Cool und Lam 27 - Friss Vogel oder stirb
einen schönen Tisch reserviert.«
Baffins Grill-Restaurant bestand aus drei Stockwerken. Es gab mehrere Fahrstühle.
Baffin höchstpersönlich geleitete mich zu einem davon. »Sie werden mir das von gestern abend doch hoffentlich nicht nachtragen, Lam!«
Die Fahrstuhltür öffnete sich. Er folgte mir hinein und drückte auf Knopf 2. Der Fahrkorb glitt langsam aufwärts.
»Ich war gestern abend etwas aufgeregt«, erklärte er. »Alles stürmte so auf mich ein. Als ich mir die Sache dann später in Ruhe überlegen konnte, merkte ich, wie großartig Sie alles erledigt haben. Ich glaube nicht, daß noch irgendwas nachkommt.«
»Sie waren ganz schön eingeschnappt gestern abend «, meinte ich.
»War ich auch.« Und nach einer kurzen Pause: »Gestern abend .«
Der Fahrstuhl hielt, und die Tür ging auf. Baffin verneigte sich und geleitete mich in einen großen Speisesaal mit gardinenverhangenen Nischen. In der Mitte standen fünfzehn bis zwanzig Tische. Die Leute in den Nischen konnten sich unbeobachtet fühlen, die anderen saßen auf dem Präsentierteller.
Wir gehörten zu den letzteren. Bertha Cool und Frank Sellers sprangen in die Augen wie zwei Ausrufungszeichen.
Baffin eskortierte mich zu ihrem Tisch und rückte mir einen Stuhl zurecht. Er tat es so feierlich, daß jeder im Raum hinsah. Dann verschwand der Restaurateur unauffällig in Richtung Fahrstuhl.
Sellers sah von seinem Cocktail auf. Bertha grinste.
»Abend, Däumling«, sagte Sellers.
»Wie fühlen Sie sich, Sergeant?« fragte ich.
»Ganz ausgezeichnet.« Auch Sellers grinste jetzt. »Ausgezeichnet hungrig.«
Er hob seinen Cocktail. »Eigentlich darf ich das ja nicht. Aber heute habe ich Spezialsuspens . Verdammt, bin ich hungrig. Ich hab’ schon den Lunch ausgelassen.«
»Ich ebenso«, gab Bertha zu.
Ich machte es mir bequem. Ein Kellner näherte sich mit fürsorglicher Miene. »Ihr Essen wird soeben zubereitet, Sir. Wenn Sie einen Cocktail möchten...«
»Manhattan, bitte.«
In wenigen Augenblicken war der Cocktail zur Stelle. Ich hob das Glas, nickte Bertha und dem Sergeanten zu. »Auf die Verbrecher.« Die beiden hielten mit.
Ein anderer Kellner brachte das Vorspeisentablett mit Kaviar, heißen Käsehappen und so weiter. Und dann kam eins nach dem anderen, zunächst aber ein Silbereimer mit einer großen Flasche Champagner.
Sellers lehnte sich mit genüßlichem Grinsen zurück. »Das nenne ich Leben! Dem Mann müssen Sie ja einen Mordsdienst erwiesen haben, Däumling. Was war’s denn?«
»Ach, nichts weiter«, erwiderte ich bescheiden. »Ich habe für ihn nur eine Zahlung geleistet.«
Sellers’ Interesse war geweckt. »Erpressung?«
»Das glaube ich nicht. Er war auch mehr zufällig in die Sache verwickelt. Eigentlich habe ich für jemand anderes gearbeitet. Aber Baffin war mir dafür dankbar.«
»Das merke ich«, erklärte Sellers. »Besorgen Sie sich nur mehr solcher Klienten, und laden Sie mich dann immer ein.«
»Gemacht.«
»Aber halten Sie Ihre Hände dabei sauber.« Plötzlich sah er gar nicht mehr so fröhlich aus.
»Ich tue mein Bestes«, versprach ich ihm.
»Sie sind ja ein gescheiter Bursche«, gab Sellers widerwillig zu. »Zu gescheit, wie mir manchmal vorkommt.«
»Na, Ihnen hat das doch bisher nicht geschadet.«
Sellers grübelte. »Nein, das stimmt.« Es klang immer noch etwas widerwillig. »Geschadet hat es mir nichts. Im Gegenteil, Sie haben mir schon ein paarmal genützt, aber es war immer eine einzige Angstpartie. Sie lieben dünnes Eis, und ich schlittere dann hinter Ihnen her. Bis jetzt sind wir noch nicht eingebrochen, aber manchmal hat es schon ganz höllisch geknackt.«
Sollte er ruhig das letzte Wort haben. Schließlich war es sozusagen ein Familienabend. Ich schlürfte meinen Cocktail und schwieg friedfertig.
Die Gänge kamen genau im richtigen Abstand: Krabbencocktail, Zwiebelsuppe, gemischter Salat, dann die Steaks. Der Champagner floß wie Wasser.
Die Steaks waren meisterhaft zubereitet. Fast fünf Zentimeter dick, hauchzart und so hervorragend gegrillt, daß das Innere ein einziges saftiges Rosa war. Die scharfen Messer glitten nur so durch dieses Fleisch, und nach wenigen Bissen sammelte sich auf den Tellern wunderschöner roter Saft. Bertha stippte ihn ungeniert mit ihrem Weißbrot, und nach ein paar schuldbewußten Seitenblicken folgten wir ihrem Beispiel.
Der Champagner perlte in den Gläsern, die immer sofort nachgefüllt wurden. Sellers und Bertha waren im siebten Himmel.
Ich konnte
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