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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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dem Handy angucken. Da ist das Elend nicht so groß.«
    • »Die Muskeln, die man im Film sieht, sind gar nicht seine. Dafür hat er ein Körperdouble. Besser wäre es, er hätte auch eins für sein Gehirn.«
    Man darf sich von den ganzen Küsschen hier, Küsschen da nicht blenden lassen. Ich bin ja noch nicht lange dabei, aber selbst mir als Newcomer ist schnell klar geworden, dass die Filmbranche das reinste Haifischbecken ist. Verglichen mit einem Raum voll lästernder Filmleute ist selbst ein Aquarium mit lauter Piranhas harmlos wie ein Meerschweinchenkäfig.
    Ich warte vor dem Aufzug, bis Mike Taenner wieder herunterkommt. Es dauert nicht lange und das E für Erdgeschoss leuchtet rot auf. Die Türen öffnen sich geräuschlos und ich habe Glück: Mike Taenner steht vor mir.
    Er stellt auf der Berlinale seinen neuen Film vor, weil das eine tolle, kostenlose Werbung für den Streifen ist. Das stand in der Zeitung. Der Film heißt
15 Sekunden, die Welt zu retten
. Sein Film davor hieß
30 Sekunden, die Welt zu retten
, und ich finde, da verspricht der neue Titel deutlich mehr Spannung.
    Um Mike Taenner kreist ein Kamerateam, als wäre er die Sonne und die Journalisten Planeten auf seiner Umlaufbahn.
    Taenner ist nicht allein. Er lacht mit einem älteren Mann, der einen roten Schal um den Hals trägt und gerade einen Witz erzählt hat. Der Mann mit dem Schal hat einen grauen Schnäuzer und darunter ein schelmisches Lächeln im Gesicht. Als er aus dem Aufzug tritt, verstummen für einen Moment alle Gespräche in der Lobby. Der Mann ist wichtig, weil er darüber entscheidet, welche Filme auf der Berlinale laufen und welche nicht. Ich kenne ihn von den Promi-Fotos, die Jonny Pony uns zur Vorbereitung auf die Berlinale geschickt hat, damit wir den Chef des Festivals nicht mit dem Hotelpagen verwechseln.
    Ich nutze den kurzen Augenblick der Stille und stelle mich Mike Taenner und dem Festivaldirektor in den Weg. Verdutzt bleiben sie stehen und mustern mich amüsiert.
    »Mister Taenner! Ich ... ich ...«
    Mike Taenner und der Direktor sehen mich fragend an.
    Das ist meine Chance, ihm alles zu sagen und so sein Leben zu retten. Aber ich weiß nicht, wie. Ich stehe vor ihm und bin sprachlos. Auch weil er viel kleiner ist, als ich erwartet hatte. Ich muss nicht einmal zu ihm hochschauen, um ihm in die Augen sehen zu können.

    Ich bin schon zu oft auf COOLMANs Ratschläge reingefallen. Dieses Mal bin ich klüger. Ich höre einfach nicht auf ihn. Schließlich bin ich ja auch nicht zu meinem Vergnügen hier.
    Meine Mission lautet »Rette den Star«, und genau das werde ich jetzt auch tun.
    »Mister Taenner!«, beginne ich erneut.
    Doch ehe ich weiterreden kann, unterbricht er mich.
    »Klar kriegst du ein Autogramm. Für meine Fans tue ich alles, denn was bin ich schon ohne euch? Ein Niemand!«
    Taenner kramt einen dicken Filzstift aus seiner Manteltasche und schreibt mir seinen Namen quer über meine Jacke. Ich mag seine Filme, aber deswegen muss er mir ja nicht gleich meine besten Sachen ruinieren.
    »Danke«, murmle ich völlig überrumpelt.
    »Dafür nicht«, schmunzelt der Festivaldirektor und tätschelt mir freundlich die Wange.
    »Keine Ursache, gern geschehen«, sagt Taenner und haut mir kameradschaftlich auf die Schulter. Genau dahin, wo er eben noch seinen Namen hingeschrieben hat. Der verwischt dabei, aber das scheint ihn nicht weiter zu stören.
    Kurz darauf ist Taenner mit dem Festivaldirektor und seinen Begleitern im Gedränge verschwunden.
    Ich habe es verbockt! Ich habe es total verbockt!

    Auch wenn ich es ungern zugebe: COOLMAN ist diesmal wirklich unschuldig.
    Das hier habe ich ganz allein verbockt.
    So nah werde ich Mike Taenner nicht mehr kommen und heute Abend ist schon seine Premiere.
    Damit geht die Mission »Rette den Star« in die nächste Phase, und in der ist es wichtig zu verhindern, dass Mike Taenner in den Berlinale-Wagen steigt.
    Ich habe es verbockt, also liegt es an mir, den gefährlichen Part in meinem Plan B zu übernehmen:
    Ich verstecke mich auf der Rückbank der Limousine und warne Taenner, wenn er einsteigen will. Dann springe ich schnell aus dem Wagen und bringe mich selbst in Sicherheit. Die völlig überraschten Gangster flüchten in Panik und geben Opa den Wagen zurück, nachdem sie alle Fingerabdrücke beseitigt haben. Niemand kann beweisen, dass Opa etwas mit der Sache zu tun hat.
    Mein Plan ist einfach perfekt!
    Alles, was ich dazu brauche, sind zwei Menschen, denen ich absolut

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