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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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»Schließlich will ich auch meinen Spaß haben.«
    Auf dem Bürgersteig mussten sie rasch zur Seite springen, um Kindern Platz zu machen, die Fangen spielten. Ihr Gebrüll und Geschrei war so laut, dass es beinahe in den Ohren schmerzte. Umso erleichterter waren sie, als die Tür des Drugstores sich hinter ihnen schloss. Anders als draußen herrschte drinnen totale Stille, allerdings waren sie auch die einzigen Kunden. Nicht einmal eine Verkäuferin ließ sich blicken.
    Als sie eine Weile vergeblich gewartet hatten, zuckten sie ratlos mit den Schultern und schlenderten den mittleren Gang entlang in den hinteren Bereich des Geschäfts, in dem die rezeptpflichtigen Arzneimittel ausgegeben wurden. Auf dem Tresen befand sich eine Klingel, die Deborah ohne zu zögern drückte und die in der Stille ohrenbetäubend schrillte. Ein paar Sekunden später öffnete sich eine Schwingtür, wie man sie von Saloons in Hollywood-Western kennt, und ein glatzköpfiger, übergewichtiger Mann betrat den Raum. Er trug einen oben offen stehenden Apothekerkittel, und obwohl es in dem Geschäft verhältnismäßig kühl war, standen ihm Schweißperlen auf der Stirn.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, wandte er sich freundlich an Deborah und Joanna.
    »Wir suchen die Wingate Clinic«, erwiderte Deborah.
    »Kein Problem«, entgegnete der Drugstorebesitzer. »Sie liegt ein wenig außerhalb von Bookford, im Gebäude des Cabot State Mental Hospital.«
    »Wie bitte?«, hakte Deborah überrascht nach. »Sie befindet sich im Gebäude einer Nervenheilanstalt?«
    »Ja«, bestätigte der Mann. »Der alte Doc Wingate hat das ganze Gelände gekauft oder vielleicht auch nur gepachtet, so genau weiß das hier niemand. Aber es spielt ja auch keine Rolle.«
    »Verstehe ich Sie richtig, dass es sich um eine ehemalige Nervenheilanstalt handelt?«, fragte Deborah.
    »Ja, genau«, erwiderte der Mann. »Die Anstalt existierte über hundert Jahre. Sie diente zudem als Sanatorium für Tuberkulosekranke. Offenbar gab es damals in Boston genug Leute, die sich ihrer geistig verwirrten oder an Tuberkulose leidenden Verwandten entledigten, indem sie sie in die Verbannung nach Bookford schickten. Nach dem Motto ›aus den Augen, aus dem Sinn‹ haben sie sie einfach in dieser Festung eingesperrt. Vor hundert Jahren war Bookford noch finsterste Provinz. Seitdem hat sich hier eine Menge geändert. Inzwischen sind wir eine Art Schlafstadt für Berufstätige, die täglich nach Boston pendeln.«
    »Die Kranken wurden dort einfach nur eingesperrt?«, fragte Joanna fassungslos. »Hat man sie denn nicht behandelt?«
    »Vielleicht hat man einigen von ihnen auch versucht zu helfen«, gestand der Drugstorebesitzer. »Aber eine effektive Behandlungsmethode gab es ja damals noch nicht. Na ja, so ganz stimmt das vielleicht nicht. Sie haben schon eine Menge Operationen in der Klinik durchgeführt. Das heißt, sie haben herumexperimentiert, zum Beispiel die Lungen von Tb-Kranken zum Einfallen gebracht und bei Geisteskranken Leukotomien vorgenommen.«
    »Das klingt ja furchtbar«, stellte Joanna fest. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Das war es wohl auch«, stimmte der Mann ihr zu.
    »Aber heute gibt es dort sicher keine Tuberkulose- und Geisteskranken mehr, nicht wahr?«, fragte Deborah.
    »Nein«, stellte der Mann klar. »Natürlich nicht. Das Cabot – wie die Klinik hier in der Gegend heißt – wurde vor zwanzig oder dreißig Jahren geschlossen. Soweit ich weiß, wurden die letzten Patienten in den siebziger Jahren verlegt. Erinnern Sie sich nicht? Das war die Zeit, in der die Politiker angefangen haben, unser gesamtes Gesundheitssystem auf den Kopf zu stellen. Es war eine echte Tragödie. Sie haben die verbliebenen Patienten einfach nach Boston zurückgekarrt und sie im Boston Common vor sich hin vegetieren lassen.«
    »Das war ein bisschen vor unserer Zeit«, stellte Deborah fest.
    »Da haben Sie wohl Recht«, stimmte der Mann zu.
    »Können Sie uns den Weg zum Cabot erklären?«, bat Deborah.
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Mann. »Ich nehme an, Sie kommen aus Richtung Süden.«
    »Genau«, bestätigte Deborah.
    »Gut«, sagte der Mann. »Dann fahren Sie bis zur nächsten Ampel weiter in nördlicher Richtung und biegen dort rechts in die Pierce Street ab. An der Ecke sehen Sie die öffentliche Bibliothek. Von der Kreuzung aus können Sie den Ziegelsteinturm des Cabot schon sehen. Sie müssen die Pierce Street dann nur noch etwa zwei Meilen in Richtung Osten

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