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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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tatsächlich auf die Fahrt zu freuen. Sie ist furchtbar gut gelaunt und plappert die ganze Zeit. Sie erzählt mir, dass sie wirklich wütend auf mich war, aber jetzt beschlossen habe, mir zu verzeihen, wenn ich mich bei ihr entschuldigen würde.

    Ich habe zwar keine Ahnung, wofür, und auf die Knie werfe ich mich auch nicht. Trotzdem nuschle ich: »’tschuldige bitte ... für alles«, und wenn ich nicht die blöde Mikrowelle tragen müsste, wäre das ein guter Moment, um nach Lenas Hand zu greifen.
    »Ich verzeihe dir ... alles«, antwortet Lena und strahlt dabei mit ihrem rosa Gigaschwein um die Wette.
    In der Schlange vor dem TODESLOOPING geht es trotz der vielen Leute erstaunlich schnell voran.
    Das ist schlecht, weil das Ding immer riesiger wird, je näher ich ihm komme.
    Der Kerl in dem Kassenhäuschen hat die Fahrtzeit verkürzt, weil die Leute heute sowieso alle nur mit Gutscheinen bezahlen.
    Das ist gut, weil ich es dann schneller hinter mir habe.
    Damit die Freifahrten schneller vorbei sind, hat der Kerl gleichzeitig aber auch das Tempo der Wagen erhöht.
    Das ist schlecht.
    »Los, los! Schneller! Rein da!«, drängelt ganz vorn ein Mann, der den Leuten beim Einsteigen hilft. Sein ganzer Oberkörper ist voller Tattoos. Das kann man sehen, weil er ein Muskelshirt trägt. Er hat ziemlich viele Muskeln, und es würde mich gar nicht wundern, wenn er im Winter in Australien Schafe in enge Pferche treibt, um sie zu scheren. Im Prinzip macht er hier auch nichts anderes, nur eben ohne das Haareschneiden.
    Ich sitze kaum, da geht es auch schon los.
    »Ist das nicht toll?!«, brüllt Lena neben mir, als der Wagen auf den verrosteten Schienen fast senkrecht in die Höhe gezogen wird. »Pass auf! Gleich geht’s runter! Das wird super!«
    Ich bin mir da nicht so sicher. Deswegen nicke ich nur und klammere mich an die Mikrowelle auf meinem Schoß.
    Als wir in die Tiefe sausen, mache ich einfach wieder die Augen zu und bemühe mich, Lenas Jubelschreie zu ignorieren. Das ist gar nicht so leicht, weil sie sehr laut schreit. Aber gar nicht aus Angst, so wie ich, sondern weil es ihr Spaß macht.

    Ich habe gleich gewusst, dass sich die Katastrophe diesmal nur etwas verspätet hat. Es passiert immer eine Katastrophe, wenn ich auf COOLMAN höre. Hätte ich aus dem N kein Z gemacht, hätte Lena mir nicht verziehen, und ich würde jetzt nicht meinem baldigen Ende entgegenrasen.
    Als ich kurz die Augen öffne, sehe ich, dass wir auf eine scharfe Kurve zusausen. Ich bin sicher, dass der Wagen sich nicht in der Spur halten kann. Das ist völlig unmöglich. Es ist nur noch eine Frage von Millisekunden, bis wir abheben und in gefühlter Zeitlupe durch die Luft segeln, um schließlich in der Geisterbahn gegenüber durch das Dach zu krachen und mit zerschmetterten Gliedern zwischen Gummiskeletten unser viel zu kurzes Leben auszuhauchen. Das ist traurig, weil es gerade wieder anfing, ganz gut zwischen Lena und mir zu laufen. Und das einzig Tröstliche daran ist, dass wir gemeinsam sterben.

    So wie Romeo und Julia.
    Doch wie durch ein Wunder heben wir nicht ab. Der Wagen bleibt auf den Schienen und schießt in die Kurve wie ein Schlitten in einer Bobbahn. Mir wird plötzlich speiübel, und für einen Moment überlege ich, einfach die Klappe der Mikrowelle vor mir zu öffnen, um den Inhalt meines Magens dort hinein zu verlagern. Aber das darf ich nicht, weil da doch der Ring drin ist. Den habe ich Lena immer noch nicht gegeben, und jetzt ist der Zeitpunkt auch nicht besonders günstig. Wenn jetzt auf einmal die Weißrussen im Achterbahnwagen hinter uns auftauchen würden, hätte ich nur eine Bitte: Begnügt euch nicht mit meinem linken kleinen Finger. Gebt mir lieber gleich den Gnadenschuss!
    Ich verstehe nicht, warum es Lena nicht genauso schlecht geht wie mir. Vielleicht können Frauen ja wirklich mehr Schmerzen aushalten? Das behauptet meine Mutter zumindest immer, wenn sich mein Vater beim kleinsten Schnupfen sofort ins Bett verkriecht und vorher noch schnell sein Testament aktualisiert.
    Endlich ist es vorbei. Nach einer letzten steilen Schussfahrt kommt der Wagen zum Stehen. Ich will sofort raus, aber das geht nicht. Mir ist so flau, dass ich meine Beine nicht mehr unter Kontrolle habe. Der Kerl mit den Tattoos muss mich mitsamt Lenas Mikrowelle aus dem Wagen heben und auf der Wiese vor dem TODESLOOPING absetzen.
    »Du siehst ja schrecklich aus, Kai! Hat es dir nicht gefallen?«, fragt Lena ehrlich besorgt, und allein für diesen

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