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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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zu den sich im Hintergrund erhebenden dunkelgrünen Pinien und Hemlocktannen noch verstärkt wurde.
    »Hast du plötzlich Bedenken?«, fragte Deborah.
    »Nein«, erwiderte Joanna. »Eigentlich nicht. Es geht nur alles so schnell, dass mir schwindelig wird. Stell dir nur vor wenn alles nach Plan verläuft, sind wir nächste Woche um diese Zeit nicht nur stolze Eigentümer einer Wohnung, sondern zudem auch bereits in unserer Traumstadt Venedig. Das ist doch unglaublich!«
    Deborah hatte im Internet günstige Flüge über Brüssel nach Mailand entdeckt. Von Mailand wollten sie mit dem Zug nach Venedig weiterfahren, wo sie am Nachmittag eintreffen würden. Außerdem hatte Deborah eine kleine Frühstückspension im sestiere San Polo in der Nähe der Rialtobrücke ausfindig gemacht, in der sie sich einquartieren wollten, bis sie eine eigene Wohnung gefunden hatten.
    »Ich kann es gar nicht erwarten!«, rief Deborah. »In einer Woche sind wir schon da! Benvenuto a Italia, signorina!« Bei diesen Worten löste sie kurz die rechte Hand vom Lenkrad und wuselte ihrer Freundin überschwänglich durchs Haar.
    Joanna wich lachend aus und wehrte Deborahs Hand ab. »Millegrazie, cara«, entgegnete sie mit schelmischem Unterton und fuhr sich mit den Fingern durch ihr schulterlanges Haar, um es wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen. »Ich kann es noch gar nicht fassen, wie schnell uns all dies dank der Wingate Clinic ermöglicht werden soll«, stellte sie fest und prüfte im Rückspiegel ihr Aussehen. Was ihr Haar anging, hatte Joanna einen kleinen Fimmel. Überhaupt achtete sie viel mehr auf ihr Äußeres als Deborah, womit diese sie immer wieder gerne aufzog.
    »Wahrscheinlich geht es so schnell, weil die Patientinnen der Klinik Druck machen«, vermutete Deborah und stellte den Spiegel wieder richtig.
    »Hat Dr. Donaldson etwas in der Richtung erwähnt?«, fragte Joanna.
    »Nein«, erwiderte Deborah. »Aber ich könnte es mir gut vorstellen. Eins hat sie allerdings erwähnt, nämlich dass die Klinik im Moment nur zwei Spenderinnen sucht. Wir können uns also glücklich schätzen, dass wir rechtzeitig angerufen haben.«
    »Dem Schild zufolge ist Bookford die nächste Ausfahrt«, stellte Joanna fest und zeigte nach vorn. Das Hinweisschild war ziemlich klein und wurde zum Teil von einer Gruppe Eichen verdeckt, deren Blätter in den schillerndsten Orangetönen leuchteten.
    »Ich hab’s gesehen«, entgegnete Deborah und setzte den Blinker.
    Nach weiteren zwanzig Minuten Fahrt auf einer engen, von Apfelbäumen und Steinmauern gesäumten Straße, die sich idyllisch durch sanfte Hügel und rostfarbene Kornfelder schlängelte, erreichten sie ein typisches Neuengland-Städtchen. Am Stadtrand stand eine große Tafel mit der Aufschrift: WILLKOMMEN IN BOOKFORD, MASSACHUSETTS, HEIMAT DER BOOKFORD HIGH-SCHOOL WILDCATS, DIVISION II STATE FOOTBALL CHAMPIONS 1993. Die vom Highway nach Bookford führende Landstraße ging in die Main Street über, die den Ort in einen nördlichen und südlichen Abschnitt teilte. Die Straße wurde von typischen, um die Jahrhundertwende erbauten Backsteingebäuden gesäumt, in denen sich überwiegend Geschäfte befanden. Als sie den Ort etwa zur Hälfte durchquert hatten, kamen sie an einer großen weißen Kirche mit Turm vorbei. Sie stand am Ende eines kleinen Parks direkt gegenüber dem Rathaus, einem hübschen Gebäude aus Granit. Eine lärmende Schar Kinder mit geschulterten Schulranzen zog einem Schwarm flügelloser Zugvögel gleich die Bürgersteige entlang in Richtung Norden.
    »Ein hübsches Städtchen«, stellte Deborah fest. Sie drosselte das Tempo und beugte sich ein wenig nach vorn, um besser sehen zu können. »Es sieht alles so niedlich aus, fast so, als wäre es gar keine echte Stadt, sondern nur eine Attrappe aus einem Themenpark.«
    »Ich habe noch gar kein Hinweisschild zur Wingate Clinic gesehen«, stellte Joanna fest.
    »Weißt du, warum hundert Millionen Spermien erforderlich sind, um eine einzige Eizelle zu befruchten?«
    »Nein«, erwiderte Joanna.
    »Weil keine von ihnen bereit ist anzuhalten und nach dem Weg zu fragen.«
    Joanna lachte. »Soll das heißen, dass wir vielleicht am besten irgendwo anhalten und fragen?«
    »Genau«, stellte Deborah klar und bog vor dem Rite-Smart-Drugstore in eine Parklücke. Auf beiden Seiten der Main Street erstreckten sich rechtwinklig angelegte Parkplätze. »Kommst du mit rein, oder willst du im Auto warten?«
    »Ich komme mit«, erwiderte Joanna.

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