Cook, Robin
Situationen ich hier gerate!«
Sie fuhren ins Stadtzentrum und hielten wie bei ihrem ersten Besuch vor eineinhalb Jahren beim Rite-Smart-Drugstore, um nach dem Weg zu fragen. Der Apotheker hatte ein paar Pfund zugenommen, war aber ansonsten genauso freundlich und fröhlich wie damals.
»Das Restaurant liegt etwa zwei Meilen nördlich der Stadt«, erklärte er und zeigte die Main Street in die Richtung hinauf, aus der sie gekommen waren. »Ein gutes Restaurant. Ich empfehle Ihnen den Schmorbraten mit überbackenen Kartoffeln und als Dessert Käsekuchen mit Schokoladensauce.«
»Klingt nach einem lecker-leichten, kalorienarmen Menü«, stellte Joanna beim Rausgehen scherzend fest.
Da es noch zu früh war, machten sie einen halbstündigen Schaufensterbummel durch Bookford. Schließlich stiegen sie erneut ins Auto und fuhren zu dem Restaurant, das tatsächlich sehr idyllisch lag und früher einmal ein Stall gewesen war. Auf dem Gelände waren zahlreiche antike Ackergeräte ausgestellt, einige waren zur Zierde sogar an den Außenwänden befestigt. Innen waren die ehemaligen Ställe zu mehreren Essbereichen umgebaut worden. Da sich die einzigen Fenster an der Vorderseite befanden, war das Restaurant ziemlich dunkel und strahlte eine gemütliche Atmosphäre aus.
»Miss Marks und Miss Heatherly?«, fragte die Begrüßungskellnerin, bevor Joanna und Deborah irgendetwas sagen konnten. Als sie die Frage bejahten, bedeutete die Kellnerin ihnen, ihr zu folgen. Im Gehen nahm sie zwei Menükarten von einem Stapel und führte sie zu der hintersten Nische, wo Dr. Spencer Wingate sie bereits im heimeligen Kerzenschein erwartete. Er trug ein Jackett, ein elegantes Halstuch und ein dazu passendes Tüchlein in der Brusttasche. Als er Joanna und Deborah erblickte, kam er eilig hinter dem Tisch hervor, küsste ihnen nacheinander die Hand und bedeutete ihnen mit einer einladenden Geste, Platz zu nehmen. Die Kellnerin verteilte lächelnd die Karten und verschwand.
»Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich mir die Freiheit genommen habe, schon mal den Wein zu bestellen«, sagte Spencer und zeigte auf die beiden Flaschen, die auf dem Tisch standen. »Ein trockener Weißwein und ein vollmundiger Rotwein. Ich mag nur vollmundige Rotweine, müssen Sie wissen.« Er lachte kurz auf.
Deborah zwinkerte Joanna zu. Das ging ja gut los.
»Möchten Sie vielleicht einen Cocktail als Aperitif?«, fragte Spencer.
»Danke«, lehnte Deborah ab. »Wir stehen nicht auf harte Drinks. Aber lassen Sie sich bitte nicht abhalten.«
»Dann gönne ich mir einen Martini«, entgegnete er. »Sind Sie sicher, dass Sie mir keine Gesellschaft leisten wollen?«
Joanna und Deborah schüttelten die Köpfe.
Der Abend ließ sich gut an. Die Unterhaltung geriet kein einziges Mal ins Stocken, da Spencer bereitwillig über sich selbst erzählte. Als sie beim Nachtisch angelangt waren, kannten Joanna und Deborah bis ins kleinste Detail die Entstehungs- und Erfolgsgeschichte der Wingate Clinic. Je mehr Spencer redete, desto schneller trank er. Das einzige kleinere Problem war, dass der Alkohol ihm bisher nichts anzuhaben schien.
»Ich habe noch eine Frage zu Ihrer Klinik«, sagte Deborah, als Spencer seinen Monolog für einen Augenblick unterbrach, um sich über seinen in Schokoladensauce getunkten Käsekuchen herzumachen. »Können Sie uns erklären, was es mit den schwangeren Nicaraguanerinnen auf sich hat?«
»Ach – sind einige der Damen aus Nicaragua schwanger?«, fragte Spencer zurück.
»Sie sind alle schwanger«, sagte Deborah. »Und außerdem sind sie alle in etwa in der gleichen Schwangerschaftswoche fast so, als ob sie durch eine durch die Luft übertragene Infektion schwanger geworden wären.«
Spencer musste lachen. »Schwanger durch eine Infektion! Kein schlechter Witz! Dabei kommt er der Wahrheit recht nahe. Schließlich entsteht eine Schwangerschaft durch die Invasion vieler Millionen Mikroorganismen.« Dann lachte er wieder, doch irgendwie wirkte seine Fröhlichkeit aufgesetzt.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie von diesen Schwangerschaften nichts wissen?«, bohrte Deborah weiter.
»Nein«, versicherte Spencer. »Außerdem geht es mich nichts an, was die Damen in ihrer Freizeit treiben.«
»Ich frage deshalb«, wagte Deborah sich noch weiter vor, »weil man uns gesagt hat, die Frauen würden sich mit ihren Schwangerschaften ein kleines Extrageld verdienen.«
»Tatsächlich?«, entgegnete Spencer. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
»Miss
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