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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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    Den Rest des Weges meiden wir enge Gassen oder, um genauer zu sein: Ich meide enge Gassen, und Alex und Justin sind so nett, mir zu folgen. Ich habe keine Lust, mein Leben noch einmal ihrer Dichtkunst anvertrauen zu müssen.
    Meine Eltern waren mal in New York. Da hat man ihnen geraten, sich auf dem Bürgersteig immer ganz links zu halten. Möglichst weit weg von den Hauseingängen, in denen Straßenräuber darauf lauern, ahnungslose Touristen in dunkle Treppenhäuser zu zerren und da bis aufs Hemd auszurauben.
    Was in New York richtig ist, kann in Berlin nicht falsch sein. Ich gehe ganz links auf dem Bürgersteig, möglichst nah an der Bordsteinkante. Das scheint mir das Sicherste zu sein. Aber der Preis dafür ist hoch. Ich bin noch keine hundert Meter weit gelaufen, da haben mich die Autos auch schon nass gespritzt, weil sie ungebremst durch die tiefen dunkelgrauen Matschpfützen brettern, die sich rund um die Gullys gebildet haben.
    »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, verkünden zwei Frauenstimmen aus den iPhones nahezu synchron, als ich endlich nass, aber lebend vor einem ziemlich schäbigen Hinterhof stehe.
    Die Autos, die dort zum Kauf angeboten werden, sehen alle so aus, als ob sie schon mindestens zwei Afrika-Durchquerungen hinter sich hätten. Daran ändern auch die bunten Wimpel nichts, die fröhlich über den Wagen im Wind flattern.
    Es ist niemand zu sehen, aber weiter hinten erkenne ich eine Garage, in der eine Luxuskarosse steht, die halb von einer hellgrauen Plastikplane verdeckt wird. Darunter ist der Anfang eines Werbeaufdrucks zu erkennen, und wenn mich nicht alles täuscht, steht da: BERLINALE.
    Bingo!
    »Da ist Opas Wagen!«, rufe ich.
    Alex und Justin drehen sich zu mir um, halten ihre Finger vor die Lippen und nicken mir zu. Dann rennen sie schnell über den Hof und gehen hinter einem mintgrünen Kotflügel in Deckung, der direkt neben dem Garagentor lehnt.
    In solchen Dingen haben die zwei mehr Erfahrung als ich. Also bleibe ich lieber still und folge den beiden.

    Der Kotflügel ist nicht besonders groß. Der kann höchstens zu einem Smart oder einem Mini gehört haben. Um uns alle drei dahinter verstecken zu können, müssen wir ganz eng zusammenrücken und ich kann sogar riechen, dass der letzte Schwimmbadbesuch der beiden einen Monat zurückliegt.
    »Warum verstecken wir ...?«
    Weiter komme ich nicht. Während Alex mit seinem Taschenmesser versucht, den Scheinwerfer aus dem Kotflügel zu schrauben, presst mir Justin seine Hand auf den Mund und zeigt in die Garage, in der sich zwei Männer unterhalten.
    »Hast du das verstanden, Uwe?«, fragt der eine der beiden gerade.
    »Ja, klar! Äh, nein! Nicht so ganz. Kannst du mir das noch mal erklären, Bernd?«, antwortet der andere.
    So, wie sein Partner ihn anschaut, hört er das nicht zum ersten Mal.
    »Du bist blöder als eine Stoßstange«, stöhnt Bernd. »Also, hör gut zu: Mit dem Wagen hier fahren wir heute Abend vor dem Hotel vor. Genau dann, wenn Mike Taenner zum Kino muss, um seinen neuen Film vorzustellen.«
    »Ist der gut?«
    »Wer?«
    »Na, der neue Film von dem Hammer.«
    »Du machst mich noch wahnsinnig! Das ist doch völlig egal! Wichtig ist, dass Mike Taenner nichts ahnend in den Wagen einsteigt.«
    »Warum sollte er das?«
    »Na, weil er glaubt, dass wir seine Chauffeure sind und ihn pünktlich zur Vorführung bringen.«
    »Und das tun wir nicht?«
    »Natürlich nicht. Wir bringen ihn raus zu unserer lauschigen Laube und warten dort in aller Ruhe ab, bis sein Manager die zwei Millionen gezahlt hat.«
    »Zwei Millionen was? Euro?«
    »Nein, Radkappen!«
    »Was sollen wir denn mit zwei Millionen Radkappen?«
    »Das war ein Witz! Natürlich Euro! Was denn sonst?«
    »Käsebrote. Ich mag Käsebrote.«
    »Die schimmeln dir doch weg, ehe du die alle aufgegessen hast.«
    »Stimmt, daran hab ich gar nicht gedacht.«
    »Ich aber. Zuerst wollte ich ja auch zwei Millionen Hamburger haben. Aber dann habe ich nachgedacht. Da hast du genau dasselbe Problem wie bei den Käsebroten. Das wird dir alles schlecht. Glaub mir, nur Bares ist Wahres.«
    »Du bist ein Genie.«
    »Ich weiß.«
    Irgendwie finde ich es beruhigend, dass Verbrecher in der Regel nicht die Intelligentesten zu sein scheinen.
    Zumindest ist das meine persönliche Erfahrung.
    Trotzdem muss ich unbedingt verhindern, dass die beiden Mike Taenner entführen.
    Aber wie?
    Weil ich kein Verbrecher, sondern ein kluger Kopf bin, entwerfe ich schnell drei mögliche Pläne:
    1)

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