Cook, Robin
und hatte sie mit ihrer Professionalität beeindruckt. Sie hatte Deborah und Joanna in Kürze das gesamte Programm vorgestellt und ihnen sämtliche Fragen, die ihnen bis dahin eingefallen waren, ausführlich beantwortet.
»Wir sind der Meinung, dass wir unsere Patientinnen so gut wie gar nicht stimulieren sollten«, hatte Dr. Donaldson gleich zu Beginn ihres Gesprächs klargestellt. »Wir können sogar ganz darauf verzichten, dann verfahren wir sozusagen nach der ›natürlichen‹ Methode. Das Letzte, was wir wollen, ist, dass unsere Spenderinnen Probleme bekommen, und wenn wir sie mit synthetischen oder Mischhormonen behandeln, kann es immer unangenehme Begleiterscheinungen geben.«
»Aber woher wollen Sie wissen, dass Sie auch nur eine einzige Eizelle gewinnen können?«, fragte Deborah.
»Es kommt gelegentlich vor, dass wir leer ausgehen«, erwiderte Dr. Donaldson. »Das nehmen wir in Kauf.«
»Aber Sie zahlen den Spenderinnen trotzdem den vollen Preis, nicht wahr?«
»Auf jeden Fall«, versicherte Dr. Donaldson.
»Wie betäuben Sie Ihre Patientinnen während des Eingriffs?«, hatte Joanna wissen wollen. Diese Frage beschäftigte sie am meisten.
»Sie haben die Wahl zwischen örtlicher Betäubung und Vollnarkose«, hatte Dr. Donaldson erwidert. »Aber Dr. Paul Saunders, der Gynäkologe, der die Punktionen vornimmt, bevorzugt eine leichte Vollnarkose.«
Vor allem diese Antwort hatte Joanna überzeugt und sie veranlasst, Deborah den hochgereckten Daumen entgegenzustrecken.
Nur einen Tag nach dem Gespräch hatte Dr. Donaldson am frühen Morgen zurückgerufen und mitgeteilt, dass sowohl Deborah als auch Joanna als Spenderinnen akzeptiert seien und die Klinik die Eingriffe so schnell wie möglich vornehmen wolle, am besten noch in der gleichen Woche. Sie sollten sich noch am gleichen Tag entscheiden und die Klinik über ihren Entschluss informieren. In den folgenden Stunden hatten die beiden Freundinnen noch einmal intensiv die Vor- und Nachteile einer Spende diskutiert. Deborah war von Anfang an Feuer und Flamme und wollte die Sache unbedingt durchziehen, und am Ende konnte sie Joanna mit ihrer Begeisterung anstecken. Also riefen sie in der Klinik an und bekamen einen Termin für den kommenden Freitagvormittag.
»Ob wir es uns vielleicht doch lieber hätten anders überlegen sollen?«, fragte Joanna plötzlich, nachdem sie erneut eine Viertelstunde schweigend dahingefahren waren.
»Auf keinen Fall«, stellte Deborah klar, »und erst recht nicht, nachdem ich diese tolle Wohnung am Louisburg Square gesehen habe. Hoffentlich schnappt sie uns niemand weg, bevor wir das Geld in den Händen haben.«
»Wir können sie uns sowieso nur leisten, wenn der Verkäufer uns eine zweite Hypothek gewährt«, stellte Joanna fest. »Ansonsten ist sie viel zu teuer für uns.«
Sie hatten mehrere Wohnungsmakler in Cambridge und Boston kontaktiert und sich sogar schon ein paar zum Verkauf stehende Objekte angesehen. Die Wohnung am Louisburg Square in Beacon Hill hatte sie auf Anhieb begeistert. In ganz Boston gab es kaum eine bessere Adresse. Die Wohnung lag absolut zentral, und zur nächsten U-Bahn-Haltestelle der Red Line, mit der sie in null Komma nichts den Harvard Square erreichten, war es nur ein Katzensprung.
»Ehrlich gesagt, wundere ich mich, wie günstig die Wohnung ist.«
»Vermutlich liegt es daran, dass sie im dritten Stock liegt und keinen Aufzug hat«, stellte Joanna fest. »Außerdem ist sie ziemlich klein. Das zweite Zimmer ist ja wirklich winzig.«
»Stimmt. Aber dafür hat es den besseren Blick und im Gegensatz zu dem anderen Zimmer einen begehbaren Kleiderschrank.«
»Siehst du kein Problem darin, dass man nur durch die Küche ins Bad kommt?«
»Wenn ich dafür am Louisburg Square wohnen könnte, würde ich sogar durch die Wohnung eines Fremden gehen, um ins Bad zu kommen.«
»Und wie entscheiden wir, wer von uns welches Zimmer bekommt?«, fragte Joanna.
»Ich nehme gern das kleinere«, erwiderte Deborah. »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
»Im Ernst?«
»Ja«, versicherte Deborah.
»Wir können ja auch mal tauschen«, schlug Joanna vor.
»Nicht nötig«, entgegnete Deborah. »Ich bin mit dem kleinen Zimmer vollauf glücklich und zufrieden. Glaub mir!«
Joanna sah aus dem Seitenfenster. Je weiter sie nach Norden kamen, desto intensiver leuchteten die herbstlichen Farben der Blätter. Die Ahornbäume waren so rot, dass sie schon fast unwirklich aussahen, was durch den Kontrast
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