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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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hinunterfahren. Dann können Sie die Klinik gar nicht verfehlen.«
    Die beiden Freundinnen bedankten sich bei dem Apotheker und gingen zurück zu ihrem Auto.
    »Besonders einladend scheint der Bau ja nicht gerade zu sein, in dem die Kinderwunschklinik ihren Sitz hat«, stellte Joanna fest, während sie sich anschnallte.
    »Wenigstens sind dort keine Geistes- oder Tuberkulosekranken mehr untergebracht«, entgegnete Deborah und bog rückwärts aus der Parklücke. »Einen Moment lang wäre ich am liebsten auf der Stelle umgekehrt und nach Cambridge zurückgefahren.«
    »Wir können immer noch umdrehen«, schlug Joanna vor.
    »Das meinst du doch nicht im Ernst, oder?«
    »Nein«, gestand Joanna. »Eigentlich nicht. Aber ein Klinikgebäude mit so einer Vergangenheit ist mir irgendwie unheimlich. Was meinst du, was sich dort für Horrorszenarien abgespielt haben?«
    »Ich will es mir lieber nicht vorstellen«, erwiderte Deborah.
     
    Paul Saunders legte die Mitteilung von Sheila Donaldson zurück auf den Schreibtisch, stützte die Ellbogen auf und rieb sich die Augen. Er hatte an diesem Vormittag bereits einige Stunden im Labor zugebracht und sich seinen Embryokulturen gewidmet. Anschließend hatte er sich in sein Turmbüro im dritten Stock zurückgezogen. Die meisten Kulturen entwickelten sich einigermaßen gut, jedoch nicht optimal. Vermutlich waren das Alter und die nicht erstklassige Qualität der Eizellen schuld, ein Problem, das er in Kürze in den Griff zu bekommen hoffte.
    Paul war ein Frühaufsteher. Normalerweise stand er um kurz vor fünf auf und war bereits vor sechs Uhr im Labor. So konnte er eine Menge Arbeit erledigen, bevor die ersten Patienten eintrafen, was in der Regel nicht vor neun Uhr passierte. An diesem Morgen würde er seinen Dienst in der Klinik schon ein wenig früher antreten, denn es waren zwei Punktionen geplant. Er legte die Termine für Eizellentnahmen gern in die frühen Morgenstunden, um sicherzustellen, dass die Spenderinnen sich ausreichend lange von der Narkose erholen und noch am gleichen Tag entlassen werden konnten. Stationäre Aufnahmen waren nur für Notfälle vorgesehen, und selbst die ließ Paul lieber in das nächste Krankenhaus mit Intensivstation verlegen.
    Er nahm die Mitteilung seiner Kollegin noch einmal vom Tisch, erhob sich von seinem Stuhl und schlenderte zur Fensterfront. Die bis zum Boden reichenden Fenster waren deutlich höher als er selber mit seinen knappen ein Meter siebzig. Von hier oben konnte er die gesamte weite Rasenfläche überblicken, die sich vor der Klinik bis zu dem gusseisernen, mit Stacheldrahtaufsatz versehenen Zaun erstreckte, der das gesamte Areal umspannte. Ein wenig links von seinem Büro befand sich das steinerne Pförtnerhäuschen, von dem aus eine Schotterzufahrt auf das Gelände führte. Sie schlängelte sich etwa bis auf die Höhe seines Büros, machte dann einen Bogen und verschwand links aus seinem Blickfeld in Richtung Parkplatz, der sich an der Südseite des Gebäudes befand. In einiger Entfernung sah er inmitten der herbstlichen Farborgie die Turmspitze der presbyterianischen Kirche von Bookford sowie die Schornsteine einiger höherer Gebäude. Am Horizont konnte er als purpurrote Punkte gerade noch die Gebirgsausläufer der Berkshire Mountains ausmachen.
    Er überflog noch einmal die Mitteilung, dachte einen Augenblick nach und ließ seinen Blick erneut in die Ferne schweifen. Er hatte allen Grund, zufrieden zu sein. In Wahrheit konnte es gar nicht besser laufen, und dieser Gedanke ließ ein Lächeln über sein aufgequollenes Gesicht huschen. Dann verfinsterte sich sein Blick wieder. Er musste daran denken, wie ihm vor sechs Jahren nichts anderes übrig geblieben war, als Illinois Hals über Kopf zu verlassen. Damals hatte man ihm seine Krankenhausberechtigung entzogen, und um ein Haar hätte er sogar seine Approbation verloren. Zum Glück hatte ihn sein Anwalt rechtzeitig informiert, dass es in seiner Angelegenheit nicht zum Besten stünde. Also hatte er Illinois verlassen und war nach Osten gezogen, und all das wegen eines idiotischen Aufstands um seine Abrechnungen. Natürlich hatte er es mit seinen Honorarforderungen auf die Spitze getrieben, aber so verfuhren schließlich alle Gynäkologen und Geburtshelfer in seinem Bekanntenkreis. Im Grunde hatte er einzig und allein die Methoden von Kollegen, die zum gleichen Ärztekomplex gehörten, kopiert und ein wenig verfeinert. Warum die staatlichen Prüfer ausgerechnet ihm auf die

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