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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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sie fahren würde, doch Spencer lachte sich halb tot und zeigte auf seine Ohren, um anzudeuten, dass er nichts verstand. Dann gab er Vollgas und schoss aus der Parklücke.
    »Ach du meine Güte!«, stöhnte Deborah. Sie stand wie angewurzelt neben Joanna und sah den roten Rücklichtern nach, die allmählich in der Dunkelheit verschwanden.
    »Er darf auf keinen Fall mehr fahren«, stellte Joanna fest.
    »Natürlich nicht«, stimmte Deborah ihr zu. »Aber er wollte uns ja nicht hinter sein Steuer lassen. Er wird es schon schaffen. Und falls nicht, sollten wir wenigstens die Ersten am Unfallort sein. Aber nicht dass du etwa denkst, ich hätte es von Anfang an darauf angelegt, auf diese Weise an diese verdammte Karte heranzukommen.«
    Sie liefen zu ihrem Chevy Malibu. Joanna ließ den Motor an und bog mit quietschenden Reifen in die Landstraße ein. Hinter jeder Kurve rechneten sie damit, den Bentley irgendwo in einem Kornfeld zu entdecken. Als sie an der Kreuzung Pierce Street und Main Street vor einer roten Ampel halten mussten, entspannten sie sich ein wenig. Wenn er es bis hierhin geschafft hatte, würde er es wohl auch bis nach Hause schaffen.
    »Was hältst du von seiner Reaktion auf meine Frage bezüglich der Nicaraguanerinnen?«, fragte Deborah, während sie in die Pierce Street einbogen und in Richtung Osten weiterfuhren.
    »Ich glaube, er war wirklich überrascht, dass sie alle schwanger sind«, erwiderte Joanna.
    »Den Eindruck hatte ich auch«, stimmte Deborah zu. »Offenbar passieren in der Wingate Clinic Dinge, von denen der Gründer keine Ahnung zu haben scheint.«
    »Da könntest du wohl Recht haben«, pflichtete Joanna ihr bei. »Er hat ja selber eingeräumt, dass er sich in den vergangenen Jahren zu wenig um die Klinik gekümmert hat.«
    Sie verließen die Hauptstraße und bogen in den Schotterweg ein. Das Pförtnerhäuschen war bis auf ein kaum wahrnehmbares Licht hinter einem der kleinen Fensterläden völlig dunkel. Sie fuhren in den Tunnel und hielten vor dem massiven Tor, das genauso wie der Pfeiler mit dem Kartenschlitz von den Autoscheinwerfern angestrahlt wurde.
    »Ob der Wachposten wohl rauskommt?«, fragte Joanna.
    Deborah zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht. Schließlich herrscht um diese Zeit kein Publikumsverkehr mehr. Lass uns einfach eine unserer neuen Karten ausprobieren!«
    Sie kramte die Karte aus ihrer Handtasche hervor und reichte sie Joanna, die das Fenster herunterkurbelte und sie durch den Schlitz zog. Im nächsten Augenblick glitt das Tor auf.
    »Voilà«, rief Deborah erfreut. Sie nahm ihre Karte entgegen und steckte sie wieder weg.
    Sie verließen den Tunnel und passierten das kleine Nadelbaumwäldchen; dann kam das Hauptgebäude in Sicht. Lediglich in den ersten beiden Stockwerken des Südflügels brannten ein paar vereinzelte Lichter. Der Rest des Gebäudes glich einem schwarzen Koloss, der sich machtvoll vor dem Abendrot abzeichnete.
    »Nachts sieht der Komplex noch unheimlicher aus als tagsüber«, stellte Joanna fest.
    »Finde ich auch«, pflichtete Deborah ihr bei. »Graf Dracula würde sich hier bestimmt zu Hause fühlen.«
    Sie passierten den Parkplatz und fuhren in das dahinter liegende Wäldchen. Ein paar Sekunden später schimmerten die ersten Lichter durch die Bäume. Sie kamen aus den Häusern der leitenden Wingate-Mitarbeiter. Joanna steuerte den Wagen in eine Zufahrt, von der sie annahm, dass sie zu Spencers Haus führte. Sie hatte sich nicht getäuscht: Das Heck des Bentley lugte schief aus der Garage. Sie stellte den Motor ab.
    »Hast du eine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll?«, fragte sie.
    »Nicht so konkret«, gestand Deborah. »Auf jeden Fall sollten wir ihn zum Weitertrinken animieren. Außerdem sollten wir ihm vorsichtshalber die Autoschlüssel abnehmen.«
    »Eine sehr gute Idee!«, stimmte Joanna ihr zu und stieg aus.
    Auf dem dunklen Weg zur Haustür hörten sie laute Rockmusik. Je näher sie kamen, desto lauter dröhnten die Bässe. Immerhin hörte Spencer trotz der Lautstärke die Klingel. Er riss die Tür weit auf und bedeutete ihnen mit einer übertriebenen Geste einzutreten. Wenn er sich nicht im letzten Moment am Türgriff hätte festklammern können, wäre er vermutlich auf dem Boden gelandet. Seine Wangen und seine Augen waren gerötet. Offenbar hatte ihm sein Jackett nicht länger gefallen; jedenfalls trug er jetzt eine aufwändig verzierte, dunkelgrüne Samtjacke.
    »Können wir die Musik vielleicht ein kleines bisschen leiser

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