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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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herausstellte, behielt ich in diesem Punkt Recht.
    Als ob das eine Rolle gespielt hätte.
     
    NUN, UM ES KLARZUSTELLEN: Die ist nicht der erste Dito-Dito-Transfer, an den ich mich erinnere.
    Alle versuchen es mal. Die meisten Leute sind unzufrieden mit dem Ergebnis, das sich oft als mitleiderregend schlechte Karikatur des eigenen Selbst erweist. Es kann schmerzvoll sein, so etwas zu sehen, als beobachte man eine Version von sich selbst, die betrunken, high oder unheilbar krank ist. An der Universität stellten manche Studenten Frankis her, um über sie zu lachen. Ich habe mich kaum mit diesen Dingen befasst.
    Vermutlich deshalb, weil meine Zweitkopie-Dits nie offensichtliche Degradationserscheinungen zeigten. Kein Zittern und keine auffallenden Erinnerungslücken. Weder komisches Torkeln noch undeutliches Sprechen. Langweilig! Genauso gut konnte ich alle meine Kopien direkt anfertigen. Das war bequemer. Und außerdem, warum gegen die Garantiebestimmungen von UK verstoßen? Sie könnten den Kiln zurückverlangen.
    Ich habe immer gewusst, dass ich ein guter Kopierer bin. Manche Leute haben dieses Talent. Vor Jahren habe ich in diesem Zusammenhang einmal an einem Forschungsprojekt teilgenommen. Und? Es macht keinen praktischen Unterschied. Welchen Sinn hat der Dit-zu-Dit-Transfer, selbst wenn er gut läuft?
    Hinzu kommt, dass es sich seltsam anfühlt. Ganz und gar nicht wie ein Inload. In tönerner Gestalt auf der Seite des Originals zu liegen, insbesondere dann, wenn das Seelensieb mit Ranken abzutasten beginnt, die sich besser für das Scannen von Neuronen eignen. Das Tetragrammatron muss härter arbeiten, um die Stehende Welle zu erfassen, während es behutsam an allen Saiten der inneren Symphonie zupft, jeden Ton ausleiht und verstärkt, um eine identische Melodie in einem anderen, nahen Instrument erklingen zu lassen.
    Komische Sache. Diesmal fühlte ich eine Art Echo vom neuen Dito, der noch als lebloser Haufen im Wärmfach lag. Das Déjà-vu-Gefühl, das unsere Großeltern so gespenstisch fanden – wir nennen es heute eine »Kräuselung in der Stehenden Welle« –, strich wie ein kalter Atemhauch über mich hinweg. Wie ein wirbelnder Geisterwind. Das Gefühl intimer Vertrautheit mit mir selbst, das mir ganz und gar nicht gefiel.
    Gehörte dies zum Experiment? War es Teil dessen, was Maharal zu erreichen versuchte?
    »Vor zweihundert Jahren prägte William James den Begriff ›Strom von Bewusstseinszuständen‹«, kommentierte Maharal munter, während seine Finger über Kontrollen glitten. »James bezog sich auf unser aller Bestreben, unseren Sinn von Identität auf eine Illusion zu übertragen. Die Illusion von Kontinuität – wie die Vorstellung von einem einzelnen Fluss, der von einer Quelle zum Meer strömt.
    Selbst die Dito-Technik hat nichts an dieser romantischen Täuschung geändert. Sie fügte dem Fluss nur zahlreiche Seitenarme und Nebenflüsse hinzu, und alle reichen zu einer einzelnen Seele zurück, zu einer Entität, die jede Person arroganterweise ›ich‹ nennt.
    Aber ein Fluss ist nichts, für sich genommen! Er ist amorph. Ein Trugbild. Ein sich ständig veränderndes Durcheinander aus umherwirbelnden Molekülen und Momenten. Selbst die alten Mystiker wussten: Wenn man von derselben Stelle aus zweimal in einen Fluss steigt, so taucht man dabei ins Wasser verschiedener ›Flüsse‹. Es sind verschiedene Flüssigkeiten, in die verschiedene Elefanten gepinkelt haben, an verschiedenen Orten und Zeiten stromaufwärts.«
    »Bei Ihnen klingt Philosophisches herrlich direkt«, brummte ich, während ich dalag und Maharals Monolog hilflos ausgesetzt war.
    »Danke. Übrigens stammt diese besondere Metapher von Ihnen. Ein anderer Golem von Albert Morris hat sie formuliert, vor Jahren. Was meinen Standpunkt bestärkt. Die Stehende Welle ist viel mehr als nur die Kontinuität von Erinnerung. Anders ist es gar nicht möglich! Es muss eine Art Verbindung zu einer höheren – oder tieferen – Ebene geben.«
    Ich kannte das Spiel. Maharal versuchte, mich abzulenken, sodass sich mein Ärger nicht aufs Prägen auswirkte. Doch seine Stimme brachte auch etwas Ehrliches zum Ausdruck. Der Unsinn, über den er brabbelte, war ihm wichtig.
    Die seltsamen Gefühle ließen mich wünschen, von den sonderbar starken widerhallenden Echos abgelenkt zu werden. Zwar steckte mein Kopf zwischen den Siebsonden fest, aber ich drehte die Augen und sah zu Maharal.
    »Sie sprechen von Gott, nicht wahr?«
    »Nun… ja. In gewisser

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