Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Schurke fort und deutet auf eine riesige Speisekarte, auf der in großen Buchstaben FROSCHSCHENKEL steht.
Als die Köche sich auf mich stürzen, wache ich auf und blicke in die überraschten Augen von Mike Taenner.
Ich habe meinen Einsatz verpennt.
Mike Taenner sitzt in der Berlinale-Limousine, die von den zwei Gangstern durch den Berliner Feierabendverkehr gesteuert wird. Ich habe es verpatzt und ihn nicht gewarnt, sondern geschlafen und von MISTER HOT, meinem Opa und französischen Köchen geträumt.
Vielleicht ist aber doch noch nicht alles verloren.
Noch haben die Kidnapper ihre Tarnung nicht fallen gelassen. Es ist ganz offensichtlich, dass Taenner nichts von der Gefahr ahnt, in der er schwebt. Er scheint immer noch zu glauben, die beiden fahren ihn direkt zu seiner Premiere.
Ich lege den Zeigefinger auf meine Lippen, damit Taenner mich nicht verrät. Er ist ein Actionheld. Er weiß, wie man sich in solchen Situationen verhalten muss. Die Gangster dürfen auf keinen Fall erfahren, dass Taenner nicht ihr einziger Fahrgast ist.
»Hilfe!«, brüllt Taenner, so laut er kann. »Da ist schon wieder dieser Junge, der mir im Hotel aufgelauert hat! Er verfolgt mich!«
»Wo kommt der denn her?«, fragt Uwe, der den Wagen fährt und sich überrascht zu mir umdreht. Weil er dabei nicht gleichzeitig auf die Fahrbahn schauen kann, gerät der Wagen auf den Bürgersteig, wo er haarscharf an einem Kiosk vorbeisaust und einen Ständer mit Ansichtskarten umreißt.
Nur weil Bernd schnell ins Lenkrad greift, findet der Wagen den Weg zurück auf die Straße, ohne eine chinesische Touristengruppe zu überfahren.
»Die wollen Sie entführen!«, rufe ich Mike Taenner zu, damit er endlich aktiv wird und den zwei Anfängern da vorn das Handwerk legt. In seinen Filmen verputzt Taenner solche Typen zum Frühstück.
Aber entweder hat er schon gefrühstückt oder er hat immer noch nicht kapiert, wer in diesem Wagen die Guten und wer die Bösen sind.
»Schafft mir sofort den Kleinen vom Leib, der ist bestimmt gefährlich!«, brüllt Taenner, der mich ängstlich anstarrt, als wäre ich tatsächlich die einzige Bedrohung in diesem Wagen.
»Keine Sorge, Herr Taenner. Wir kümmern uns um den Kleinen. Der wird Sie nicht länger belästigen«, erklärt Bernd, der auf dem Beifahrersitz hockt und seinen Komplizen schnell in eine Tiefgarage dirigiert.
Uwe fährt bis auf die unterste Ebene und hält in einer dunklen, verlassenen Ecke.
WO IST COOLMAN?
Wenn man ihn wirklich braucht, ist er natürlich nicht da.
Die Gangster öffnen die Türen, damit Mike Taenner und ich aussteigen können.
»Raus da!«, kommandiert Bernd und klappt den Kofferraumdeckel auf. »Und rein hier! Alle beide!«
»Wie bitte?« Taenner starrt die Entführer an, als würden sie von ihm verlangen, die Hauptrolle in einem Liebesfilm zu übernehmen. »Ich muss zu meiner Premiere! Wir sind sowieso schon zu spät!«
»Die Premiere findet ohne dich statt, Taenner«, erklärt Bernd kurz.
»Ich würde den Film eigentlich auch gern sehen. Können wir nicht erst zur Premiere und ihn dann entführen, Bernd?«, schlägt Uwe vor. »Oder wenigstens zusätzlich zu dem Lösegeld ein paar Freikarten verlangen?«
»Lösegeld? Sie wollen mich entführen?« Endlich hat auch Taenner kapiert, was hier los ist.
»Das sag ich doch die ganze Zeit! Aber nein, Sie mussten ja unbedingt rumbrüllen und alles verderben«, erkläre ich, nur um noch mal klarzustellen, wer hier Mist gebaut hat.
»Keine schlechte Idee mit den Karten, Uwe! Fessle die zwei und dann nichts wie weg hier!« Bernd wirft Uwe ein Seil zu und der verschnürt uns wie Geschenkpakete. Am Schluss macht er sogar noch eine Schleife mit Doppelknoten.
»Und was wird mit dem Jungen?«, fragt Uwe.
»Das entscheiden wir in der Jagdhütte«, antwortet Bernd.
»Das werden Sie bereuen. Mein Vater ist der Polizeipräsident«, lüge ich.
Aber das beeindruckt die beiden überhaupt nicht.
»Der Polizeipräsident ist schwul. Der hat keine Kinder«, antwortet Bernd, der der Klügere zu sein scheint, auch wenn das bei den beiden nicht viel zu bedeuten hat.
Mike Taenner sagt die ganze Zeit kein Wort. Wahrscheinlich arbeitet er schon fieberhaft an einem Plan für unsere Befreiung. Ich hätte nichts dagegen, wenn er sich damit etwas beeilen würde, weil ich keine Lust habe, den Rest der Fahrt im Kofferraum zu verbringen.
Als sich der Kofferraumdeckel schließt, wird es ziemlich dunkel. Nur durch einen kleinen Schlitz fällt etwas
Weitere Kostenlose Bücher