Conviva Ludibundus
auftreten könnte.
Das ist mir leider noch nicht möglich.
Nun, sagte er, wenn etwas mir Unbekanntes, Undeutbares auftritt, womit nicht einmal die elektronischen Geräte fertig werden, bin ich, moralisch und vertraglich gesehen, zu nichts verpflichtet. Ich brauche nicht zu schalten, ich kann das Undeutbare ignorieren, vorausgesetzt, es löst nicht ein Gefahrensignal aus. In diesem Falle würde ich die Rettungstaste drücken. Die Boote und Rettungsinseln würden ins Wasser gehen. Und wenn wir uns gerade in der Luft befänden, würde ich Fallschirme anlegen lassen. Dann würde ich mich selbst, wie es der Vertrag vorsieht, aus der Schaltkabine katapultieren.
Würden Sie nicht versuchen wollen, die undeutbare Erscheinungsform zu deuten?
Wie sollte ich es, wenn die Geräte nicht auf sie ansprechen. Da gilt nur safety first, mein lieber Professor.
Und wenn, nur so zum Beispiel, Professor Mittelzwerck von Ihnen fordern würde, die Reise fortzusetzen, wenn er versuchen wollte, das Undeutbare deutbar zu machen?
Ich würde sagen, ich kann es mit den mir zur Verfügung stehenden Geräten nicht verantworten. Da es noch keine besseren gibt, muß ich mich an sie halten. Legen Sie Ihren Rettungsgürtel an.
Mit diesem Jungen könnte man sicher reisen, er war noch nicht mal vierzig und schon dermaßen ausgeglichen. Trotzdem, er war kein Kapitän für mich.
Ich fühlte mich, es war schon dämmrig, sehr zerschlagen.
Die Kellner schalteten elektrische antike Schiffslaternen ein, die über allen Tischen baumelten.
Sonst noch ein Wunsch, verehrter Herr Professor?
Ich dachte, was habe ich denn an dem jungen Mann zu meckern, die Technik hat ihn im Griff, na schön, wen hat sie nicht. Ich werde keinen besseren finden, ich wollte aber plötzlich raus, stocksteif vom Sitzen, ich wollte Chemisett und Würgestrick loswerden.
Draußen tappte ich benommen hin und her, die Luft war weich und etwas seifig, auch etwas schmalzig, ölig, weil überall gebraten wurde; sie transportierte außerdem das Ticken, Rascheln, Klappern, Klirren, das, als Totalmusik der technischen Epoche bezeichnet, in Quallniks Tanzbars aus den Musikmaschinen tropfte, klickerte und kroch.
Ich fühlte den Drang zu wandern – mich zu entfernen, nicht mehr da zu sein.
Mochte Freund Mittelzwerck sich irgendeinen Kapitän vom Speicher holen, mochte er machen, was er wollte, er würde es ja doch machen, sobald ich tot wäre. Wozu mit Krampf verhindern wollen, daß er conviva ludibundus verjagte oder vernichtete. Wozu die Grüne Muschel unbedingt erhalten wollen. Sie werden doch alles zerstören, wenn ich erst tot bin. Sie werden alles mißverstehen, sie sind noch nicht soweit. Vielleicht nach tausend Jahren wird wieder mal so eine ludibundische Struktur zustande kommen. Vielleicht begreifen sie es dann, vielleicht ist dann die Zeit der Sklavenhalterei durch die Maschinen schon zu Ende.
Mir tat es aber um meine Ludibundi leid, um die Entdeckung, die ich niemandem mitteilen konnte, von der nie jemand erfahren würde, daß es meine gewesen war. Wer würde meine Aufzeichnungen finden, wenn ich sie wasserdicht vergraben würde, und würde er sie zum richtigen Zeitpunkt finden?
In meiner trüben Stimmung entfernte ich mich unmerklich vom Quallnik-Strand, betrat ein Stückchen Niemandsland, sah aber schon das Schild der nächsten Siedlung leuchten. Das leere Stück maß aber seine hundert Meter, ein großer freier Raum für heutige Verhältnisse. Ich wanderte in ihm ein paarmal hin und her. Plötzlich meinte ich, ich sähe meinen Schatten, der auf mich zukam. Wenn ich in Richtung Quallnik ging, kam er von dort, und umgekehrt…
Schließlich sprach ich ihn an. Gerade leuchtete das Schild von Quallnik grünlich auf.
Ach, sagte er, Sie sind es.
Das Schild der anderen Ortschaft blinkte.
Er war ein magerer Kerl, Haar kurzgeschoren, die Nase hakenförmig. Beim zweiten Blinken sah ich: Teufelsohren, ich meine Ohren, die unten spitz zulaufen und eng am Kopf anliegen. Für mich ein Zeichen der Art Intelligenz, die sich bei Leuten findet, die es verstehen, sich gegen eine zu reichliche Ernährung mit Lernstoff abzudichten oder auch gegen eine mit Stoffen, die sie für lästig und schädlich halten.
Es sind etwa die Leute, die immer nur das aufnehmen, was sie für ihre Art zu leben brauchen wollen, die sparsam mit dem dargebotenen Lehrstoff umgehen, Diät halten, die bei den Prüfungen gerade so
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