ding kann jeder steuern, der Autofahren, Sportfliegen und ein Boot navigieren kann. Ich sehe nichts Besonderes daran.
      Sie halten es demnach für eine unnötige Konstruktion.
      Nein, keineswegs, ich finde es sehr nützlich, und Ihnen kann ich es ja sagen, Herr Professor, mit einem kleinen Segelboot oder mit einem Sportflügler die Ozeane zu überqueren ist schwieriger und verlangt mehr Einsatz und Reaktionsvermögen als so ein Supership. Aber wer gibt Ihnen heute etwas dafür, wenn Sie mit einem Äppelkahn das Meer befahren? Da sind Sie höchstens ein verrückter Sportsmann, der weiter nichts zu tun hat. Na klar, Sie kriegen einen Orden, wenn Sie nach Hause kommen, aber davon kann man nicht leben auf die Dauer. Wenn Sie anständig Kohlen machen wollen, dann müssen Sie mit einem Ding fahren, das sich beinah alleine steuert, wo Sie bloß hier und da mal schalten, und dazu müssen Sie eine Miene machen, als ob das äußerst schwierig wäre und jeder Schaltdruck das Schicksal der Menschheit entscheiden würde. Dies „Totalmobil 01“ bringt eben, weil es eine bisher nicht dagewesene Anzahl von Schaltmöglichkeiten aufweist, dem Kapitän ein bisher nicht dagewesenes Gehalt. Für jeden ausfahrbaren Schaumschläger, ob er nun ausgefahren wird oder nicht, gibt es Zulage, denn man muß ja die Fähigkeit nachweisen, auf einem Prüfungszeugnis, daß man solch Ding ausfahren kann.
      Insofern finde ich, um die gesellschaftliche Stellung des Kapitäns zu heben, „Totalmobil 01“ sehr nützlich. Ja, ich begrüße es.
      Ich dachte immer, sagte ich, die Stellung der Kapitäne in der Gesellschaft wäre gut und sie verdienten ausreichend.
      Man darf in der Entwicklung nicht stehenbleiben. So sehe ich es jedenfalls. Darum würde ich ohne zu überlegen sofort auf dem Totalmobil anheuern.
      Es klang nicht schlecht, er hatte immerhin kein unterwürfiges Verhältnis zu dem Totalmobil, er sah es realistisch, er würde mit ihm fertig werden, es wäre für ihn keine heilige Seekuh.
      Nun hat die Reise von Professor Mittelzwerck ein ganz bestimmtes Ziel.
      Ja, sagte er, die Muschelräuber aufzutreiben, die angeblich nicht sichtbar und nicht greifbar sind. Entschuldigen Sie, so etwas gibt es nicht. Entweder sind sie vorhanden oder nicht. Und wenn sie vorhanden sind, dann müssen sie entweder sichtbar oder greifbar oder doch spürbar sein. Und spürbar waren sie ja, als sie die

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