Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
vertrauen kann.
Ich treffe Alex und Justin draußen vor dem Hotel. Sie haben ihr Outfit gewechselt und tragen jetzt die gleichen weißen Trainingsanzüge wie Oberchecker Ali und Oberchecker Mehmet. Keine Ahnung, wo sie die herhaben.
»Alter, das Autogramm da ist Laser!« Alex zeigt auf den Mike-Taenner-Schriftzug auf meiner Jacke.
»Das hat er dir bestimmt echt als Dank für deine Warnung gegeben«, sagt Justin, der ehrfürchtig mit dem Finger über den verwischten Namen fährt.
»Nicht ganz«, erwidere ich und erkläre ihnen meinen Plan B.
Ich erkläre ihn genau sechs Mal, weil die zwei ihn bei den ersten fünf Versuchen nicht richtig verstanden haben. Das ist etwas lästig, weil wir nicht mehr viel Zeit haben. Mike Taenners Premiere beginnt schon in wenigen Stunden.
»Genial, dein Plan B, Alter!«
»B steht für ›beeindruckend‹, echt!«, ergänzt auch Justin, nachdem sie endlich kapiert haben, welche Rolle sie bei der ganzen Geschichte spielen sollen. Ich brauche sie, damit sie die Gangster ablenken und ich unbemerkt hinten auf die Rückbank klettern kann.
»Das muss natürlich alles absolut geheim bleiben! Verstanden?«, beschwöre ich Alex und Justin.
»Hey, Oberchecker Ali! Hier Alex. Hör zu, Alter, wir brauchen euch!« Alex hat sein iPhone am Ohr, und ehe ich es ihm aus der Hand reißen kann, hat er seinen neuen
Brüdern
schon alles erzählt.
Vielleicht ist es ganz gut so. Vielleicht sollte ich bei der Wahl meiner Verbündeten nicht so wählerisch sein, und es stimmt ja auch: Zu fünft ist man stärker als zu dritt.
9. Kapitel
Denn sie wissen nicht, was sie tun
Als wir an dem Gebrauchtwagenladen ankommen, warten Oberchecker Ali und Oberchecker Mehmet schon auf uns. Das ist gut, weil wir so nicht auf sie warten müssen und dadurch noch mehr Zeit verlieren.
Die verlieren wir dann aber doch, weil die vier in ihren weißen Trainingsanzügen erst einmal ein kompliziertes Begrüßungsritual hinter sich bringen müssen. Es sieht ein bisschen aus wie der Balztanz der Königspinguine, und ich will versuchen, es am Beispiel von Alex und Oberchecker Ali möglichst exakt zu beschreiben:
1. Alex und Oberchecker Ali stellen sich auf ein Bein (das linke) und umkreisen sich hüpfend.
2. Oberchecker Ali legt seine rechte Hand auf Alex’ Kopf. Alex macht dasselbe bei Oberchecker Ali. Dann klopfen sie an die Stirn ihres Gegenübers.
3. Alex zieht an Oberchecker Alis Ohrläppchen, Oberchecker Ali an dem von Alex.
4. Oberchecker Ali und Alex gehen in die Hocke, legen den Kopf in den Nacken und heulen wie zwei Wölfe.
5. Alex und Oberchecker Ali umkreisen sich auf allen vieren.
6. Oberchecker Ali und Alex heben das rechte Bein.
7. Alex und Oberchecker Ali heben das linke Bein.
8. Oberchecker Ali und Alex stehen wieder auf und klopfen sich den Staub von ihren weißen Trainingsanzügen.
Gut möglich, dass ich ein oder zwei wichtige Stationen übersehen habe. Aber im Großen und Ganzen sieht es genau so aus, wie ich es beschrieben habe, und es dauert ewig, auch weil Alex und Oberchecker Ali alles mit Justin und Oberchecker Mehmet noch einmal wiederholen.
Als sie fertig sind, kann ich den beiden Obercheckern endlich meinen Plan B erklären. Nach drei Wiederholungen haben sie kapiert, was zu tun ist, und das ist immerhin doppelt so schnell wie bei Alex und Justin.
Die vier sollen zum Schein einen furchtbaren Streit anfangen. So mit Geschrei und Prügeln und wilden Beschimpfungen. Wenn die Gangster dann aus der Garage kommen, um nachzuschauen, was vor ihrem Laden los ist, schleiche ich mich unbemerkt auf den Hof und verstecke mich auf der Rückbank von Opas Wagen, mit dem sie Mike Taenner entführen wollen.
Als ich los will, hält Oberchecker Ali mich am Arm fest.
»Nimm das, Kartoffel! Sicher ist sicher!« Er reicht mir ein handtellergroßes Päckchen, das in eine alte Zeitung eingewickelt ist.
»Danke, aber ich glaube, wir können das auch ohne Waffen lösen«, erwidere ich höflich, weil ich gar keine Ahnung habe, wie man so eine Knarre benutzt. Da schieße ich mir vor lauter Aufregung noch selbst ins Bein.
»Das ist keine Knarre, Kartoffel! Das ist ein Sender«, erklärt Oberchecker Mehmet und holt aus seiner Tasche ein Empfangsgerät. »Mit dem Empfänger hier wissen wir immer genau, wo du bist.«
Die beiden sind gar nicht so doof, wie ich dachte. Auf die wartet noch eine große Karriere. In zehn oder fünfzehn Jahren beherrschen die bestimmt den ganzen Drogenhandel hier im Viertel oder haben
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