Cook, Robin
Masterson«, erwiderte Deborah. »Wir haben sie heute Mittag in der Kantine darauf angesprochen.«
»Ich werde sie morgen fragen, was es mit den Damen auf sich hat«, versprach Spencer und bemühte sich erneut zu lächeln. »Ich habe mich in den vergangenen Jahren nicht in dem Maße um die Klinik gekümmert, wie ich es hätte tun sollen. Deshalb sind mir nicht alle Einzelheiten bekannt. Dass ein paar Damen aus Nicaragua bei uns arbeiten, wusste ich natürlich. Dr. Saunders hat mit einem Kollegen in Nicaragua ein Arrangement getroffen, um auf diese Weise unserem chronischen Arbeitskräftemangel Herr zu werden.«
»Mit welchen Forschungsprojekten beschäftigt sich Dr. Saunders eigentlich?«, fragte Deborah.
»Er forscht ein bisschen hier und ein bisschen da«, erwiderte Spencer vage. »Er ist ein sehr kreativer Mann. Die Behandlung der Unfruchtbarkeit ist ein Spezialgebiet, auf dem rasante Fortschritte erzielt werden, die einen großen Einfluss auf die Medizin im Allgemeinen haben dürften. Aber sollen wir uns heute Abend wirklich über so ernste Dinge unterhalten?« Er lachte wieder, und plötzlich schien er zum ersten Mal ein wenig betrunken, doch er fing sich sofort wieder. »Lassen Sie uns fröhlich sein und den Abend genießen! Ich schlage vor, wir fahren jetzt zu mir nach Hause und plündern meinen Weinkeller. Was halten Sie davon?«
»Super!«, rief Deborah und stupste Joanna in die Seite, die ihrer Meinung nach viel zu still und ernst war. »Von mir aus können wir sofort aufbrechen.«
»Noch ein Gläschen bei Ihnen zu Hause hört sich gut an«, fügte Joanna hinzu.
Als die Rechnung kam, achteten Joanna und Deborah genau darauf, wo Spencer seine Brieftasche aufbewahrte. Sie hofften inständig, dass er sie aus seiner Jacketttasche holen möge, doch sie hatten Pech. Er zog sie aus seiner Gesäßtasche hervor und ließ sie dort auch wieder verschwinden, nachdem er seine Kreditkarte zurückbekommen hatte.
Auf dem Weg nach draußen entschuldigte er sich und verschwand noch einmal kurz zur Toilette.
»Ich bin gespannt, was du dir einfallen lässt, damit er seine Hose runterlässt«, flüsterte Joanna Deborah zu. Sie standen in der Nähe eines kleinen Podestes, auf dem die Begrüßungskellner ihre Gäste erwarteten. Das bei ihrer Ankunft noch fast leere Restaurant hatte sich mittlerweile gut gefüllt.
»Ihn von seiner Hose zu befreien, dürfte keine Schwierigkeit sein«, flüsterte Deborah zurück. »Erst mal müssen wir allerdings unsere Phantasie anstrengen, damit wir seinen Erwartungen gerecht werden. Kaum zu fassen, wie viel er verträgt, ohne angeschlagen zu wirken. Er hat zwei Martinis und zwei Flaschen Wein intus – abzüglich der paar Tropfen, die wir beide getrunken haben.«
»Beim Nachtisch hat er ein bisschen gelallt«, stellte Joanna fest.
»Und geschwankt«, fügte Deborah hinzu. »Aber für die Menge Alkohol hält er sich noch verdammt gut. Also muss er es gewohnt sein, regelmäßig tiefer ins Glas zu schauen. Wenn ich so viel getrunken hätte, läge ich die nächsten drei Tage im Koma.«
In diesem Moment öffnete sich die Toilettentür. Spencer grinste, als er seine beiden Begleiterinnen sah, und torkelte auf sie zu. Dabei kollidierte er mit dem Podium und umklammerte es, um nicht hinzufallen. Die pikierte Kellnerin eilte ihm zu Hilfe.
»Bingo!«, flüsterte Deborah Joanna triumphierend zu. »Das ist ja beruhigend. Offenbar reagiert er mit einiger Verzögerung.«
»Meinen Sie, er ist soweit okay?«, fragte die Kellnerin, als Joanna und Deborah ihr zu Hilfe kamen.
»Selbstverständlich«, versicherte Deborah. »Er muss sich nur ein bisschen entspannen.«
»Wisst ihr hübschen jungen Damen, wo ich wohne?«, lallte Spencer.
»Ja«, erwiderte Deborah. »Miss Masterson war so nett, uns bei unserer Besichtigungstour im Vorbeifahren Ihr Haus zu zeigen.«
»Dann wollen wir mal sehen, wer zuerst da ist«, verkündete Spencer.
Bevor Deborah ihm die Idee ausreden konnte, hatte Spencer sich losgerissen und das Restaurant verlassen.
Deborah und Joanna sahen sich erschrocken an und eilten hinter ihm her. Doch als sie ihn in der Abenddämmerung auf dem Parkplatz entdeckten, stieg er bereits fröhlich lachend in seinen Bentley.
»Warten Sie!«, rief Deborah und rannte mit Joanna zu seinem Wagen. Spencer ließ mehrmals den Motor aufheulen. Deborah versuchte die Beifahrertür zu öffnen, doch sie war verriegelt. Schließlich klopfte sie gegen die Scheibe und gab ihm durch Gesten zu verstehen, dass
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