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Cool

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Titel: Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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lacht. »Was ist denn passiert?«
    »Er ist ausgerutscht und hat jetzt die Soße in den Stiefeln.«
    Das Gelächter löst die Spannung.
    Das Werkzeug wird in den Tunnel gebracht, und die Gummiflöße holen eine neue Ladung. In den nächsten neunzig Minuten wird eine Tonne Material von der Untergrundstraße bis zum Tunnel verschifft.
    Der >Maurer< inspiziert die Tunneldecke und entdeckt mehrere Grubenstempel, die nicht mehr halten und bereits im Schlamm nachgesackt sind. Er befestigt sie von neuem. In der Tiefgarage, an der Place Masséna, steigt jemand aus dem Auto und schließt das elektrische Kabel an der Steckdose an. Zwei Flutlichter erhellen sofort den Tunnel.
    Ein Polizeiwagen fährt Patrouille auf der Place Masséna. Im Renault 5 hebt der Wachposten sein Walkie-Talkie an die Lippen. »Hier ist Masséna. Die Seemöve fliegt niedrig.«
    Am Eingang der unterirdischen Straße antwortet der andere Wachposten: »Angenommen.« Dem Motorradfahrer ruft er zu: »Die Bullen sind an der Tiefgarage.«
    Der Motorradfahrer steigt auf seine Maschine und wirft sie an.
    Der Patrouillenwagen fährt am Tiefgarageneingang vorbei und setzt seinen Weg in Richtung Avenue Jean-Médecin fort. Der Wachposten im Renault 5 lacht befreit auf. »Alles klar«, ruft er ins Wakie-Talkie.
    Der Motorradfahrer steigt von seiner Maschine und bockt sie auf.
    Samstag, 1 Uhr 30
    Der Maurer und der Korse liegen Seite an Seite im Tunnel und bohren. Die 200-Watt-Scheinwerfer und die Schweißgeräte lassen die Temperaturen erheblich ansteigen. Schweiß läuft den beiden Männern über Gesicht und Rücken. Der Dunst und Rauchabzug arbeitet mit Volldampf. Die Stahlbetonmauer des Tresorraums ist dreißig Zentimeter dick, doch die »Kanalratten« haben bereits die Hälfte davon in den letzten Wochen herausgebrochen. In der ersten Nacht, als sie mit den Preßlufthämmern loslegten, hat Spaggiari draußen vor der Bank gestanden und gehorcht: Kein Laut drang nach oben.
    Der Maurer und der Korse bohren vierzehn Löcher im Abstand von anderthalb Zentimetern. Dann kriechen sie zurück und überlassen die weitere Arbeit dem Chinesen. Spaggiari reicht ihnen Handtücher und Flaschen mit Mineralwasser, das sie durstig in sich hineinschütten. Nun geht der Chinese mit Hammer und Meißel auf die Betonwand los. Er trägt eine Schutzbrille, aber ein Steinsplitter hat ihm bereits die Wange aufgerissen. Er macht fünfzig Schläge mit dem großen Hammer und dreißig mit dem kleinen. Dann kriecht er zurück und macht P. Platz. Mehr als achtzig Schläge hintereinander schafft keiner. Hinter ihnen schaufelt ein fünfter Mann den Betonschutt in Säcke, und ein sechster karrt ihn fort. Der >Maurer< leert die Wasserflasche und legt seinen Arm um die Schultern von Spaggiari. »Was verpassen wir heute im Fernsehen?«
    »Die Unbezwingbaren«, sagt Spaggiari. Alle lachen.
    P. beendet seine achtzig Schläge und Spaggiari kündigt eine Pause an. Er dreht die Scheinwerfer aus und läßt nur eine 25-Watt-Lampe brennen, damit die kühle Luft aus den Kanälen hereinströmen kann. Aus einer Tragetasche holt er eine Thermosflasche und schenkt jedem Kaffee ein.
     
    Die Stimmung ist gelockert, aber kurz vorher hat es einen kritischen Moment gegeben. Die Männer hatten erwartet, daß sie den Laserstrahl einsetzen können, da erklärte Spaggiari plötzlich, daß das unmöglich sei: Die Maschine erzeugt zuviel Hitze und Abgase, um in dem engen Raum eingesetzt werden zu können. Besonders dann nicht, wenn sie keine Spezialkleidung dafür haben. Er hat den Laserstrahl nur gekauft, um seine Leute aufzumuntern. Es gibt böse Bemerkungen, als sie feststellen, daß sie ohne Laser noch eine weitere Nacht bohren und schweißen müssen. Aber damit hat Spaggiari gerechnet. Sie sind zu nah am Ziel, um aufgeben zu wollen. Der kritische Augenblick geht vorüber. Marcel, der Wachposten im Siphonraum, kommt zu ihnen: »Wie läuft’s?«
    »Was tust du hier?« schnauzt ihn Spaggiari an. »Roger hat mich abgelöst.« Dieser Roger sitzt eigentlich eine dreijährige Gefängnisstrafe in Marseille ab. Er nützt aber seinen Wochenendurlaub auf Ehrenwort - um die Mutter in Nizza zu besuchen - auf seine Weise gut aus. Statt nach Hause zu gehen, hat er sich entschlossen, lieber eine Million Franc zu verdienen, bevor er in seine Zelle zurückkehrt. »Wie läuft’s?« wiederholt Marcel.
    R antwortet: »Die Wand klingt jetzt ein wenig hohler. Ich glaube, wir sind fast drin. Wir werden wahrscheinlich in den nächsten

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