Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
um in meiner Nähe zu sein, stimmt doch?«
Ich nicke.
»Weil du es nicht ausgehalten hast, die Ferien von mir getrennt zu sein, oder?«
Ich nicke.
»Weil du mich so liebst wie nichts sonst auf dieser Welt. Dafür hast du sogar auf deinen Tunesienurlaub verzichtet. Da wolltet ihr doch hin, du und deine Eltern, nicht wahr?«
Ich nicke.
Mehr brauche ich nicht. Lena liefert mir da gerade eine Eins-a-Entschuldigung für meine Kostümierung. Dass das nicht so ganz der Wahrheit entspricht, muss sie ja nicht wissen. Warum sollte ich sie auch unnötig enttäuschen? Ich sehe doch, wie sehr sie sich freut, dass ich mir so viel Mühe gegeben habe, nur um in ihrer Nähe zu sein.
»Alles nur für mich!«, fährt Lena fort und seufzt glücklich. »So viel Mühe hat sich noch nie jemand für mich gemacht!«
»Ach, das war doch gar nichts. Kleinigkeit«, murmele ich bescheiden.
»Das war überhaupt keine Kleinigkeit! Die anderen Mädchen hätten dich mit ihren langen lackierten Fingernägeln in Stücke gerissen, wenn sie dich erwischt hätten. Du hast dein Leben für mich riskiert!«, erklärt Lena feierlich, und das überzeugt mich endgültig, dass es klüger ist, ihr nicht zu widersprechen.
Lena dreht sich um und kramt in ihrer Reisetasche. Als sie sich wieder mir zuwendet, hat sie einen roten Schal in der Hand.
»Hier! Das ist mein Lieblingstuch. Für deine Tarnung«, sagt sie und reicht mir das Stofftuch. Meinen Schleier hat Laika nämlich in der Zwischenzeit mitsamt den Pizzaresten komplett verspeist.
Ich nehme das Tuch und binde es mir so um den Kopf, dass nur noch meine Augen herausschauen. Es riecht nach Vanille. Es riecht nach Lena, und das lässt mich für einen Moment ganz schwindelig werden.
Da ist was Wahres dran. Ich gebe es nicht gern zu, aber es stimmt, was er sagt. Wenn ich weiter in Mädchenklamotten herumlaufe, wird Lena mich nie respektieren. Dann bin ich für sie nur ein schnuckeliger Ersatz für Schnüffi, ihr Kaninchen, das mein Vater versehentlich überfahren hat, wovon Lena zum Glück bis heute nichts weiß.
»Soll ich dir etwas richtig Tolles zeigen?«, frage ich Lena daher. »Das ist total romantisch.«
»Was denn?«, fragt sie neugierig.
Ich muss dreimal niesen, bevor ich antworten kann, und weil ich kein Taschentuch habe, bleibt mir nichts anderes übrig, als in ihren Lieblingsschal zu schnäuzen. Lena scheint das überhaupt nichts auszumachen, und das ist – schätze ich – ein echtes Zeichen für wahre Liebe.
»Ich habe auf der anderen Seite des Flusses eine Höhle entdeckt. Die könnten wir zusammen erforschen«, schlage ich ihr vor, weil es hier in der Gegend keine unentdeckten Kontinente, Berggipfel oder Drachen gibt.
»Höhle?«, fragt Lena und versucht dabei, sich ihre Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Irgendwie scheint sie etwas Romantischeres erwartet zu haben.
»Ich glaube, da war vor uns noch nie jemand. Wir wären die Ersten, und wenn wir Glück haben, nennt man die später die Kai-Baumann-Höhle … oder die Lena-Stolze-Höhle«, korrigiere ich mich schnell, weil Lena mir so einen komischen Blick zugeworfen hat und ich mich nicht mit ihr über den zukünftigen Namen der Höhle streiten möchte, die
ich
entdeckt habe. »Ist ja auch völlig egal, wie die später mal heißen wird.«
»Lena-Stolze-Höhle klingt gut.« Lena dreht mir den Rücken zu, um irgendetwas in ihrer Reisetasche zu suchen.
Das dauert.
»Lass doch! Deine Schminksachen brauchst du gar nicht. Das ist eine Höhle, die ist stockdunkel. Da sieht man überhaupt nicht, ob du Lippenstift trägst oder nicht«, sage ich. Mädchen gehen doch nie irgendwohin, ohne sich vorher zwei Stunden das Gesicht anzumalen.
Lena sieht mich an, und dabei erscheint wieder diese Falte über ihrer Nase.
»Ich suche nach einer Taschenlampe«, erwidert Lena und wühlt weiter zwischen ihren Klamotten.
»Ähh, das war ja auch nur ein Witz«, sage ich und lache übertrieben laut. »Hahaha! Ich habe natürlich nicht wirklich geglaubt, dass du da gerade nach deinem Lipgloss kramst oder nach einem Kajalstift oder Nagellack oder Wimperntusche oder Rouge oder …«
»Tu mir einen Gefallen, Kai, und halt einfach mal für einen Moment die Klappe, damit ich hier in Ruhe suchen kann«, unterbricht mich Lena, ohne sich nach mir umzusehen, und so, wie sie das sagt, ist es wahrscheinlich klüger, tatsächlich einfach mal die Klappe zu halten.
COOLMAN irrt sich gewaltig. Ich finde, man kann ruhig auch mal die Klappe
Weitere Kostenlose Bücher