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Cool

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Titel: Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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fallen. Der Maurer zementiert das letzte Stück und überprüft seine Arbeit. Alles ist bereit.
    Der Besuch des Präsidenten hat das Vorhaben verzögert, aber niemand entdeckt Spaggiaris Tunnel. Der Ärger in der Villa von Castagniers hat ihnen Aufregung bereitet, aber die Gendarmen scheinen sich beruhigt zu haben. Der Tag X ist Freitag, der 16. Juli.
    Die Gentlemen bereiten sich auf den Bankraub des Jahrhunderts vor.
     
    IV.
     
    DER DURCHBRUCH
     
    Wenn die Wirklichkeit schneller als die Phantasie ist
    Schlagzeile im >Nice Matin< am 21. Juli 1976
     



 
    Der Chinese tritt voll auf die Bremse. Die Reifen des Landrover quietschen. Die vier Männer auf den Rücksitzen halten krampfhaft die Gasflaschen fest, damit sie nicht umfallen. Der Fahrer des Stadtomnibusses, mit dem der Landrover beinahe zusammengestoßen wäre, schimpft wütend und obszön. Erst als er sich beruhigt hat, fährt er weiter in die Rue de l’Hôtel-des-Postes. Der Chinese wischt sich mit einem karierten Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Arschloch«, sagt einer der Männer. »Es war nicht mein Fehler«, antwortet der Chinese. »Dieser blöde Bus…«
    »Fahr weiter«, befiehlt Spaggiari, der neben dem Chinesen sitzt. »Niemand macht dir Vorwürfe. Jetzt links rum.« Mit gespielter Lässigkeit stemmt er die Füße gegen den Handschuhkasten und zündet sich eine Zigarre an. Der Chinese mag den Landrover nicht. Aber Spaggiari hat darauf bestanden, ihn für das Superding zu benutzen. Er erinnert ihn an den Indochinakrieg. Der Chinese mag aber auch den Krieg nicht. Genaugenommen mag er auch Spaggiari nicht. Der geht ihm mit seiner Angeberei ganz schön auf die Nerven.
    Er biegt in die Avenue Pauliani ein und folgt ihr bis zum Place du Quinzième-Corps. An der Kirche Notre-Dame-Auxiliatrice fährt er in die Avenue Dom-Bosco. Eine hohe Mauer begrenzt die eine Straßenseite. Dahinter liegt das Staatsgefängnis.
    Spaggiari beißt auf seine Zigarette und dreht sich zu den anderen Männern im Fond um. »Wir starten am Gefängnis. Ist das nicht ein gutes Omen?«
    Niemand lacht. Henri der Schweißer kreuzt zwei Finger zum Zeichen, daß alles gutgehen soll. Dann redet er über die Tour de France. Die anderen sind nicht ganz so bei der Sache. Sie sind nervös. Nur ein Verrückter kann in diesem Augenblick ganz ruhig sein.
    Der Landrover erreicht das Sandufer des Paillon und hält an. Die rot-weiß-blaue Signallampe der Gendarmerie-Kaserne ist ausgeschaltet. Die Messehalle der Stadt ist ebenfalls in tiefe Dunkelheit getaucht. Der Chinese läßt die Scheinwerfer aufleuchten: Zweimal lang, einmal kurz. Alles ist klar. Der Chinese steuert den Landrover über die Rampe auf den Sand. Der Mann, der ihrem Lichtsignal geantwortet hat, tritt neben den Wagen. Ein anderer Mann entfernt die niedrige Barriere, die vor der unterirdischen Straße steht. Der Landrover verschwindet im Tunnelmund und stoppt. Spaggiari springt hinaus. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, der Mann, der ihm antwortet, zieht ein Walkie-Talkie aus seiner Jacke und drückt die Sprechtaste: »Hier ist Roseau«, sagt er sanft. »Der Transport ist komplett. Over.« Der Lautsprecher knistert leise, und dann ertönt eine Stimme:
    »Hier ist Masséna. Ihr könnt die Einrichtung bringen.« Spaggiari wendet sich an den Mann mit der Taschenlampe: »Wo ist das Motorrad?« Der Mann deutet mit dem Kopf nach hinten. »Da drüben. Reg dich ab!«
    Spaggiari zieht die Augenbrauen zusammen. Der Mann bemerkt die Reaktion im Schein seiner Taschenlampe. »Entschuldigung«, sagt er bedauernd. Spaggiari warnt: »Wenn etwas passiert…«
    »Dann warne ich euch in einer Minute und fünfzehn Sekunden.«
    »Danach läßt du die Maschine stehen und verschwindest durch die Tiefgarage.«
    »Wird gemacht.«
    Spaggiari klettert zurück in den Landrover. Der Chinese macht das Standlicht an und rollt mit dem Fahrzeug langsam unter dem Tunnelbogen entlang. Der Motorradfahrer und der Mann mit der Taschenlampe schieben die Barriere wieder auf ihren Platz.
    Der Landrover wird schneller, und der Chinese schaltet die Scheinwerfer ein. Sie erfassen die Reste von altem Bauschutt: Zementsäcke, Ziegelsteine, Zeitungspapier, morsche Bretter. Es war einmal die Rede davon, aus dieser Tunnelstraße eine Schnellstraße zu machen, um den Verkehr der Promenade des Anglais zu entlasten. Doch das Projekt wurde bald wieder verworfen. Die einzigen Leute, die den Weg seit Jahren benutzten, sind die städtischen Kanalarbeiter.
    Der Wagen biegt links

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