Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Gesprächspartner. Haben sie einen entdeckt, lassen sie den anderen sofort stehen und eilen zum nächsten, um ihn mit Küsschen auf die Wange zu begrüßen. Das ist lustig anzusehen und erinnert ein bisschen an die Reise nach Jerusalem, nur eben mit Filmstars statt mit Stühlen.
Von Mike Taenner ist weit und breit nichts zu sehen. Dafür entdecke ich Jonny Pony, der mit ein paar Schauspielern an der Bar herumsteht und sich aufführt, als wäre er Steven Spielberg. Neben ihm sitzt Hella van Achtern. Ich habe keine Lust, den beiden zu begegnen. Deswegen verstecke ich mich schnell hinter einem dieser dicken weichen Ledersessel, die hier überall herumstehen.
In dem Sessel knutscht eine langhaarige Blondine in einem sehr kurzen, sehr bunten Kleid mit einem Zwerg. Wenn sie sich gerade mal nicht küssen, lachen und kichern sie albern. Ich habe die zwei gar nicht bemerkt, und hätte ich sie vorher gesehen, hätte ich mir sicher einen anderen Sessel als Deckung ausgesucht.
»Kai! Wo warst du denn? Die suchen dich schon alle.«
Die Blondine hat mich hinter dem Sessel entdeckt.
»Bist du das, Anti?«, frage ich, weil ich mir immer noch nicht sicher bin.
»Nenn mich nicht Anti. Mein Name ist Antigone, das weißt du doch. Darf ich dir Elijah vorstellen? Elijah, das ist mein kleiner dummer Bruder Kai.«
»Schön, dich kennenzulernen.« Der Zwerg reicht mir lässig die Hand, und das ist eine große Enttäuschung. Sein Händedruck fühlt sich an, als würde man einem Schwamm die Hand schütteln. Von einem echten Hobbit-Helden hatte ich mehr erwartet. Außerdem wundere ich mich, dass er so gut Deutsch spricht. Andererseits auch wieder nicht. Bei den Dreharbeiten für die drei Teile von
Herr der Ringe
hatte er wahrscheinlich so viel Zeit, dass er in seiner Garderobe problemlos nicht nur Deutsch, sondern auch Finnisch, Chinesisch und Altgriechisch lernen konnte. Ich weiß, wovon ich rede.
»Was ist mit deinen schwarzen Haaren passiert?«, frage ich Anti.
»Elijah findet, dass Blond mir besser steht. Er hat auch das Kleid für mich ausgesucht. Ist es nicht himmlisch? Paris Hilton hat genau dasselbe. Und guck mal, mein Nagellack passt genau zu meinen Schuhen.«
Anti, also Antigone, hält mir kichernd ihre Hände hin. Ihre Nägel strahlen in Hellrosa. Die alte Antigone hat mir besser gefallen, aber das sage ich ihr lieber nicht.
»Lena ist übrigens stinksauer, weil du einfach abgehauen bist. Wo warst du?«
Mein Verhältnis zu Lena gleicht dem Wetter im April. Zwischen heftigen Schauern und schweren Stürmen scheint ab und zu die Sonne.
Meistens regnet es.
»Das ist eine lange Geschichte«, wiegle ich ab, weil ich jetzt wirklich keine Zeit habe, ihr alles zu erklären. Hilfe ist von ihr und ihrem Waschlappen sowieso keine zu erwarten. Antigone hätte viel zu viel Angst, sich einen ihrer frisch lackierten Fingernägel abzubrechen, und der Zwerg neben ihr mit dem schwammigen Händedruck macht auch nicht den Eindruck, als wäre er im wahren Leben genau so ein Held wie auf der Leinwand.
»Habt ihr irgendwo Mike Taenner gesehen?«, frage ich die beiden, ehe sie wieder anfangen zu knutschen.
»Eben stand er noch da vorn beim Aufzug. Ich glaube, er wollte kurz in sein Zimmer, weil er seine langen Unterhosen vergessen hat. Was willst du von dem Weichei?«, fragt Antis neuer Freund.
Selber Weichei!, würde ich dem Zwerg gern antworten, aber das lasse ich lieber. Vielleicht wird er ja mein Schwager und mit der Familie sollte man es sich nicht verscherzen. Nicht so wie meine Mutter und Opa.
Wahrscheinlich ist Elijah auch nur neidisch, weil Mike Taenner im Gegensatz zu ihm auch im wahren Leben ein echter Held ist. In Kalifornien, wo er lebt, hat er mal eine ganze Kindergartengruppe gerettet, die arglos im Meer geplanscht hat. Als sie alle im Wasser waren, kam ein weißer Hai. Mike Taenner hat sich sofort in die Wellen gestürzt und den Hai mit bloßen Händen erwürgt. Bei YouTube gibt es ein Video davon, auf dem man aber nicht viel erkennen kann, weil das Wasser so wild spritzt. Das Video hat super Kommentare bekommen, abgesehen von den Einträgen einiger Tierschützer, denen der Hai leidtat.
Ich dränge mich durch die Menge der Filmleute hinüber zu den Aufzügen. Unterwegs schnappe ich ein paar Gesprächsfetzen auf.
Hier meine Top drei:
• »Er hat sich beim Schönheitschirurgen die Nase richten lassen. Als wenn das bei seinem Gesicht was nützen würde.«
• »Ihr letzter Film war so schlecht, den kann man sich nur auf
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