Cook, Robin
Bankgebäude entfernten. »Für ein paar Minuten habe ich es wirklich mit der Angst zu tun gekriegt, aber offenbar haben wir mit unseren neuen Namen und Sozialversicherungsnummern einen Treffer gelandet.«
»Zumindest sind die Nummern im Augenblick noch nicht gelöscht«, stellte Joanna fest. »Das dürfte sich allerdings in absehbarer Zeit ändern. Am besten gehen wir schnell nach Hause und rufen in der Wingate Clinic an. Sobald wir beide einen Job haben, sind wir einen entscheidenden Schritt weiter.«
»Wollen wir nicht erst mal einen Happen zu Mittag essen?«, fragte Deborah. »Ich habe einen Riesenhunger. Schließlich haben wir schon um kurz nach sieben gefrühstückt, und nicht gerade üppig.«
»Ich könnte auch eine Kleinigkeit vertragen«, stimmte Joanna zu. »Aber wir sollten uns ein bisschen beeilen.«
»Wingate Clinic«, meldete sich eine freundliche Stimme. Joanna und Deborah waren in ihrem Apartment und hatten den Telefonlautsprecher eingeschaltet. Das Telefon stand zwischen ihnen auf dem Sofa. Es war halb drei, und durch die vorderen Fenster fielen die ersten Strahlen der Nachmittagssonne auf den Holzfußboden.
»Ich interessiere mich für eine Stelle in Ihrer Klinik«, begann Joanna. »Können Sie mir bitte sagen, an wen ich mich wenden muss?« Sie hatten eine Münze geworfen, und dabei war herausgekommen, dass Joanna es als Erste versuchen sollte.
»Für Neueinstellungen ist bei uns Mrs Helen Masterson zuständig«, erklärte die Telefonistin. »Sie ist unsere Personalleiterin. Soll ich Sie verbinden?«
»Das wäre nett«, entgegnete Joanna.
Im nächsten Moment ertönte aus dem Lautsprecher die ihnen bereits bekannte Fahrstuhlmusik, doch schon nach ein paar Sekunden meldete sich eine tiefe, resolute Frauenstimme und beendete die seichte Berieselung. Deborah und Joanna schraken zusammen.
»Hier spricht Helen Masterson. Wie ich gehört habe, sind Sie auf der Suche nach einer neuen Stelle.«
»Das stimmt«, entgegnete Joanna, als sie sich von dem Schreck erholt hatte. »Nicht nur ich, sondern meine Freundin auch.«
»Was haben Sie und Ihre Freundin denn gelernt beziehungsweise auf welchen Gebieten haben Sie Berufserfahrungen gesammelt?«, fragte die Personalleiterin.
»Ich kenne mich gut mit Textverarbeitung aus«, erklärte Joanna.
»Und woher haben Sie Ihre Kenntnisse? Lediglich aus der Universität – oder verfügen Sie auch über praktische Berufserfahrung?«
»Beides«, erwiderte Joanna. Sie hatte während ihres Studiums in den Sommerferien häufig in einer großen Houstoner Anwaltskanzlei gearbeitet, mit der ihr Vater seine Geschäfte abwickelte.
»Heißt das, Sie sind beide Universitätsabsolventinnen?«
»Ja«, bestätigte Joanna. »Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert und meine Mitbewohnerin Georgina Marks Biologie.« Sie warf Deborah einen Blick zu, die ihr den hochgereckten Daumen entgegenstreckte.
»Verfügt Ihre Freundin über Laborerfahrung?«
Deborah nickte energisch.
»Ja«, erwiderte Joanna.
»Das klingt ja viel versprechend«, stellte Helen Masterson fest. »Wie mir scheint, können wir Sie beide gut gebrauchen. Darf ich fragen, wie Sie auf unsere Klinik aufmerksam geworden sind?«
»Entschuldigen Sie, ich habe Sie akustisch nicht verstanden«, erwiderte Joanna und sah Deborah entsetzt an. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Deborah griff hastig nach dem auf dem Boden liegenden Block und nach dem Stift. Während die Personalleiterin ihre Frage wiederholte, kritzelte sie schnell aufs Papier: Eine Freundin hat eine Anzeige gesehen.
»Durch Mundpropaganda«, erklärte Joanna. »Eine Freundin von uns hat in den Medien von Ihrer Klinik gehört.«
»In der Zeitung oder im Radio?«
Joanna zögerte. Deborah zuckte mit den Schultern.
»Das weiß ich leider nicht«, gestand Joanna.
»Ist auch nicht so wichtig«, entgegnete Helen Masterson. »Es hätte mich lediglich interessiert, wo unsere Werbung am meisten wirkt. Leben Sie hier in Bookford?«
»Nein«, erwiderte Joanna. »Wir wohnen in Boston.«
»Und Sie wären bereit, täglich zu pendeln?«
»Ja. Zumindest vorerst. Wir würden gemeinsam fahren.«
»Da haben Sie aber einen weiten Anfahrtsweg«, stellte Helen Masterson fest. »Wieso wollen Sie hier draußen in Bookford arbeiten?«
»Wir brauchen beide schnell einen Job«, erwiderte Joanna. »Und wie wir gehört haben, suchen Sie händeringend nach qualifiziertem Personal. Meine Freundin und ich sind gerade von einem längeren Europaaufenthalt
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